Lehrer-Info
für die Landesausstellung: Ein Herzogtum und viele Kronen. Coburg in Bayern und Europa

4. Reformation in Coburg
Veste, Steinerne Kemenate, 1. Stockwerk, Lutherzimmer

Didaktischer Hinweis

Zur Reformation in Coburg hat es bereits zahlreiche Ausstellungen gegeben. Deshalb werden lediglich Luthers Aufenthalt auf der Veste während des Augsburger Reichstags von 1530 sowie einige bedeutende Schritte im Coburger Reformationsgeschehen angesprochen.

Aufgrund der Baulichkeiten der Veste ergibt sich leider ein chronologischer Sprung im Rundgang. Da eines der beiden sogenannten Lutherzimmer der Veste als Raum für den Ausstellungsteil "Reformation" genutzt werden sollte, liegt die Abteilung "Reformation" im Rundgang erst nach der Großen Hofstube mit den Abteilung zum 19. und 20. Jahrhundert.

Kat.Nr. Objekte
4.1 Urkunde: Siegel des Balthasar Düring (1466-1529) Prediger in Coburg seit 1518, erster Superintendent und Kirchenvisitator
4.3 Gemälde: Kirchen Ceremonien, Georg Balthasar von Sand Das Gemälde zeigt die wesentlichen Unterschiede in den Glaubensinhalten und Zeremonien zwischen Katholiken und Lutheranern: das Abendmahl in beiderlei Gestalt, die eigene Arbeit mit Bibel und Katechismus, eine veränderte Auffassung von Ehe und Beichte sowie die außerordentliche Bedeutung der Predigt im protestantischen Gottesdienst.
4.4f. Hostienbüchse (um 1600) und Laienkelch
Besonders wertvolle Goldschmiedearbeiten, die seit der Lutherzeit in der Stadtpfarrkirche von Neustadt im Gottesdienst in Gebrauch sind.
4.6 Gemälde: Martin Luther, Lucas Cranach d.Ä. (Werkstatt), um 1540
4.7 117. Psalm, von Luther dem Hans von Sternberg auf Callenberg gewidmet, 1530
4.8 Luther: Sendbrief vom Dolmetschen, 1530
4.10 Hedwigsbecher, Byzanz oder Naher Osten, vermutlich 12. Jahrhundert Der Name des Glases leitet sich von der hl. Hedwig, der Herzogin und späteren Namenspatronin von Schlesien und Polen (gest. 1243) ab, von der die Legende berichtet, daß ihr in einem solchen Glasbecher Wasser zu Wein verwandelt wurde, um sie vor den Vorwürfen ihres Gatten wegen ihres asketischen Lebenswandels zu schützen. Das Glas gelangte in den Wittenberger Heiltumsschatz und wurde dort als "ein glaß Elysabeth" aufgeführt. Es kann also aus dem Besitz der Landgräfin Elisabeth von Thüringen stammen (gest. 1231). Pikanterweise erhielt der den Reliquienkult bekämpfende Martin Luther das Glas um 1540 zum Geschenk, der es vermutlich dem sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen (1503-1554) stiftete. Seither zählt es zu den Zeugnissen der Lutherverehrung in Coburg.


5. Die Sammlungen der Herzöge - Die Herzöge als Sammler
Carl-Eduard Bau, 1. Obergeschoß

Fast alle Herzöge von Sachsen-Coburg betätigten sich als Sammler und Mäzene und legten dadurch die Grundlage für die Kunstsammlungen von internationalem Rang, die heute auf der Veste Coburg aufbewahrt werden. Die verschiedenen Sammlungsbereiche wurden für diese Landesausstellung exemplarisch in besonders hochwertigen Stücken in der Abteilung 5 zusammengestellt. Es handelt sich dabei um folgende Sammlungen:

a) Keramik und Serpentin, Venezianisches und böhmisches Glas (Herzog Alfred) heute Kunstsammlungen der Veste Coburg
b) Grafik (Herzog Franz Friedrich Anton) heute Kunstsammlungen der Veste Coburg
c) Bücher (ererbte Bestände, Franz Friedrich Anton, Ernst II, Leopold I.) heute Landesbibliotheken Coburg und Gotha
d) Waffen (gewachsene Sammlung, Ernst II) heute Kunstsammlungen der Veste Coburg
e) Naturalien (Ernst II., Albert, Alfred Zar Ferdinand) heute Naturkundemuseen in Gotha und Coburg

Didaktische Hinweise

Falls beim Ausstellungsbesuch der Schwerpunkt bei diesem Sammlungsbereich liegt, sollte unbedingt für genauere Informationen der Katalog herangezogen werden.

