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Kaiserfest

Postkarte zur Erinnerung an das Kaiserfest 1913 in Kelheim

Postkarte zur Erinnerung an das Kaiserfest 1913 in Kelheim. Prinzregent Ludwig (rechts) und Kaiser Wilhelm II. (2. von rechts) betrachten die Befreiungshalle bei Kelheim. Der Text spielt auf die vermeintlich von Frankreich ausgehende Gefahr an und beschwört gleichzeitig die Notwendigkeit nationaler Einheit. Die Postkarte ist damit eine Quelle für die Kriegsbereitschaft der Reichsfürsten ein Jahr vor Kriegsausbruch.

Kaiserfest 1913

1913 jährte sich die Völkerschlacht von Leipzig, die das Ende der napoleonischen Herrschaft über Deutschland bedeutete, zum hundertsten Mal. Im ganzen Kaiserreich beging man dieses Jubiläum, doch in Kelheim gab es noch einen weiteren Anlass für Feierlichkeiten: Die Befreiungshalle, die als Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon (1813-1815) errichtet wurde, wurde 50 Jahre alt. Das ganze Jahr feierte man das Doppeljubiläum in Kelheim mit verschiedenen Festen und Veranstaltungen. Unbestrittener Höhepunkt des Jahres war jedoch der Besuch Kaiser Wilhelms II., Prinzregent Ludwigs von Bayern und aller Fürsten des Reichs am 25. August 1913.

Um dem Kaiser die Ehre zu erweisen, nahm Kelheim große Mühen und erhebliche finanzielle Ausgaben auf sich. Das Medienecho war groß, wenn auch bei Weitem nicht immer positiv. So machte sich gerade die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ über das Kaiserfest in Kelheim lustig und nicht wenige Zeitgenossen empfanden es schon damals als einen Abgesang auf das Alte Reich.

Video zum Kaiser-Besuch in Kelheim

Der Besuch der Fürsten des Reichs war so bedeutend, dass er im noch jungen Medium Film dokumentiert wurde. Der Film über das Kaiserfest ist ein typisches Beispiel des Militarismus der Zeit. Der Stummfilm zeigt die Fahrt Wilhelms II. und Prinzregent Ludwigs durch Kelheim und ihren anschließenden Besuch auf der Befreiungshalle. Am Anfang wird der Kaiser gleichsam als Held empfangen. Auch die Ehrengarden des Militärs treten beim Hauptteil des Kaiserfestes auf. Die Bevölkerung wirkt zum einen angespannt, schließlich besucht niemand anderer als der Kaiser selbst die Stadt Kelheim, zum anderen zeigt sie offenkundig Begeisterung. Der Militarismus ist zum Zeitpunkt des Kaiserfestes im Reich auf einem Höhepunkt angelangt und ist in der allgegenwärtigen Beteiligung des Militärs sichtbar. So wurde die Bevölkerung auch in Kelheim auf den Ersten Weltkrieg vorbereitet.

Bildrechtenachweis: Mittelbayerischer Verlag