Bebo


Papst Eugen III.


Eichstätter Bischofs- geschichten


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Anonymus Haserensis, De gestis episcoporum Eistetensium (Von den Taten der Bischöfe von Eichstätt)

EINLEITUNG | ORIGINAL UND ÜBERSETZUNG



Original



Übersetzung

(15.) Defuncto itaque Reginoldo episcopo successit Megingaudus, antecessori suo tam moribus quam scientia dissimillimus. Ille quippe adprime, hic uero mediocriter erat litteratus; ille mitis et benignus, hic seuerus et iracundus; in illo perfugium miseris, in isto communis erat pernicies malis. De hoc episcopo tam multa tamque mira narrantur, ut melius esset omnino reticere de eo, quam parum aliquid dicere, nisi scirem, quod hoc aut inuidie deputaretur aut inscitie. Dicam ergo uel pauca, ne predictorum arguar; reticebo autem multa, ne a proposito longius impediar.


15. Als nun Bischof Reginold gestorben war, folgte ihm Megingoz, der seinem Vorgänger sowohl in den Sitten wie auch in der Bildung sehr unähnlich war. Jener nämlich war ganz besonders, dieser aber nur wenig gebildet; jener war milde und gütig, dieser streng und jähzornig; bei jenem gab es für die Armen eine Zuflucht, bei diesem für die Bösen das allgemeine Verderben. Über diesen Bischof wird sowohl vieles wie auch Wunderliches erzählt, so dass es besser wäre, mit völligem Schweigen über ihn hinweg zu gehen, als irgendetwas Ungenügendes zu sagen, wenn ich nicht wüsste, dass man dies entweder als feindselige Haltung oder als Unwissenheit auslegen würde. Ich werde daher also weniges berichten, um nicht der erwähnten Motive bezichtigt zu werden; ich werde aber vieles verschweigen, damit ich von meinem Vorhaben nicht länger abgehalten werde.


(16.) Huius episcopi mentionem etiam in superiori libello feci, cum de Vastolffo Haserensi narraui, quem in confirmatione Ezzolfum iussit nominari. Ipse enim libentissime manducauit ideoque nomen a ieiunio ductum sibi displicuit. Solebat autem sepissime antecessorum suorum more celebrare. Qui cum uenisset illuc fratresque eum more solito suscipere uellent, cantato breui psalmo innuit eis, ne amplius quid cantarent; sedensque ad mensam aut aprum magnum aut tale aliquid fratribus misit dicens: "Fer hoc illis Dei seruis, qui me nuper tam deuote et optime susceperunt."


16. Diesen Bischof (Megingoz) habe ich schon im voran gegangenen Büchlein erwähnt, als ich über Vastolf von Herrieden berichtet habe, dem er bei der Firmung befahl, sich Ezzolf zu nennen. Er selbst hat nämlich mit größter Lust gegessen, und deshalb missfiel ihm ein Name, der vom Wort Fasten abgeleitet war. Er pflegte ferner sehr häufig nach der Sitte seiner Vorgänger Besuche zu machen. Wenn er dorthin kam und ihn die Brüder nach gewohnter Art empfangen wollten, gab er ihnen, sobald ein kurzer Psalm gesungen war, das Zeichen, nicht mehr weiter zu singen; und saß er bei Tisch, schickte er den Brüdern entweder einen großen Eber oder etwas Derartiges mit der Bemerkung: "Bringe dies jenen Dienern Gottes, die mich soeben so ehrerbietig und bestens empfangen haben."


(17.) Erat autem in omni diuino seruitio amator breuitatis semperque malebat missam breuem quam mensam. Quodam itaque tempore cum ibidem in die sancto pasce missam publicam cantaret tandemque ad sequentiam cantandam uentum esset eamque precentor solito more sollempniter eleuaret, iratus episcopus uocat archidiaconum iussitque eum quantocius legere euangelium. "Illi", inquit, "insaniunt et nimium diu cantando fame et siti me occidunt. Stulti! Antequam fierent sequentie, plures Deo placite cantate sunt misse." Quadragesime tempus annuo sibi spatio longius uidebatur, ideoque dato interdum pretio ieiunium redimere consueuit. Per singulas enim quadragesimales dominicas, cum prima cantaretur, husonem magnum in medio choro iussit extendere cum huiusmodi legatione: "Dic dominis meis" – semper enim fratres Eistetenses (sic) appellare consueuit , "ut hanc caritatem habeant de me, quatinus in hac ebdomada tempestiuius michi liceat comedere." Hoc pretio conducti quamquam solito maturius cantarent, tamen, cum prima cantabatur, ille meridiem, cum tertia, ille nonam esse dicebat statimque ad mensam accedebat.


