Deutschbalten

1199-ca. 1250 Kreuzfahrer und Kaufleute aus dem norddeutschen und niedersächsisch-westfälischen Raum unterwerfen die baltischen Stämme der Liven, Kuren, Semgaller und finnischen Esten.

1237-1561 Die eroberten baltischen Gebiete sind Teil des Deutschordensstaats. Der Hochmeister wird im livländischen Ständestaat (entspricht dem heutigen Estland und Lettland) vom Landmeister von Livland vertreten. Obwohl die Deutschen zahlenmäßig nur eine Minderheit sind, besetzen sie alle Schlüsselpositionen.

16. Jh. Im Zuge der Reformation setzt sich in Livland das Luthertum durch.

1561-1795 Der livländische Ordensstaat wird ein weitgehend autonomes Herzogtum unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Der letzte Landmeister wird Herzog von Kurland und Semgallen.

1561-1635 Der mittlere und nördliche Teil Livlands wird Polen angegliedert, Estland mit Reval fällt an Schweden.

17. Jh. In den Nordischen Kriegen kämpfen Polen, Russland, Schweden und Dänemark immer wieder um die Herrschaft über Livland. Der deutsche Adel kann seine Privilegien trotz oder gerade wegen der häufig wechselnden Herrschaftsverhältnisse bis ca. 1880 behaupten.

1699-1721 Zar Peter der Große erobert Livland und Estland und macht die Gebiete zu den so genannten russischen Ostseeprovinzen.

1881 5,3 Prozent der Bevölkerung in Estland (rund 47.000 Menschen) und 11,2 Prozent der Bevölkerung in Lettland (etwa 134.000 Menschen) sind Deutsche.

nach 1855 Die Nationalbewegung der Esten und Letten steht den Anstrengungen der zaristischen Regierungen gegenüber, die russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert ein Teil der Deutschen aus.

1914-1918 Während des Ersten Weltkriegs besetzen deutsche Truppen die russischen Ostseeprovinzen.

1918 Estland, Lettland und Litauen werden unabhängige Staaten.

1923 Das zu Ostpreußen gehörende Memelland wird Litauen zugeschlagen.

1918-1940 Der deutsche Adel verliert schrittweise seine jahrhundertealte privilegierte wirtschaftliche Position. Die deutsche Bevölkerung in den Städten lebt nun als Minderheit mit allen Nachteilen. Die Zahl der Deutschen in Estland sinkt bis 1935 auf rund 16.000 und damit auf etwa 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, und in Lettland auf etwa 62.000, d.h. 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Deutschen in Litauen (ohne Memelland) wird 1940 auf rund 50.000 geschätzt.

1939/1940 Die Bestimmungen des Hitler-Stalin-Pakts stellen die drei baltischen Staaten unter sowjetische Herrschaft. Die deutsche Bevölkerung wird nahezu vollständig in den Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschen Reiches umgesiedelt.

1945 Die hohe Zahl an Opfern aus den Reihen der Deutschbalten erklärt sich aus Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung aus ihren Umsiedlungsgebieten sowie dem Widerstand gegen das Dritte Reich.

1940-1991 Die baltischen Staaten sind Teil der Sowjetunion.

1991 Estland, Lettland und Litauen erhalten ihre Unabhängigkeit.