Selbst ist die Frau

Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten

Die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten von Mädchen und Frauen war seit dem 19. Jahrhundert eines der wichtigsten Ziele der Frauenbewegung in Deutschland. Nur auf der Basis von gleichen Bildungschancen erschien die allgemeine Gleichberechtigung von Frauen und Männern möglich.

Die verschiedenen Frauenvereine forderten insbesondere eine Reform des höheren Mädchenschulwesens und die Öffnung der deutschen Universitäten für die Frauen. Sie hatten dabei gegen die verbreitete Meinung anzukämpfen, eine Schul- und Berufsausbildung für Mädchen lohne sich nicht, da sie ja doch einmal heiraten würden.

Im Schulunterricht wurden Mädchen vor allem auf ihre zukünftige Rolle als Ehefrau, Mutter und Hausfrau vorbereitet. Die Frage einer beruflichen Mädchenbildung wurde Ende des 19. Jahrhunderts besonders aktuell, weil eine immer größere Zahl von Frauen aus dem Mittelstand nach Arbeits- und Versorgungsmöglichkeiten suchte.

Eine grundlegende Reform des Mädchenschulwesens erfolgte in Bayern 1911 und 1924. Mädchen und Frauen konnten nun auf dem normalen Schulweg die Hochschulreife erlangen. Zuvor war ihnen das nur in privaten Gymnasialkursen möglich gewesen. Bereits 1903 war Frauen die Einschreibung an den bayerischen Universitäten München, Erlangen und Würzburg gestattet worden.

Stetten
Anna Barbara von Stetten
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Gürtel
Rasselgürtel zum Tanzen
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Der Weg zur Gleichberechtigung - Anfänge der Frauenbewegung

Die Frauen waren die Verliererinnen der Modernisierung. Die Umwälzungen des 19. Jahrhunderts gingen weithin auf ihre Kosten.

Die moderne Berufswelt blieb ihnen verschlossen, da sie keine qualifizierten Schul- und Universitätsabschlüsse erwerben durften. Die politische Betätigung von Frauen war 1850 generell untersagt worden.

In Bayern begannen Frauen erst in den 1890er Jahren, ihre Interessen gemeinsam zu organisieren.

1894 wurde in München die „Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" gegründet, die später in „Verein für Fraueninteressen" umbenannt wurde.
Der Verein setzte sich für höhere Mädchenbildung und das Frauenstudium ein.

Nach der Aufhebung des frauendiskriminierenden Vereinsgesetzes 1908 konnten endlich auch in Bayern Frauen offen und öffentlich für ihre staatsbürgerliche Gleichstellung eintreten. Dr. Anita Augspurg und Lida Gustava Heyemann gründeten daraufhin in München den „Bayerischen Landesverein für Frauenstimmrecht".

In der Revolution von 1918 erhielten die Frauen das Stimmrecht; 1919 zogen die ersten weiblichen Abgeordneten in den Bayerischen Landtag ein.




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Vereinslogo: Drachensymbol
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Foto
Szenenfoto
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Frauenfeindliche Tendenzen im Nationalsozialismus

Die Zeit des Nationalsozialismus unterbrach die Emanzipationsentwicklung für die Frauen. Mutterschaft, Haushalt und Familie wurden ideologisch überhöht und so politisiert. Gleichzeitig wurden die Frauen aus ihren Berufen verdrängt. Während des Krieges wurde jedoch Frauenarbeit in der Landwirtschaft wie in der Rüstungsindustrie unverzichtbar.

Im Zuge der „Gleichschaltung" verlor die Frauenbewegung die Kontrolle über ihre Organisationen und sozialen Einrichtungen. Die jüdischen Vereinsmitglieder wurden bereits 1933 ihrer Ehrenämter enthoben, diskriminiert und verfolgt.

Während die organisierte Frauenbewegung dem NS-Regime keinen geschlossenen Widerstand entgegensetzte, gab es immer wieder Frauen, die sich dem Regime mehr oder minder offen verweigerten. 43 Prozent der am Oberlandesgericht München anhängigen „politischen" Prozesse wurden gegen Frauen geführt.

Neumeyer
Anna und Karl Neumeyer
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Mutterkreuz
Mutterkreuzverleihung
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Neubeginn

Nach dem Ende des Krieges mangelte es an Lebensmitteln ebenso wie an Wohnraum. Viele Städte waren großflächig zerbombt.

1,9 Millionen Flüchtlinge aus dem Sudetenland, aus Schlesien, Ostpreußen und den deutschen Siedlungen in den Balkanländern wurden in Bayern aufgenommen.

Da ein Großteil der Männer gefallen oder in Kriegsgefangenschaft war, mußten die Frauen ihre Familien allein ernähren und versorgen. Improvisationsgeschick und gegenseitige Hilfe wurden wichtige Tugenden.

Mit großer Tatkraft nahmen Frauen den gesellschaftlichen Wiederaufbau in die Hand. Sie wurden dabei von der amerikanischen Militärregierung gefördert. Engagierten Frauen boten sich oft unvermutete Möglichkeiten zur Hilfe für andere und zum Aufbau einer eigenen neuen Existenz.

Kampf um Gleichberechtigung

Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1900 hatte die Unterordnung der Frau festgeschrieben.

Erst nach schwierigen Verhandlungen wurde 1949 die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in das Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen.

Der Widerspruch beider Gesetze erzwang die überfällige Reform des Familienrechts. Eine wichtige Rolle kam dabei dem „Frauenfunk" des Bayerischen Rundfunks zu. Er war von den Amerikanern ins Leben gerufen worden und wurde von Frauen geleitet.

Nach den grundlegenden Veränderungen in der Rechtsstellung, die die ältere Frauenbewegung erzielt hatte, ging es der „Neuen Frauenbewegung" der 1960/70er Jahre um eine Bewußtseinsveränderung.

Die Studentinnen wehrten sich gegen patriarchalische Verhaltensweisen. Der Protest gegen die Abhängigkeit und Diskriminierung der Frau griff schon bald über die Universitäten hinaus.

Die „Neue Frauenbewegung" hat das Selbstverständnis vieler Frauen verändert. Anliegen von Frauen werden heute insgesamt stärker beachtet.

Kuni
Trachtenpuppe „Kuni"
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Jella Lepmann
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Marianne Feuersenger
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Bezirkskamin- kehrermeisterin Annemarie Hoffmann aus Haag
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Frauenarbeit Blick nach vorn

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