17. Er war nämlich in allen gottesdienstlichen Handlungen ein Freund der Kürze und er wollte immer lieber eine kurze Messe als ein kurzes Essen. Als er daher einmal am heiligen Tag des Osterfestes bei dieser Gelegenheit die öffentliche Messe feierte und als man schließlich dazu gekommen war, die Sequenz zu singen, und sie der Vorsänger in gewohnter Weise feierlich anstimmte, da rief der Bischof zornentbrannt den Archidiakon und befahl ihm, schleunigst das Evangelium zu lesen. "Die da", sagte er, "sind ja verrückt und bringen mich mit diesem allzu langen Gesang durch Hunger und Durst noch um. Ihr Dummköpfe! Noch bevor die Sequenzen hier zu Ende gebracht wären, hat man ja mehrere gottgefällige Messen gesungen." Die vierzigtägige Fastenzeit schien ihm länger als ein Jahr zu dauern, weshalb er durch eine bisweilen entrichtete Gabe sich vom Fastengebot loszukaufen pflegte. An den einzelnen Fastensonntagen nämlich, sobald die Prim gesungen wurde, befahl er, mitten im Chor einen großen Hausen aufzuhängen mit folgendem Auftrag: "Sage meinen Herren" – so pflegte er nämlich immer die Eichstätter Brüder zu nennen –, "dass sie diese barmherzige Gabe von mir erhalten, damit sie mir in dieser Woche frühzeitiger zu essen gestatten." Obwohl sie dann, durch dieses Geschenk veranlasst, schneller sangen als gewöhnlich, behauptete jener dennoch, wenn die Prim gesungen wurde, es sei Mittagszeit, und wenn die Terz gesungen wurde, es sei die Non, und begab sich sogleich zu Tisch.


(18.) Consecrationem crismatis et ecclesiarum ualde simpliciter, ut antiqui soliti erant, agebat. Ordinationes uero clericorum sic interdum celebrare consueuit, ut presbiterum suum dumtaxat missam cantare faceret et hora consecrationis stolam solam indueret sedensque coram altari ordines daret, sed et stipantes se in odium sancti Willibaldi, quod tanti essent, ire iuberet. Crede michi, hisce oculis uidi nonnullos uenerabiles presbiteros, qui ueraciter professi sunt se ab illo in Wirtzburgensi nemore consecratos. Et fortasse consecratio eius Deo acceptior tunc erat in silua, quam quorundam nunc in ecclesia. Ille enim per duplicitatem nichil egit, isti uero liquant culicem, camelum autem deglutiunt.


18. Die Weihe des Salböls und der Kirchen vollzog er auf sehr einfache Weise, so wie es die früheren Bischöfe gewohnt waren. Die Ordinationen der Kleriker aber pflegte er bisweilen so durchzuführen, dass er lediglich seinen Priester die Messe singen ließ und sich zum Zeitpunkt der Weihe nur die Stola anlegte und vor dem Altar sitzend die Weihehandlungen vornahm, ja dass er sogar denen, die ihn dicht umringten, weil es so viele wären, zum Verdruss des heiligen Willibald befahl, wieder zu gehen. Glaube mir, mit diesen meinen eigenen Augen habe ich manche ehrwürdige Priester gesehen, die glaubhaft und offen bekannt haben, sie seien von jenem im Weißenburger Forst geweiht worden. Und doch war vielleicht die Weihe durch ihn damals im Wald Gott wohlgefälliger, als die von gewissen Leuten heutzutage in der Kirche. Jener nämlich hat nichts mit Doppelzüngigkeit betrieben, diese aber sieben die Mücke aus und verschlucken andererseits das Kamel.


