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Bayerische Landesausstellung 2014

Die Ausstellung fand an drei verschiedenen Orten statt. Der Rundgang führte durch das mittelalterliche Regensburg von der Minoritenkirche des Historischen Museums zum Diözesanmuseum St. Ulrich und endet im Domkreuzgang.

Regensburg – Boomtown des Mittelalters

Um die europäische Dimension, die Vielfalt des Heiligen Römischen Reichs und die zukunftsweisenden Aspekte in der Herrschaftszeit Ludwig des Bayern zu zeigen, ist Regensburg der geeignete Ort: Regensburg, die erste bayerische Hauptstadt, lag an der Schnittstelle der vom Haus Wittelsbach regierten Gebiete, von Ober- und Niederbayern und dem bayerischen Nordgau. Zwar war die Stadt seit dem Privileg Kaiser Friedrichs II. von 1245 reichsfrei und stand damit nicht mehr unter herzoglich-bayerischer Herrschaft, dennoch besaßen die früheren Stadtherren, also Bischof und Herzog, nach wie vor (und bis zum Ende der Reichsfreiheit Regensburgs im Jahr 1803) wichtige Herrschaftsrechte und damit Einfluss in der Stadt. Seine Bedeutung gewann Regensburg auch durch die verkehrsgünstige Lage: Hier schnitten sich viele Handelswege, vor allem die Ost-West-Verbindung der Donau und – seit Mitte des 12. Jahrhunderts – die Nord-Süd-Verbindungen dank der Steinernen Brücke, dem einzigen festen Donauübergang zwischen Ulm und Wien. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erreichte die Donaumetropole einen Höhepunkt an Macht und Einfluss. Als wohl einzige Stadt in Bayern besaß sie Verbindungen nach ganz Europa, auch dank der bedeutenden jüdischen Gemeinde. Die im Fernhandel zwischen Franken, Böhmen und Oberitalien reich gewordenen Patrizierfamilien verfügten über große Geldsummen und waren unverzichtbare Kreditgeber auch für die bayerischen Fürsten.
Die steinernen Zeugen des Reichtums sind in Regensburg – neben der alles überragenden gotischen Kathedrale – noch heute in den Stadtburgen und Kaufherrenpalästen aus dieser Zeit zu finden. Ludwig der Bayer, auch sonst ein Förderer des Handels und der Reichsstädte, nutzte nach Kräften die Möglichkeiten Regensburgs; als Herzog, König und Kaiser hielt er sich etwa vierzig Mal in ihren Mauern auf. Hier besorgte er sich die notwendige finanzielle Unterstützung vor der siegreichen Schlacht bei Mühldorf 1322 gegen den Thronkonkurrenten Friedrich, hier präsentierte er als König die neu errungenen Reichskleinodien 1324, hier griff er aber auch über befreundete Adels- und Patriziergeschlechter in die Stadtpolitik ein und nutzte den strategisch zentral gelegenen Ort für Verhandlungen und Rüstungen. An originalen historischen Schauplätzen Regensburgs erzählt die Ausstellung die Geschichte des bayerischen Herzogs, deutschen Königs und römischen Kaisers, mit dem Bayern zum Mittelpunkt Europas wurde.
Neben den drei Ausstellungsschauplätzen wird die Stadt Regensburg als Ganzes den Rahmen bilden: Führungen durch den Dom St. Peter und eine eigens entwickelte Audioguide-Führung erschließen Orte in der Altstadt des UNESCO-Weltkulturerbes, die direkt mit der Geschichte Ludwig des Bayern verbunden sind.

Minoritenkirche und Historisches Museum der Stadt Regensburg
Der hoch aufragende Bau der Minoritenkirche mit dem anschließenden Kreuzgang ist der richtige Ort, um die politische Geschichte jenes Kaisers zu erzählen, der die bedeutendsten Köpfe des Minoritenordens an seinen Hof holte – eine Geschichte, die wohl viele Besucher in Teilen aus Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ kennen. Die Kirche der seit 1221 in Regensburg ansässigen Minoriten wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Sie zählt neben der Regensburger Dominikanerkirche zu den größten Bettelordenskirchen Süddeutschlands. Zur Zeit Ludwigs des Bayern wurde der Chor neu errichtet (dendrochronologisch datiert auf 1347). Von der farbenprächtigen Chorverglasung sind heute Reste in bayerischen Museen erhalten (Museen der Stadt Regensburg/Bayerisches Nationalmuseum München). Der Fries der 14 Nothelfer im südlichen Seitenschiff (um 1320) gilt als frühes Beispiel der Gattung Andachtsbilder.
Die Geschichte des Bettelordens im 14. Jahrhundert und seiner Auseinandersetzungen mit der Kurie in Avignon (Armutsstreit) ist zugleich Teil der Erzählung um Kaiser Ludwig den Bayern. Herausragende Vertreter der Ordensgemeinschaft fanden Zuflucht am Hof des wittelsbachischen Kaisers und unterstützten seinen Kampf gegen die Päpste. Die Ausstellung will diesen Konflikt und die geistigen Strömungen der Zeit beleuchten und sucht konkrete Anknüpfungspunkte zur Regensburger Minoritengemeinschaft.


