Archäologie

Quellen der Archäologie und ihre Aussagemöglichkeiten

Die Archäologie erforscht alte Kulturen, für die eine schriftliche Überlieferung ganz oder weitgehend fehlt. Ihr Quellenmaterial sind Bodenfunde, also Gegenstände aus Metall, Glas, Keramik und Knochen, selten aus Holz und Textilreste. Sie wertet auch Befunde aus, also die Spuren vergangener Eingriffe in den Boden. Aus diesen Funden und Befunden ergeben sich auch Hinweise auf das Leben und die soziale Stellung von Frauen. Dieses Quellenmaterial zeigt jedoch nur einen begrenzten Ausschnitt der Alltagskultur. Seine Aussagekraft ist z. B. abhängig von der ursprünglichen Auswahl der Grabbeigaben und den Erhaltungsbedingungen im Boden.

Die überwiegende Menge aller Funde aus dem frühen Mittelalter (Ende des 5. - Ende des 7. Jahrhunderts) stammt aus Reihengräberfeldern. Diese lassen Aussagen zur Chronologie, zur sozialen Stellung der Bestatteten, zur Tracht und zu den Grabsitten zu.

Das Fundmaterial aus Siedlungen ist dagegen weniger zahlreich und vielfältig. Siedlungsgrabungen geben Auskunft über Art und Aussehen der Häuser.

Schuhe
Lederschuh und Nachbildung
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Anthropologie - Skelette erzählen

Die Anthropologie, die „Lehre vom Menschen", wird meistens der Biologie zugeordnet. Das Ziel der prähistorischen Anthropologie ist es, das menschliche Leben der Vergangenheit zu rekonstruieren.

Sie benützt als Quellenmaterial Skelett- und Knochenfunde, zum Teil Leichenbrandreste, auch Mumien oder Moorleichen. Aus diesem Material kann sie Aussagen gewinnen über den Gesundheitszustand und das Alter der Menschen, über Ernährung, Hygiene, Wohnverhältnisse, Arbeitsbelastung und soziale Merkmale.

Die ausgestellten Knochenfunde erlauben einen Blick auf das Alltagsleben der Frauen, ihre Belastungen, Krankheiten, auch Unfälle und Todesursachen.



Vom Mädchen zur Frau

Die einzelnen Lebensstationen vom Mädchen zur Frau werden hier am Reihengräberfeld von Altenerding gezeigt.

Die Ausstattung der Gräber ändert sich je nach dem Alter der bestatteten Mädchen und Frauen. Dies ist bei Gräbern des 6. Jahrhunderts besonders deutlich, da in dieser Zeit die Beigabensitte intensiver geübt wurde.

Bereits kleine Mädchen besaßen Schmuck wie Perlen und Ohrringe, Amulettgehänge, aber keine Arbeitsgeräte und selten Fibeln.

Mit 7 Jahren traten die Mädchen in die Arbeitswelt der Frauen ein. Unter den Beigaben finden sich nun Arbeitsgeräte.

Erst in den Gräbern jugendlicher Frauen (14-22 Jahre) sind Bügelfibelpaare als Grabbeigaben zu finden. Da sie nie in Mädchengräbern vorkommen, zeigen die Bügelfibeln, außer Stand und Herkunft, wohl auch die Heiratsfähigkeit an. Nach frühmittelalterlichen Gesetzestexten setzt die Heiratsfähigkeit bereits mit 12 Jahren ein.

Der nächste Wechsel in der Ausstattung ist in Grabstätten älterer und alter Frauen festzustellen. Sowohl der Verlust der Gebärfähigkeit als auch ihre Ausgliederung aus dem Arbeitsprozeß spiegeln sich in den Beigaben wider.



Heidnische Amulette und christliche Heilszeichen

Mädchen und Frauen trugen im Frühmittelalter - im Gegensatz zu den Männern - eine Vielzahl von Amuletten. Diese waren neben Gerätschaften wie Kamm und Messer am Gürtelgehänge befestigt. Sie wurden meist an der linken Körperseite getragen.

Wahrscheinlich hängt dieses Amulettbrauchtum mit dem verstärkt benötigten Schutz bei Schwangerschaft und Geburt zusammen. Die Amulette sollten Unheil abwehren und die Fruchtbarkeit der Frauen bewahren.

Die genaue Bedeutung der Amulette ist unbekannt. Sie läßt sich gelegentlich aus völkerkundlichen Vergleichen ableiten.

Das Amulettwesen blieb vom Aufkommen des Christentums unberührt. An den Gürtelgehängen finden sich weiterhin zahlreiche heidnische Amulette. Hinzu treten nun Kreuzanhänger und Schmuckstücke mit christlichen Darstellungen.

Grabfund
Grabfund mit Pektoralkreuz
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„... als Eva spann..." - Textilherstellung im frühen Mittelalter

Die Herstellung von Stoffen war im Frühmittelalter Sache der Frau. Die Textilien wurden meist für den Eigenbedarf hergestellt. Es gab auch regelrechte Zentren der Textilherstellung, so an den merowingischen Königshöfen.

Die Textilarbeit umfaßte alle Arbeitsgänge, also die Schafschur bzw. den Flachsanbau, das Herrichten des Spinnmaterials, das Spinnen, das Weben, das Färben, schließlich das Nähen der Gewänder und das Verzieren der fertigen Textilien durch Stickereien.

Zeugnis von der Textilarbeit geben Schriftquellen, Geräte aus Frauengräbern und Funde aus Siedlungen.

Von den Textilien blieben nur geringe Reste erhalten. Diese lassen Rückschlüsse auf die verschiedenen Stoffbindungsarten wie Leinenbindung und diverse Köperbindungen zu. Eine besondere Webtechnik zur Herstellung von Borten und Webkanten war die Brettchenweberei.

Spindel
Spindel, zwei Spinnwirtel, Tüllengefäß
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Besonders gestellte Frauen

Die Schriftquellen zeichnen für das frühe Mittelalter eine patriarchalisch geprägte Gesellschaft. Archäologisch lassen sich in dieser auch einzelne Frauen von hoher gesellschaftlicher Stellung fassen. Darauf weisen der Reichtum ihrer Grabausstattung, aber auch die Größe und Lage ihrer Grablege innerhalb eines Gräberfeldes hin.

In Zeuzleben bildet das Grab einer Frau (Grab 25) den Mittelpunkt des Friedhofs. Nicht nur seine Lage, auch die ehemals reiche Ausstattung und die Größe der Grabanlage heben das Grab deutlich von den übrigen Gräbern, auch von den Männergräbern, ab.

Das Grab eines kleines Mädchens aus Aschheim (Grab 5) zeichnet sich durch besonders reiche Beigaben aus. Es wird auch durch seine Lage bei einer frühen Kirche hervorgehoben.

Einzigartig in ihrer Qualität sind die Beigaben aus dem Grab einer reichen Frau, das 1881 in Wittislingen entdeckt wurde. Die verschiedenen Herkunftsgebiete der einzelnen Beigaben zeigen die weitreichenden Verbindungen dieser hochgestellten Person, die wohl aus einem fränkischen Adelshaus stammt.

Fibel
Bügelfibel
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Frauenbilder Geschichtswürdigkeit

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