(19.) Solebat quoque nonnumquam facile maledicere, uerum absque ulla fellis amaritudine. Denique cum Romam iturus centum maledictionum licentiam a fratribus accepisset hasque omnes quantocius erogasset, remisso, ut aiunt, nuntio laxiorem licentiam petiit; quam tamen postea ultra modum et numerum excessit. Cum autem familiam sancti Willibaldi inprimis durius tractasset tandemque clamor eorum ad aures clementissimi patroni nostri peruenisset, quadam nocte bono quodam presbitero Woffo dicto sacrosanctam eius criptam orationis eius causa intrante, sanctus Dei presul manifeste apparens sibi dixit ad eum: "Vade et dic episcopo, nisi velit familiam meam clementius tractare, quantocius debet locum meliori dare." Qui cum diceret nequaquam audere tam mirabili illi episcopo hec nuntiare, "Profer", inquit, "manum", et facto in eo quodam signo "Hoc", ait, "ostende sibi in testimonium." Quo audito et uiso episcopus, ultra quam credi potest perterritus, utcunque tamen mitior est factus. Verumtamen quia naturam difficile est corrigere, antiquam in corripiendis quibuslibet personis austeritatem obtinuit et non facile cuiusquam delictum reticuit.


19. Er pflegte auch mitunter leichtfertig zu fluchen, aber ohne irgendeine bittere Gehässigkeit. Als er, im Begriffe nach Rom zu reisen, von den Brüdern schließlich den Sündennachlass für hundert Flüche erlangt und nachdem er diese alle in kürzester Zeit verbraucht hatte, soll er einen Boten zurückgeschickt und um weitere Dispens gebeten haben; doch auch diese hat er nachher in Maß und Zahl weit überschritten. Als er ferner die Leute des heiligen Willibald besonders hart behandelt hatte und schließlich deren Klage unserem allermildesten Schutzherrn zu Ohren gelangt war, da erschien eines Nachts einem guten Priester namens Woffo, der zum Gebet in dessen geheiligte Krypta eintrat, der heilige Bischof Gottes ganz deutlich und sagte zu ihm: "Gehe und melde dem Bischof, wenn er meine Leute nicht milder behandeln will, muss er das Amt sehr schnell an einen Besseren abgeben." Als dieser einwandte, er getraue sich keineswegs, jenem so wunderlichen Bischof Solches mitzuteilen, sprach er: "Strecke die Hand vor!" Und nachdem er auf ihr ein Zeichen angebracht hatte, fuhr er fort: "Dies zeige ihm als Beweis." Der Bischof, nachdem er dies gesehen und gehört hatte, erschrak heftiger, als man sich vorstellen kann, und wurde doch wenigstens in gewisser Hinsicht milder. Weil es aber schwer ist, das Wesen zum Besseren zu verändern, hat er an der alten Strenge in der Bestrafung jeder wie auch immer gestellten Person festgehalten und nicht leicht den Fehltritt von irgendeinem mit Stillschweigen übersehen.


(20.) Cum transiret aliquando de regalibus quidam seruientibus, inter suos nonnichil gloriosus, prandiumque rogaret, interrogatur ab episcopo, quare tam longinquo itinere erat enim longius, nescio quo, iturus uiaticum proprium non portaret? Qui cum se quicquam ferre negaret et excusationes friuolas, ut solent, opponeret, inpudenter peccatum malo homine percepit obsonium. Quippe inter prandendum, cum didicisset episcopus, quod cibaria non pauca secum ferret, abstractum de mensa loris aggredi iussit et, oblito domesticatus consortio, mendacium oris dorso infligi precepit, "Non oportere", inquiens, "regales seruientes mentiri", presertim cum ipse bona sua ueracibus paratus sit largiri. Qui cum uertisset se et irato animo uellet abire, accepta marderina crusena talari dimissus est in pace, difficulter quidem correctus, honeste uero donatus et pleniter reconciliatus.


20. Als einmal einer von den königlichen Dienstleuten, der in seinen Kreisen recht angesehen war, auf der Durchreise vorbeikam und um Verköstigung bat, wurde er vom Bischof gefragt, weshalb er auf einem so langen Weg – er hatte nämlich noch eine ziemlich weite Reise vor sich, deren Ziel mir nicht bekannt ist – nicht einen eigenen Reiseproviant bei sich trage. Als dieser beteuerte, er habe nichts dabei, und, wie gewöhnlich, fadenscheinige Ausreden als Entschuldigung vorbrachte, nahm er in schamloser Weise die Speise an, eine Sünde wegen der Unehrlichkeit des Menschen. Während des Mahls freilich, als der Bischof erfahren hatte, dass dieser ziemliche Mengen an Proviant mit sich führte, ließ er ihn vom Tisch wegziehen und mit Peitschen angehen und befahl ohne Rücksicht auf dessen Zugehörigkeit zur königlichen Dienstmannschaft, dass die Lüge des Mundes mit der Geißelung des Rückens bestraft werde. "Königliche Dienstleute sollten nicht lügen.", meinte er dabei, zumal er selbst bereit sei, sein Hab und Gut ehrlichen Leuten zu schenken. Als sich dieser umgewandt hatte und zornigen Sinnes verschwinden wollte, erhielt er einen langen Umhang aus Marderpelz und wurde in Frieden entlassen, zwar auf beschwerliche Weise gebessert, aber ehrenvoll beschenkt und völlig versöhnt.


