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30. Jan. 2004
Guss der historischen Frankenmuth-Glocke
Seit mehr als 1000 Jahren hat sich die Technik des Glockengusses nicht verändert. Zeuge dieses beeindruckenden Vorgangs konnte am Freitag, 30. Januar 2004 das Ausstellungsteam des Hauses der Bayerischen Geschichte sein. Die in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck nachgegossene historische Glocke aus Frankenmuth wird eines der Highlights in der Ausstellung sein.

Die Glocke erinnert an die Auswanderer, die vor 160 Jahren aus dem fränkischen Neuendettelsau weggingen und im heutigen amerikanischen Bundesstaat Michigan den Ort Frankenmuth gründeten. Frau Judy Zehnder-Keller aus Frankenmuth finanzierte diesen Nachguss.

Die ersten evangelischen Auswanderer aus Franken hatten zwei Glocken mit auf ihre große Reise über den Ozean genommen. Die beiden 1845 von Johann Ernst Kaernlein in Nürnberg gegossenen Glocken hatten einen Durchmesser von 60 cm und wogen jeweils rund 150 kg. Es war also eine beachtliche Transportleistung, die die Auswanderer vollbrachten.

Nicht ganz so schwierig war es, die Silikonformen für den Nachguss über den Ozean zu bringen. In Frankenmuth wurden die Verzierungen, die Inschrift und die Figur des hl. Lorenz, dem Namenspatron der Kirchen in Neuendettelsau und in Frankenmuth, mit Silikon abgenommen. Zusammen mit einigen Fotografien genügen diese Vorlagen, um die historische Glocke nachzuformen. Dazu wird ein Tonkern aufgebaut, ein Mantel – ebenfalls aus Ton – bildet die Form der Glocke exakt nach. Die Verzierungen werden in Wachs ausgeschmolzen. Nach knapp vier Wochen war die Glockenform zum Guss bereit.

Früher wurde die Form für den Guss in Erdreich eingegraben, heute umschließt eine wiederverwendbare Metallummantelung die Form beim Guss. Dies und die Befeuerung mit Öl sind die einzigen Zugeständnisse an unsere Zeit. Sonst hat sich beim Glockenguss seit Anbeginn nichts verändert.

Die Bronze wird aus 95 Prozent Kupfer und 5 Prozent Zinn hergestellt. Erst nach sechs bis acht Stunden ist die nötige Temperatur von 1200 Grad Celsius erreicht. Die flüssige, rotglühende Bronze kann dann zwischen dem Tonkern und dem Tonmantel eingegossen werden. Um zu sehen, ob der Guss gelungen ist, muss die Bronze wieder abkühlen. Dies war nach zwei Tagen geschehen. Der Tonmantel ist nun entfernt, die Glocke wird noch geschliffen und poliert. Erst ganz zum Schluss werden wir auch erfahren, wie sie klingt, die Glocke aus Franken und Frankenmuth.

Frankenmuth bewahrt bis heute sein fränkisches Erbe und hat dieses seit den 1960er-Jahren auch als Werbeträger für sich entdeckt. Das jährlich im Juni stattfindende „Bavarian Festival“ zieht mittlerweile rund drei Millionen Besucher an.


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