Die neuen Städte halfen den Herzögen dabei, über Land und Leute zu herrschen. Sie waren die Verwaltungszentren, in denen nun die herzoglichen Rentmeister, Richter, Mautner oder Kastner ihren Sitz hatten. Einige Städte waren außerdem Residenzstädte der Wittelsbacher, denn von 1255 bis 1506 war das Herzogtum in Teilherzogtümer aufgeteilt.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ließen die Wittelsbacher Herzöge ihr Land von Hofmalern abbilden und von Wissenschaftlern beschreiben: Mehr noch als auf ihre Burgen und Märkte waren die Herzöge auf ihre Städte stolz. Die Städte gehörten zu den großen Schätzen des Landes – sie waren das herzogliche Tafelsilber!
Nicht nur die Herzöge, auch die Bürger waren stolz auf ihre Städte. Auf sämtlichen verfügbaren Medien ließen sie ihre Städte porträtieren. Im Gegensatz zu den symbolhaften Stadtbildern des Mittelalters bemühte man sich nun um eine realistische Darstellung – auch wenn man dabei Idealbilder schuf, auf denen der wenig attraktive Alltag ausgeblendet blieb. Stadtveduten wurden populär. Die Skyline der Städte wurde zu ihrem Markenzeichen.
Das Antiquarium in der Münchner Residenz ist ein beeindruckender Bau. Besonders interessant aus heutiger Sicht sind die zeitgenössischen Darstellungen der Städte, Märkte, Burgen und Schlösser; zeigen sie doch das Aussehen der Städte gegen Ende des 16. Jahrhunderts, häufig zum ersten Mal in dieser Größe und Detailliertheit.
(aus dem Audioguide zur Bayerischen Landesausstellung 2020)
Einer der größten und prächtigsten Renaissancesäle nördlich der Alpen – mit stolzen 66 Metern Länge: das Antiquarium der Münchner Residenz. Herzog Albrecht V. ließ es zwischen 1568 und 1571 für seine Sammlung antiker Figuren errichten. Sein Nachfolger Herzog Wilhelm V. ließ den Raum zum Bankettsaal umgestalten und seine Gewölbe mit 102 ikonographisch korrekten Ansichten bayerischer Städte, Märkte und Burgen schmücken.
Jeanne Turczynski / B5 aktuell / 2000
Jakob Sandtner war ein Drechslermeister aus Straubing. Binnen weniger Jahre schuf er für Herzog Albrecht V. Holzmodelle von allen bayerischen Residenzstädten, deren Genauigkeit und filigrane Ausgestaltung noch heute alle, die sie betrachten, in ihren Bann ziehen.
(aus dem Audioguide zur Bayerischen Landesausstellung 2020)
In Zusammenarbeit mit der TU München konnten fünf Filme entstehen, die alle Interessierten mitnimmt auf eine spannende Flug-Zeitreise durch München im Jahr 1570.
Der Film beleuchtet den Ursprung Münchens, die „Heinrichsstadt“, so benannt nach ihrem Gründer, Heinrich dem Löwen. Schon damals war das Zentrum der Stadt klar erkennbar, der Schrannenplatz (heute Marienplatz).
Durch den wirtschaftlichen Erfolg wurde die Heinrichsstadt bald zu klein, so dass ein neuer, erweiterter Mauerring gezogen werden musste. Film 2 zeigt diese Entwicklung und führt die vier Stadtviertel Münchens (im Südosten das Angerviertel, im Südwesten das Hackenviertel, im Nordwesten das Kreuzviertel und im Nordosten das Graggenauer Viertel) vor Augen.
Die Stadtbefestigung selbst steht im Zentrum von Film 3. Ausgehend von der Befestigung der Heinrichsstadt wird der Bau des zweiten Mauerrings vorgestellt. Am Beispiel des Neuhauser Tors (heute Karlstor) wird die Wehrhaftigkeit dieser Anlage demonstriert.
Dieser Film stellt die drei Residenzen der Wittelsbacher in München vor: den Alten Hof, die Neueste und schließlich die heutige Residenz, deren verschieden Gebäudeteile näher beleuchtet werden.
Die verschiedenen Kirchenbauten in der Altstadt Münchens werden in diesem Film näher erläutert: die insgesamt drei Pfarrkirchen, die Bettelorden am Beispiel der Franziskaner und schließlich das Jesuitenkolleg, das erst nachträglich in das Modell Jakob Sandtners eingefügt wurde.
Nicht nur der Herzog dokumentierte den Stolz auf „seine“ Städte in Bildern und Kunstwerken. Auch die Bürger identifizierten sich immer mehr mit ihrer Heimat, wie dieser Altarbehang aus Landshut und diese Schmiedearbeit aus Deggendorf zeigen.
(aus dem Audioguide zur Bayerischen Landesausstellung 2020)
Mit göttlicher Unterstützung verteidigten die Landshuter Bürger ihre Stadt gegen die Feinde: Der Erzengel Michael hat geholfen, die Stadt selbst bleibt unversehrt, wie auf diesem Altarbehang aus Landshut zu sehen ist.
(aus dem Audioguide zur Bayerischen Landesausstellung 2020)