(21.) Alio quoque tempore, cum iunior quidam clericus legatione Macelini Wirzeburgensis episcopi functus ad eum ueniret, uidens eum a longe accipitrem in manu ferentem uocat unum ex camerariis suis et ait, sic et sic facito cum adueniente clerico. At ille uenienti occurrens et descendentis equum deuote suscipiens addidit: "Date michi ad seruandum et accipitrem, donec uestram peragitis legationem." Clericus vero nichil mali suspicatus statim tradidit alitem. At ille apprehensum per liguras accipitrem ter et quater in faciem clerici percussit, "Furcifer" inquiens, "quomodo ausus es ad episcopum uenire huiusmodi alitem ferens?" Confusus et dolens clericus ingreditur ad episcopum, non iam legationis causa, sed querelarum, minitans hanc se contumeliam domino suo lacrimabiliter conquesturum. Cui episcopus "Immo ego", inquit, "nisi patienter feratis, mandabo domino uestro, quam inurbane ad me uenistis, et non solum gratiam eius, sed et bona uestra et ipsum ordinem perdam uobis. Vos quidem stulte egistis; stulte egit et meus; condonate alterutrum, quod inuicem peccastis; et cauete de cetero, ne umquam ad me uel ad aliquem episcopum tam irregulariter ueniatis." Deinde donatus et ipse non uili munere abdicata iniuria recessit in pace.


21. Ein andermal, als ein jüngerer Kleriker im Auftrag des Bischofs Mazelin von Würzburg zu ihm kam, sah er von weitem, dass dieser einen Falken auf der Hand trug, und rief einen seiner Kammerdiener, dem er sagte, so und so sollte er mit dem ankommenden Kleriker verfahren. Jener also eilte dem Herankommenden entgegen, übernahm, als dieser abstieg, ehrerbietig das Pferd und fügte hinzu: "Gebt doch auch den Falken in meine Obhut, bis ihr euren Auftrag erfüllt habt." Der Kleriker, nichts Böses ahnend, vertraute ihm sogleich den Vogel an. Jener aber ergriff den Falken an den Fangleinen und schlug ihn drei- oder viermal dem Kleriker ins Gesicht, wobei er ausrief: "Du Lump, wie kannst du es wagen, dich dem Bischof zu nähern mit einem solchen Vogel auf der Hand?" Verstört und voller Schmerzen trat der Kleriker beim Bischof ein, nicht mehr wegen der Botschaft, sondern um sich zu beschweren, und er drohte, er werde bei seinem Herrn über diese schmachvolle Behandlung unter Tränen Klage führen. Ihm antwortete der Bischof: "Ganz im Gegenteil, ich werde, wenn ihr dies nicht willig erduldet, eurem Herrn melden, wie unhöflich ihr euch mir genähert habt, und ich werde dafür sorgen, dass ihr nicht nur dessen Gnade, sondern auch euer Hab und Gut und sogar euren Weihegrad verliert. Ihr habt jedenfalls dumm gehandelt, aber auch der meinige hat sich töricht benommen. Vergebt einander, was ihr euch gegenseitig angetan habt; und hütet euch in Zukunft, jemals wieder vor mir oder vor irgendeinem Bischof in so ungeziemender Weise zu erscheinen." Darauf wurde derselbe noch mit nicht geringer Gabe beschenkt und kehrte, ohne mehr an das erlittene Unrecht zu denken, in Frieden zurück.


