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135 B

Stammtischbuch des „Ventilator-Ecks“

in der „Schlenkerla“-Brauereigaststätte

Bamberg, frühes 20. Jahrhundert |

Tinte und Aquarell/Papier,

Einband: Leder, 39x24cm |

Brauerei Schlenkerla, Bamberg

135 C

Ausleger mit der Figur des „Schlenkerla“

18. Jahrhundert (?)/um 1910 | Fotografie |

Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

auch durchreisende Gäste trugen sich ein.

Eine Federzeichnung, die anlässlich eines

Schlachtfests im Frühjahr 1906 entstand, bil-

det eine schematische Darstellung des Hau-

ses mit der Aufschrift „Schlenkerla“ ab und

belegt damit, dass der Spottname des Wirts

recht bald auf die Gaststätte überging.

Zu dieser Zeit führte bereits Andreas

Grasers Sohn Michael (1877–1943) den Be-

trieb und baute ihn weiter aus. 1926 pach-

tete er das benachbarte Haus „zu den Stör-

chen“.Dort ließ er Gasträume, darunter die

„Dominikanerklause“, im altdeutsch-neu-

gotischen Stil mit dunklen Möbeln und

Wandvertäfelungen einrichten und die alte

Wirtsstube auf dieselbe Art neu ausstatten.

Die Zierfachwerkfassade des Stammhauses,

die Anfang des 20. Jahrhunderts noch über-

putzt gewesen war, hatte er offenbar bereits

zuvor wieder freilegen lassen: Im erwähnten

Stammtischbuch findet sich ein auf 1912

datiertes farbenprächtiges Aquarell mit der

restaurierten Gebäudefront.

Im Zuge der historisierenden Kom-

plettüberarbeitung seiner Brauereiwirtschaft

etablierte Michael Graser auch den Spitz-

namen seines Vaters in der Werbung. Bier-

krüge aus den 1920er-Jahren tragen bereits

die Doppelbenennung „Hellerbräu Schlen-

kerla Bamberg“.DenAusleger des Gasthau-

ses

(C)

ziert seither – neben einem blauen Lö-

wen in Anspielung auf den alten Hausnamen

und einem sechszackigen Brauerstern – auch

der „Schlenkerla“ als o-beiniges Männlein

in fränkischer Tracht, eingefasst in einen

Blätterkranz, das traditionelle Ausschank­

zeichen. Ob der Ausleger, wie aufgrund

des geschmiedeten Rokokomuscheldekors

vermutet wurde, in seiner Grundform aus

dem 18. Jahrhundert stammt oder erst von

Michael Graser in Auftrag gegeben wurde,

lässt sich nicht sagen.

M.N.

Lit.:

Fiedler, Bamberg, S.68–71; Freise-Wonka, Männer­

geschichten,S.174f.;Ruderich,Schlenkerla; freundliche

Hinweise von Christian Fiedler, Frankfurt,und Matthias

Trum, Bamberg

07 Bierberühmtheiten und Bierschätze

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