1.4 Demokratische Anfänge
Spruchkammersitzung - Zum Vergrößern bitte anklicken (40 KB)
Spruchkammersitzung gegen Jakob Schmid (Mitte stehend), den Denunzianten der Geschwister Scholl. München, 15. Juni 1946.
Die amerikanische Militärregierung legte bald ein detailliertes Konzept zur Bildung neuer Verwaltungsstrukturen in ihrer Zone vor. Der Leitgedanke hieß "grassroot-democracy" (Graswurzel-Demokratie) und zielte auf Erziehung zur Demokratie sowie auf die Schaffung demokratischer Strukturen von unten. Zunächst hatte die Besatzungsmacht mit Hilfe von Millionen Fragebogen versucht, individuelle Schuld und Verstrickung zu ermitteln.

Seit dem Frühjahr 1946 übernahmen deutsche Spruchkammern, "eine Laienbürokratie mit schöffengerichtlicher Verfassung", die Entnazifizierung. Im März 1948 wurden allerdings die meisten Verfahren eingestellt, was sich häufig zugunsten der schwerer Belasteten auswirkte.


Erste demokratische Strukturen wurden Anfang 1946 mit den Wahlen in kleinen Gemeinden geschaffen. Im Frühjahr desselben Jahres folgten die Ebenen der Stadt- und Landkreise und Ende Juni fanden die Wahlen zu den verfassunggebenden Versammlungen in den Ländern der US-Zone statt.

„Angesichts des Trümmerfeldes,
zu dem eine Staats- und
Gesellschaftsordnung ohne Gott,
ohne Gewissen und ohne
Achtung vor der Würde des
Menschen die Überlebenden des
zweiten Weltkrieges geführt hat,
in dem festen Entschluß, den
kommenden deutschen
Geschlechtern die Segnungen des
Friedens, der Menschlichkeit
und des Rechts dauernd zu
sichern,
gibt sich das Bayerische Volk,
eingedenk seiner mehr als
tausendjährigen Geschichte,
nachstehende demokratische
Verfassung".

Präambel der Bayerischen Verfassung
vom 1. Dezember 1946
Verhandlungspause - Zum Vergrößern bitte anklicken (37 KB)
Verhandlungspause in der Verfassunggebenden Landesversammlung am Tag der Schlußabstimmung über die bayerische Verfassung. München, 26.10.1946.

Vor allem in Bayern war man bemüht, durch die Länderverfassung die föderalistische Struktur eines künftigen deutschen Staates abzusichern und somit den eher zentralistischen Bestrebungen der britischen und der sowjetischen Besatzungsmacht entgegenzuwirken.

Am 26. Oktober 1946 wurde die bayerische Verfassung von der Verfassunggebenden Versammlung angenommen. Ihre Väter, vor allem Wilhelm Hoegner und Hans Nawiasky, sowie die CSU-Mehrheit in der Versammlung waren überzeugte Vertreter des Föderalismus und betonten demgemäß die Eigenstaatlichkeit Bayerns.

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