(22.) Habebant autem hi duo episcopi magnam inter se familiaritatem propter assiduam munerum missionem. Noster husones et serica uellera subtilesque pannos, quibus habundabat, mittere, ille econtra uinum optimum, cuius sibi magna copia, seniori autem nostro non parua erat penuria, retribuere. Ille nostrum interius, noster illum exterius procurabat, et sic munifica manus amicitiam mutuam confirmabat. Quodam autem autumpno missis noster muneribus solitis cum speratam uini remunerationem pendulus expectaret, sodes eius sollempniter iocari uolens decem quidem carradas delicati uini misit, uerum urbane illum prius elusit. Premissus quippe nuntius eius saccos, quibus uellera ferebantur, musto impletos coram episcopo indignanter proiecit et, nulla salutatione premissa, "Ecce", inquit, "dominus meus remisit uobis munuscula uestra sibi indigna, uobis necessaria." Ad hec episcopus "Furcifer", inquit, "tuus dominus non erat talibus donis dignus ideoque iuste remisit, que sue conditioni incongrua esse recognouit. Fatuus rex quid faceret ignorauit, cum tali talem episcopatum dedit." Tunc legatus stricto cultro saccos temere discidit et effuso musto episcopum in iram maximam prouocauit. Exclamauit enim uoce magna et dixit: "Filius meretricis, dominus tuus itane aperte ausus est michi illudere? Per sanctum Willibaldum, oculos tuos non auferes a me!" Interea, ut erat preordinatum, intrant ordinatim plaustra ducentia uinum. Tum uero legatus reuerenter accedens "Dominus meus", inquit, "mandat uobis, domine, seruitium suum deuotum et omne bonum." Quem terribiliter intuitus episcopus dixit: "Eho, trifurcifer! Quis autem ille dominus tuus est? Totne dominos habes?" "Episcopus", inquit, "est Wirzeburgensis et has decem carradas uini misit uobis." Tunc ille alacer et letabundus "Serione tu", ait, "hec dicis, an iterum ludis? Credo, ut est ridendi splene chachinno, aquam misit pro uino." Econtra legato optimum uinum esse affirmante epicurus episcopus iam plane letissimus "Benedictus", inquit, "domino Deo sodes meus dilectissimus, benedicta munera eius! Reuera decus est Wirtzeburgensium presulum. Sapiens imperator nusquam melius collocare poterat hunc optimum episcopatum." Tam cito uituperatio illa uersa est in laudem, tam cito ex tam uili tam insignis factus est episcopus. Hunc legatum nequaquam credas utcumque donatum. Sic homo erat; cum nuper maxime feruebat, paulo post tam placidus ut ouis fiebat. Denique cum aliquando durius in aliquem seuiret inpransus, post mensam flebiliter se ipsum accusabat, dicens se propter uentris sui impatientiam innocuam sancti Willibaldi lacerasse familiam. Nec mirum, si hec uel subditis uel equalibus fecit, qui nec ipsi imperatori prouocatus pepercit.


