Stadtmuseum Weiden – „Historische Beziehungen zwischen Weiden in der Oberpfalz und Böhmen“

Schon in der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Weiden aus dem Jahr 1241 werden Beziehungen mit Böhmen genannt: König Konrad IV., der beim Reichsheer in der Stadt weilte, beauftragte mit dieser Urkunde den Landrichter von Eger / Cheb, Ramung von Kammerstein, mit dem Schutz des Klosters Speinshart (diese Szene ist auch auf einem Mosaik am Giebel des Alten Rathauses dargestellt). Seit dem 14. Jahrhundert war für Weiden vor allem die Lage an der Goldenen Straße wichtig, dieser bedeutenden Handels- und Reichsstraße, von Kaiser Karl IV. initiiert und gefördert, um Nürnberg und Prag zu verbinden. Karl hatte verfügt, dass auf ihr die böhmischen Könige ihren Weg zu den Reichstagen und zur Kaiserwahl zu nehmen hätten. Er bemühte sich um den militärischen Schutz dieser Straße, die viele Pflegamtssitze und Burgen säumten. Auch verlieh er den Orten entlang der Route zahlreiche Privilegien. So bestätigte er den Tachauern ihre eigene Gerichtsbarkeit mit dem Blutbann und das Recht auf eine eigenständige Verwaltung. Für Weiden, das seit 1360 zur böhmischen Krone gehörte, bewirkte die Lage an der Goldenen Straße erhebliche Geleit- und Zolleinnahmen.
Das Jahr 1391 war für die Beziehung der beiden Städte Weiden in der Oberpfalz und Tachov / Tachau, die seit 1956 durch eine Patenschaft eng verbunden sind und auch seit alters her eine enge Nachbarschaft pflegten, nicht eben förderlich: König Wenzel verfügte, dass die Zollstelle für die Egerer Kaufleute, die Waren nach Frankfurt führten, von Tachau nach Weiden verlegt werden sollte, was für Weiden erhebliche Einkünfte bedeutete, für Tachau hingegen große Einbußen.
Im Jahr 1414 kam Jan Hus auf seinem Weg zum Konzil nach Konstanz durch Weiden: „Hernacher zu Neustadt haben mich alle Teutsche gern gesehen. Als wir durch Weiden durchzogen, sahen uns viel mit Verwunderung an.“ In den auf die Verbrennung von Jan Hus folgenden Hussitenkriegen war Weiden mehrmals Lagerort für das Reichsheer. Zwischen dem 24. und 27. August 1427 trafen sich die Abgesandten der Reichsstädte mit den Herzögen Johann und Otto von Bayern, dem Kurfürsten von Brandenburg, den Bischöfen von Augsburg und Speyer und dem Erzbischof von Trier zu Beratungen wegen der Hussitengefahr in Weiden. Sie wollten über Tachau und „Slakenwerde (Schlackenwerth) gen Beheim ziehen“. In der Schlacht bei Hiltersried 1433 waren auch Weidener unter den Gefallenen.
Im Lauf der Jahrhunderte gab es immer wieder enge Kontakte zwischen Weiden und Böhmen. Die wirtschaftlichen Beziehungen, die zwischen der Oberpfalz und Böhmen schon seit Jahrhunderten Bestand hatten, wurden im 19. Jahrhundert durch den technischen Fortschritt vereinfacht: Die Eisenbahn war nun das günstige Transportmittel für Waren und Personen. Im Jahr 1861 wurde die Strecke Schwandorf–Cham–Furth–Plzeň/Pilsen–Praha/Prag eröffnet und schon 1865 auch die Linie Weiden–Cheb/Eger.


Stadtmuseum Weiden, Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Tel. +049(0)961/4703900, Fax +049(0)961/4703909, www.weiden-oberpfalz.de, Mo–Fr 9–12 Uhr, 14–16.30 Uhr


Darstellung der Goldenen Straße an einer Hausfassade in Weiden in der Oberpfalz.
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