1825 - Ludwig I. (1786-1868) wird bayerischer König. Der neue Regent musste sich vielen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war eine Zeit des Umbruchs, und Ludwig war sich dieses Spannungsfelds durchaus bewusst. Die schnell voranschreitenden Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft und Verkehr faszinierten König Ludwig und forderten ihn zugleich immer wieder heraus. Er ließ einen Kanal bauen, der sich der neuen Eisenbahn geschlagen geben musste, er beseitigte Zollschranken und richtete damit gleichzeitig das Königreich nach Norden aus, er war Sparfuchs und Vielschreiber, dessen Tagebucheinträge und Gedichte Blicke in sein Innenleben gewähren. In einer sich immer weiter modernisierenden Gesellschaft war es Ludwig I. aber auch wichtig, das Geschichts- und Traditionsbewusstsein seiner Untertanen zu stärken.
Er eckte mit seinen Taten und Worten oft an, wurde mit zunehmender Regierungszeit immer konservativer und schlug schließlich eine autokratischere Richtung ein. Am Ende stand sein Rücktritt im Frühjahr 1848.
Der 1786 in Straßburg geborene Ludwig I. tritt uns als ein Herrscher mit vielen Gesichtern gegenüber. Seine Persönlichkeit ist von konstanten, aber auch wechselhaften Vorlieben sowie von Gegensätzlichkeiten durchzogen. Er war liebevoller Ehemann und dennoch amourösen Abenteuern nicht abgeneigt, er war geschichtsbewusst, kunst- und baugegeistert, Verehrer der Schönen und begeisterter Philhellene – und, und, und …
Herrschen, DAS wollte König Ludwig I. Das stellte sich aber bei einem noch jungen Königreich, bestehend aus Pfalz, Altbayern, Schwaben und Franken, schwieriger heraus als gedacht. Aus diesen zum Teil neuen Landesteilen eine Einheit zu formen und eine gemeinsame Identität als Bayern zu verankern, war eine seiner größten Herausforderungen.
Der Bayerische König regierte sein Land nicht alleine. Durch die Staatsform der Konstitutionellen Monarchie und die Bayerische Verfassung wurde der Weg für ein demokratisches System vorbereitet. Ludwig regierte zusammen mit einem Parlament und war letztlich kein Alleinherrscher. Das Herrschen und Regieren war nicht einfach: es gab einen Landtag, Minister, Reichsräte und Abgeordnete. Ludwig I. hatte Mitspieler und Gegenspieler.
Zwei riesige Verkehrsprojekte prägten die Regierungszeit König Ludwigs I.: der Donau-Main-Kanal, wodurch eine Verbindung zwischen Main und Donau geschaffen wurde, und die Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof. Die wirtschaftlichen Verbindungen in den Norden wurden durch diese Projekte ebenso wie durch den Deutschen Zollverein und eine Währungseinheit gestärkt. Das östliche Bayern geriet ins Hintertreffen.
Bauwerke und Denkmäler Ludwigs I. finden sich überall in Bayern. Sein Augenmerk lag auf der Hauptstadt München, die er zu einem „Isar-Athen“ ausbauen wollte sowie auf Regensburg und der näheren Umgebung, wo er mit der Walhalla, der Befreiungshalle und dem Umbau des Doms eine Denkmallandschaft verwirklichte.
Der König brach mit dem jahrhundertealten Privileg der Handwerkszünfte und stärkte die staatliche Aufsicht mit Hilfe der neu geschaffenen Gewerbevereine. Die beginnende Industrialisierung sah König Ludwig I. eher skeptisch. Aber er akzeptierte letztlich die damit verbundenen Veränderungen.
König Ludwig versuchte durch seine Religionspolitik den katholischen Glauben wieder zu stärken. Dies spiegelt sich vor allem im Bau von Kirchen, der Aufhebung der Verbote zahlreicher religiöser Bräuche und Traditionen sowie in der Belebung des Klosterwesens. Etwa 130 klösterliche Gemeinschaften wurden neu- oder wiederzugelassen.
Darunter befanden sich auch die Barmherzigen Schwestern, die Ludwig aus Straßburg nach Bayern holte - dies war der Beginn der professionellen Krankenpflege im Königreich. Auch im medizinischen Sektor blieb die Zeit nicht stehen. Neue Erkenntnisse und Verfahren halfen dabei, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Anderen Glaubensrichtungen stand Ludwig I. eher ablehnend gegenüber. Mangelnde Unterstützung und Benachteiligung von Protestanten und Juden sind deutliche Anzeichen dafür. Ansiedelungen und Gemeindegründungen wurden kontrolliert und überwacht.
In die Thronbesteigung Ludwigs I. setzten viele liberal gesinnte Bayern zunächst große und auch berechtigte Hoffnungen. Diese Zuversicht sollte sich ab 1830 immer weiter verflüchtigen. Außen- und innenpolitische Entwicklungen verunsicherten den König, sodass er zu einer sehr konservativen, teils autoritären Einstellung fand. Pressezensur und langjährige Haftstrafen für seine Widersacher waren die Folge. Ein mitregierendes Volk lag außerhalb der Vorstellungswelt Ludwigs. Die weitere Emanzipation und Politisierung der Bevölkerung konnten aber nicht mehr unterbunden werden.
Die innerpolitischen Unruhen spitzten sich 1848 immer weiter zu, bis sie im März ihren Höhepunkt erreichen. Die skandalöse Beziehung zu Lola Montez hatte das Ansehen des Königs schwerst beschädigt und brachte letztendlich das Fass zum überlaufen. König Ludwig I. wollte und konnte die politischen Forderungen der Bürger nicht mehr mittragen – er dankte ab. Sein Sohn Maximilian wurde neuer König von Bayern. Schon 40 Jahre später feierte man Ludwig I. anlässlich seines 100sten Geburtstags in München mit einem eindrucksvollen Festzug, der alles bisher Dagewesene sprengte.