Diözesanmuseum St. Ulrich
St. Ulrich, eine der wichtigsten frühgotischen Bauten in Süddeutschland, war vermutlich als Hofkirche der bayerischen Herzogspfalz geplant, worauf ihre doppelstöckige Anlage hindeutet. Während der Bauzeit der Kirche änderten sich Funktion und Plan – wohl auf Grund der politischen Entwicklungen in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die heutige Emporenkirche könnte demnach ein architektonisches Zeugnis für den Verlust der Funktion als herzogliche Hauptstadt und der Stadtfreiheit Regensburgs sein. Just an diesem Ort wird die Ausstellung das vielfältige Mit- und Gegeneinander der Stadtherren mit Ludwig dem Bayern beleuchten. In einer Multivisionsschau wird die mittelalterliche Stadt erlebbar. Wertvolle Originalobjekte aus Regensburgs Schatzkammern vermitteln einen Eindruck vom Reichtum der Stadt und ihrer Bewohner. Die Besucher können hier die Stadt Regensburg und das bayerische Herzogtum gewissermaßen aus der Perspektive des bayerischen Herzogs, also „von oben“, wahrnehmen, denn während der Ausstellung wird das Obergeschoss durch einen temporären Treppenturm erschlossen.


Domkreuzgang
Die Lage des Domkreuzgangs ist durch die Vorgängerkirchen des Doms zu erklären. In Teilen der südlichen Kreuzgangmauer steckt die Nordmauer des karolingischen Doms. Im Norden grenzt die Stephanskapelle, auch als "Alter Dom" bezeichnet, an die römische Stadtmauer. Der Kastenaltar (10. oder 11. Jahrhundert) war vielleicht der Hochaltar des karolingisch-ottonischen Doms. Von Anfang an ist die Gestalt eines Doppelkreuzgangs belegt. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde das als Mittelhalle gestaltete Mortuarium erweitert, an das die 1160 errichtete Allerheiligenkapelle (erbaut als Grabkapelle mit Darstellung des Jüngsten Gerichts) anschließt. Die Ausstattung des Kreuzgangs mit Grabsteinen, Epitaphien, Wandbildern, Totenleuchten bildet einen weitgehend originalen Zustand ab und führt so die mittelalterliche Tradition in die Gegenwart fort.
Der Kirchenbann, den die Päpste mehrfach über Ludwig den Bayern und sein gesamtes Reich ausgesprochen hatten, bedeutete eine Zeit religiösen Aufruhrs und tiefster Verunsicherung. Der liturgische Jahreslauf war empfindlich gestört oder gar nicht mehr möglich. Auf der Suche nach Halt und Zuversicht entwickelten sich auch neue, private Andachtsformen. Der bisher nur im Rahmen von Führungen zugängliche Kreuzgang, in dem die Jenseitsvorstellungen und Frömmigkeitsformen des Mittelalters thematisiert werden, bietet die Möglichkeit zu Ruhe und Kontemplation.
Minoritenkirche, © Stadt Regensburg (Foto: Peter Ferstl)
Minoritenkirche, © Stadt Regensburg (Foto: Peter Ferstl)
  Minoritenkirche, © Stadt Regensburg (Foto: Peter Ferstl)
Minoritenkirche, © Stadt Regensburg (Foto: Peter Ferstl)
     
St. Ulrich, © www.altrofoto.de
St. Ulrich, © www.altrofoto.de
  St. Ulrich nach Westen, © www.altrofoto.de
St. Ulrich nach Westen, © www.altrofoto.de
     
Domgarten mit Zugang zum Mortuarium (Foto: Uwe Moosburger) 
Domgarten mit Zugang zum Mortuarium, © Staatliches Bauamt Regensburg (Foto: Uwe Moosburger)
  Domkreuzgang, Mortuarium, © Staatliches Bauamt Regensburg (Foto: Uwe Moosburger) 
Domkreuzgang, Mortuarium, © Staatliches Bauamt Regensburg (Foto: Uwe Moosburger)
     
     

Aus dem Besucherbuch
Aus dem Besucherbuch