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1866-1869: Brücken über die Mainlinie
Nach der Auflösung des Deutschen Bundes 1866 gründete Preußen
zur Befestigung seiner Hegemoniestellung den Norddeutschen Bund. Die "Mainlinie"
bildete seine Grenze gegen die süddeutschen Staaten. Aber zugleich
wurden mit militärischen und wirtschaftspolitischen Bündnissen
zwischen Nord und Süd Brücken geschlagen. Die wichtigsten waren
- das 1866 geschlossene
Schutz- und Trutzbündnis und
- der 1867 erneuerte
Zollverein.
Das geheime Schutz- und Trutzbündnis zwischen Bayern und Preußen
stellte die bayerischen Truppen im Falle einer Aggression durch Dritte
unter preußischen Oberbefehl. Als dieser Geheimvertrag im Sommer
1867 in Berlin und München veröffentlicht wurde, schlugen die
Wellen in Bayern hoch.
Die Befürworter bayerischer Eigenstaatlichkeit sahen ihr Land bereits
als Satelliten Preußens und befürchteten militärische
Verwicklungen an der Seite des "Militär- und Raubstaates".
Der erneuerte Zollverein schuf eine engere politische Verbindung zwischen
seinen Mitgliedern als der alte Verein von 1834. Mit seiner bundesstaatlichen
Grundstruktur und seinen parlamentarischen Elementen nahm er die spätere
Ordnung des Kaiserreichs vorweg. Österreich blieb ausgeschlossen.
Schon aus wirtschaftlichen Gründen kam Bayern nicht um die Bindung
an den sich abzeichnenden kleindeutschen Staat herum.
Doch die bayerische Bevölkerung blieb gespalten: Das katholische
Altbayern wählte die "Patrioten", die neubayerisch-protestantischen
Gebiete überwiegend die Liberalen. Die für die Eigenständigkeit
Bayerns eintretenden katholisch-konservativen Kräfte erlangten 1868
und 1869 überraschende Wahlsiege und gerieten damit in Opposition
zur königlich-bayerischen Regierung und dem von König Ludwig
II. ernannten liberalen Ministerium.
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