22. Diese beiden Bischöfe standen im Übrigen in enger freundschaftlicher Beziehung zueinander infolge eines regelmäßigen Geschenkaustausches. Der unsrige schickte Hausen, seidige Pelze und feine Tücher, mit denen er reich gesegnet war, jener gab dagegen besten Wein, von dem er große Mengen besaß, während unserem Herrn ziemlich daran mangelte. Jener versorgte den unsrigen mehr für das Innere, unserer jenen mehr für das Äußere, und so bekräftigte die freigebige Hand die gegenseitige Freundschaft. Als unserer wieder einmal im Herbst die üblichen Geschenke geschickt hatte und der erhofften Gegengabe an Wein erwartungsvoll entgegensah, da sandte sein Amtsbruder, der sich einen köstlichen Scherz erlauben wollte, zwar zehn Wagenladungen ausgesuchten Weines an ihn, hielt ihn aber vorher in witziger Weise zum Besten. Sein voraus geschickter Bote nämlich warf die Säcke, mit denen die Pelze transportiert wurden, angefüllt mit Most verachtungsvoll dem Bischof vor die Füße und sagte ohne irgendeinen Gruß: "Siehe, mein Herr, hat euch eure bescheidenen Geschenke zurückgegeben, die seiner unwürdig sind und die ihr dringend benötigt." "Du Lump", entgegnete dem der Bischof, "Dein Herr war solch edler Geschenke gar nicht wert und hat daher mit Recht das zurück geschickt, von dem er erkannt hat, dass es seine Verhältnisse übersteigt. Der närrische König wusste nicht, was er tat, als er einem solchen Menschen ein derartiges Bistum übertrug." Darauf schlitzte der Bote mit einem gezückten Messer ganz wahllos die Säcke auf und reizte durch den herausgeflossenen Most den Bischof zu größtem Zorn. Der schrie nämlich mit lauter Stimme und rief: "Du Hurensohn, hat Dein Herr es wirklich gewagt, mich so offen zu verspotten? Beim heiligen Willibald, du wirst Deine Augen nicht mehr haben, wenn du von mir weggehst!" In der Zwischenzeit kamen, wie vorher angeordnet, der Reihe nach die Wagen an, die den Wein mit sich führten. Da freilich trat der Bote ehrerbietig vor und sprach: "Oh Herr, mein Herr, bestellt euch seinen ergebenen Dienst und alles Gute." Der Bischof blickte ihn finster an und fragte: "He, du dreifacher Galgenstrick! Wer ist denn nun dieser Dein Herr? Hast du so viele Herren?" "Der Bischof von Würzburg ist es", antwortete dieser, "und er hat euch diese zehn Wagenladungen voll Wein geschickt." Da sprach jener freudig erregt und ausgelassen: "Meinst du das im Ernst, oder spottest du wieder? Ich glaube, um sich vor Lachen den Bauch zu halten, hat er Wasser statt Wein geschickt." Als jedoch der Bote versicherte, es sei bester Wein, da schwärmte der lebenslustige Bischof, nun endlich aufs Höchste beglückt: "Gepriesen bei Gott dem Herrn sei mein liebster Freund, gepriesen seine Geschenke! Wahrhaftig eine Zierde ist er unter den Würzburger Bischöfen. Der weise Kaiser konnte dieses vornehmste Bistum niemals besser besetzen." So rasch war jene Schmähung in eine Lobrede verwandelt, so rasch aus dem so unwürdigen ein so glänzender Bischof geworden. Du würdest es gar nicht glauben, wie dieser Bote beschenkt worden ist. So ein Mensch war er; wenn er soeben noch aufs Heftigste aufbrauste, wurde er kurz darauf so sanft wie ein Lamm. Wenn er am Ende gar, ohne gegessen zu haben, bisweilen jemanden ziemlich hart anfuhr, so klagte er sich nach der Mahlzeit unter Tränen selbst an und versicherte, nur wegen der Ungeduld seines Magens habe er die unschuldigen Leute des heiligen Willibald misshandelt. Es ist freilich kein Wunder, dass er Solches den Untergebenen oder Gleichgestellten zufügte, da er doch, wurde er herausgefordert, nicht einmal den Kaiser selbst verschonte.


(23.) Beate in Christo memorie Heinricus imperator, Bambergensis episcopatus institutor, cum sollempnes tam sibi quam aliis ludos exhibere uellet, mandauit huic episcopo nostro, suo uero propinquo in parte consanguineo, ut plenum sibi in uia Ratisponensi daret seruitium, archiepiscopo cuilibet nonnichil formidandum. Cui cum regius legatus singulatim, que danda essent, magnifice enumeraret tandemque ad inmensam uini mensuram uentum esset, "Pessime!", inquit, "dominus tuus aperte insanit. Vnde deberem sibi tantum seruitium dare, qui nec memetipsum satis queo pascere? Ego quidem socius eius eram genere, sed ipse fecit rebus quasi pauperem parrochianum; et nunc regale poscit a me seruitium? Vnde sibi tot carradas uini? Ego quidem de uino nichil habeo nisi unam paruulam charradam, quam dedit michi sodes meus diabolus Augustensis episcopus tantum ad sacrificium" – dicebat autem Brunonem, ipsius imperatoris germanum fratrem. "Per sanctum", inquit, "Willibaldum, ne una quidem gutta huius uini intrabit in os domini tui!" Tandem cum deferuisset ira eius, pretiosos imperatori aliquot pannos misit et legato dixit: "Hoc uoluit dominus tuus, hoc habeat. Hoc est Eistetensium episcoporum potius quam plenum regibus dare seruitium."


23. Als der Kaiser Heinrich (II.) seligen Andenkens in Christo, der Begründer des Bistums Bamberg, festliche Veranstaltungen für sich und andere abhalten wollte, befahl er diesem unserem Bischof (Megingoz), der im Übrigen ein Blutsverwandter von ihm war, dass er ihm auf dem Weg nach Regensburg ein volles Servitium leiste, das sogar einen Erzbischof einigermaßen in Schrecken hätte versetzen müssen. Als ihm der königliche Bote im Einzelnen großartig aufzählte, was alles geliefert werden müsse, und schließlich auf eine ungeheure Menge von Wein zu sprechen kam, da rief er: "Du übelster Bursche, dein Herr hat offenbar den Verstand verloren! Wovon soll ich ein so großes Servitium für ihn aufbringen, der ich mich nicht einmal selbst ausreichend verpflegen kann? Ich bin ihm zwar von der Abstammung her eng verbunden, er aber hat mich durch seine Handlungen gleichsam zu einem armen Pfarrer gemacht, und nun fordert er von mir ein königliches Servitium? Woher soll ich so viele Wagenladungen mit Wein für ihn herschaffen? Ich besitze doch selbst nichts an Wein außer der einen bescheidenen Lieferung, die mir mein Amtsbruder, der Bischof von Augsburg, dieser Teufel, ausschließlich für die Messfeier überlassen hat" – er meinte aber Bruno, den leiblichen Bruder des Kaisers selbst. "Beim heiligen Willibald", fuhr er fort, "nicht ein einziger Tropfen dieses Weins wird in den Mund Deines Herrn fließen!" Als sich sein Zorn endlich gelegt hatte, schickte er dem Kaiser einige wertvolle Tücher und erklärte dem Boten: "Dies wollte Dein Herr, dies soll er haben; das bedeutet für die Eichstätter Bischöfe mehr, als den Königen ein volles Servitium zu leisten."


(24.) Quando ad curiam uenit, si uia lutosa erat, usque ad ipsam regalis cubiculi ianuam equitare solebat. Quod cum alii episcopi inconueniens esse dicerent, his uerbis incompescuit eos dicens: "O stulti, egone deberem propter inanes facetias uestras quasi uile mancipium luto aspergi? Quid michi equus caballus, si ad curiam uenirem uiator lutosus?" Transeunte cesare cum alii episcopi debita reuerentia surgerent illeque resideret, ceteris hoc notantibus simpliciter se absoluebat, "Ego", inquiens, "senior sum cognatus, et seniorem honorare tam gentiles quam sacre iubent littere." Multa scienter pretereo, quia et de aliis dicere et ad propositum redire debeo ideoque de nouissimis eius breuiter commemorare uolo.


24. Wenn er an den Hof kam, pflegte er, wenn der Weg morastig war, bis unmittelbar vor die Türe des königlichen Gemaches zu reiten. Als die anderen Bischöfe fanden, dies gezieme sich nicht, brachte er sie mit folgenden Worten zum Schweigen: "Ihr Dummköpfe, sollte ich mich etwa wegen eurer hohlen Benimmregeln wie ein lumpiger Knecht mit Schmutz bespritzen? Was nützt mir mein Reitpferd, wenn ich als verdreckter Wanderer an den Hof komme?" Wenn die anderen Bischöfe beim Vorbeigehen des Kaisers mit der gebührenden Ehrerbietung aufstanden, jener aber sitzen blieb und die übrigen dies tadelten, rechtfertigte er sein Verhalten ganz einfach, indem er erklärte: "Ich bin der ältere Verwandte, und den Älteren zu ehren, befehlen sowohl die Schriften der Heiden wie die der Kirche." Vieles übergehe ich wissentlich, weil ich noch über Anderes berichten und zu dem zurück kommen muss, was ich mir vorgenommen habe, und ich will deshalb nur noch kurz etwas über seine letzte Zeit erwähnen.


(25.) Christianissimus imperator Heinricus cum Babenbergensem episcopatum regaliter ditatum consummare non posset, nisi a circumiacentibus diocesibus parrochie terminos redimeret, solus agonista noster, tam moribus quam genere fretus, uiriliter sibi restitit et ad uite usque finem iniquo concambio nullatenus acquiescere uoluit. Illo uero feliciter defuncto Eistetensem episcopatum, ab initio usque tunc a nobilibus et summis uiris habitum, ingeniosus imperator tunc demum seruili persone addixit et Gunzoni cuidam, Babenbergensis ecclesie custodi, hoc ipsum ut strueret, dedit. Sub hoc episcopo cum cesar propositi sui properus predictum concambium maturare uellet et nouus ille episcopus capellanorum ac militum suorum tunc precipuorum consilio fretus constanter restitisset, iracundo admodum animo cesar fertur dixisse: "Gunzo, quid hoc audio de te? An ignoras, quia propterea episcopum te loci illius feci, ut, quia uoluntatem meam cum priore, utpote socio meo, perficere non poteram, tecum, qui eiusmodi es, sine dilatione perficiam? Caue, ne unquam tale quid audiam ex te, si uel episcopatum uel gratiam meam uelis retinere." Quibus auditis episcopus quidem obmutuit; clerus uero et militia in contradictione perstiterunt adeo, ut abhominabile concambium potenter potius quam uoluntarie sit factum. Hinc est, quod unus de senioribus Babenbergensium fratrum in extremis positus hoc quasi legitimum sempiternum futuris mandasse fertur generationibus, ut Eystetense concambium numquam destrui paterentur, Wirtzeburgensis uero mutationem non multum abnuerent, si ipsa episcopalis sedes in illa diocesi sita non fuisset. Propter hoc inlaudabile concambium idem episcopus fecit et aliud ecclesie nostre non mediocre dampnum. Nam quia uenationibus ultra modum deditus erat, regalem curiam in Retia sitam, Nordelingen dictam, Ratisponensi episcopo pro uenatione quadam Stederach uocata prope Vngariam sita delegauit; de qua uenatione omnes post eum episcopi ne unius quidem oboli pretium habuerunt.

25. Als der allerchristlichste Kaiser Heinrich (II.) die Gründung des königlich ausgestatteten Bistums Bamberg nur vollenden konnte, indem er von den umliegenden Diözesen Bistumsgebiete erwarb, hat sich allein unser Streiter Gottes, gestützt auf seinen Charakter und seine Herkunft, ihm standhaft widersetzt und wollte sich bis ans Lebensende in keiner Weise mit dem nachteiligen Tausch abfinden. Nachdem jener segensvoll gestorben war, da sprach der listige Kaiser das Bistum Eichstätt, das von den Anfängen bis zur damaligen Zeit von adligen und hervorragendsten Männern geleitet worden war, nun schließlich einer unfreien Person zu und übertrug es einem gewissen Gunzo (Gundekar I.), dem Kustos der Bamberger Domkirche, damit er das besagte Vorhaben ausführe. Als unter diesem Bischof der Kaiser, der es mit der Verwirklichung seines Planes eilig hatte, den genannten Tausch rasch zum Abschluss bringen wollte und jener neue Bischof, gestützt auf den Rat seiner Kapelläne und seiner damals bedeutendsten Vasallen, beständig Widerstand leistete, soll der Kaiser zornentbrannt gesprochen haben: "Gunzo, was höre ich da von dir? Weißt du nicht, dass ich dich nur deswegen zum Bischof jenes Ortes gemacht habe, weil ich meinen Willen bei Deinem Vorgänger, obgleich er mein Verwandter war, nicht durchsetzen konnte und damit ich mein Vorhaben mit dir, der du dich nun genauso benimmst, ohne Verzögerung zur Ausführung bringe? Hüte dich, damit ich nie wieder so etwas von dir höre, wenn du das Bistum und meine Gnade behalten willst!" Als er dies vernommen hatte, fügte sich zwar der Bischof; der Klerus aber und die Vasallität verharrten so hartnäckig im Widerstand, dass der verabscheuenswerte Tausch mehr unter Zwang als freiwillig zustande kam. Daher kommt es, dass einer der älteren Bamberger Brüder auf dem Sterbebett den künftigen Generationen dies gleichsam als ewiges Gesetz aufgetragen haben soll, es niemals zuzulassen, dass der Tausch mit Eichstätt rückgängig gemacht wird, aber um eine Veränderung des Würzburger Tausches nicht viel Aufhebens zu machen, solange nur nicht der Bischofssitz selbst in jener Diözese zu liegen käme. Neben diesem unrühmlichen Tausch hat derselbe Bischof unserer Kirche noch anderen, nicht geringen Schaden zugefügt. Da er nämlich der Jagdleidenschaft über jedes Maß verfallen war, übertrug er den in Rätien gelegenen Königshof Nördlingen dem Bischof von Regensburg für ein Jagdgebiet namens Stöttera in der Nähe von Ungarn; aus dieser Jagd haben alle Bischöfe nach ihm nicht einmal den Wert eines halben Pfennigs gezogen.

(Übersetzung: Stefan Weinfurter)