Die Bücher und Einbände könnten vor allem für den Werk- und Kunstunterricht von Interesse sein, die Waffen sind ebenfalls vor allem nach (kunst)handwerklichen Gesichtspunkten ausgesucht. Bei den Beständen aus der sogenannten Türkenbeute kommt natürlich noch der besondere historischer Aspekt hinzu.

Die Naturaliensammlung zeigt Beispiele für das Interesse am systematischen Einordnen von Pflanzen und ihrer Samen (Albert, Ernst, Alfred, Zar Ferdinand), an Vögeln und Schmetterlingen (Zar Ferdinand).

Die ausgewählten Exponate aus den beiden Sammlungen von europäischem Rang, der Glas- und der Grafiksammlung, seien hier wenigsten kurz im Überblick aufgelistet, um ihren Rang deutlich zu machen. Im Rahmen des Kunstunterrichts sind sie sicher einen eigenen Ausstellungsbesuch wert.

Venezianisches und böhmisches Glas (Herzog Alfred)

Kat.Nr. Objekte
5.13-21 Verschiedene Beispiele für Gläser aus Venedig oder a la façon de Venise. Tafelgläser, Filigrangläser, Achatschale, Prunkgläser, Millefiorikugel, Zier- und Steingläser, Flügel- und Schlangengläser (15.-17. Jahrhundert). Bild(42 KB)

Die vielfältigen Möglichkeiten der Glasveredelung, die bereits in der Antike bekannt waren, wurden im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts von venezianischen Glasmachern wiederbelebt und mit neuen Techniken erweitert. Viel bewundert war die Kunst der Venezianer, farbloses, durchsichtiges Glas herzustellen, denn ohne den Zusatz von Entfärbungsmitteln nimmt Glas eine grünliche Färbung an. Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts wurde es immer dünner geblasen, immer klarer und zerbrechlicher.

Die Gefäße wurden an der Glasmacherpfeife am Ofen frei geformt oder in Model aus Holz bzw. Metall hineingeblasen. Sie konnten in komplizierten Verfahren mit Hilfen von Stäben aus Milchglas Streifen, Spiralen und Netzstrukturen erhalten, oder sie bekamen unterschiedlich gestaltete Glasfäden aufgeschmolzen. In erkaltetem Zustand konnte das Glas zusätzlich mit Gold- oder Emailfarben bemalt oder mit der Diamantnadel geritzt werden.

Im Lauf des späteren 16. und 17. Jahrhunderts traten ausgefallene Formen und komplizierte Dekore sowie stärkere Farbigkeit in den Vordergrund. Die Glasmacher versuchten nun mit Milchglas Fayence, mit opakem Glas farbige Halbedelsteine, mit bunter Glasmasse tausend Blumen nachzuahmen - "mille fiori".

Lange Zeit gelang es der venezianischen Stadtregierung, die Glasmacher auf der Insel Murano rigoros zur Geheimhaltung ihrer vererbten Techniken und Rezepte zu zwingen. Die wachsende Nachfrage in ganz Europa brachte aber im Laufe der Zeit auch außerhalb Muranos Glashütten hervor, die in der Art Venedigs - "á la façon de Venise" - arbeiteten - zunächst in Italien selbst, dann aber auch unter anderem in Tirol, Deutschland, Spanien und den südlichen Niederlanden.

Kat.Nr. Objekte
5.22 Ausgewählte Beispiele von Barockgläsern mit geschnittenen Darstellungen.

Der Glasschnitt, also die Technik, mit Hilfe eines kleinen rotierenden Rades aus Metall bildliche Darstellungen in die Glasoberfläche einzuschneiden, wurde um 1600 vom Edelsteinschnitt in die Glasveredelung übernommen. Erstmals in größerem Umfang wurde diese Technik am Hof Kaiser Rudolphs II. in Prag. Von dort gelangte die Kenntnis des Glasschnitts nach Nürnberg, von wo sie sich weiter ausbreitete. Voraussetzung für die Dekortechnik war die Entwicklung einer härteren Glasmasse, die - anders als die weiche Glasmasse der Venezianer, welche nur mit einer Diamantnadel geritzt werden konnte, - hart genug war, der Verletzung der Glasoberfläche durch das Schneidrad standzuhalten.

Die ausgestellten Gläser wurden überwiegend für fürstliche Auftraggeber oder im Umkreis von Fürstenhöfen hergestellt. Zu den beliebtesten Sujets gehören Wappen und Monogramme, aber auch Allegorien und mythologische Szenen.

Grafik (Herzog Franz Friedrich Anton)
Didaktischer Hinweis

Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit, 40 ausgewählte Blätter aus einem Bestand der Grafiksammlung von über 330 000 Blatt zu sehen, die sonst vor Licht geschützt in der Kupferstichsammlung verborgen sind. Die qualitativ außergewöhnlich wertvollen Blätter sind einerseits nach bedeutenden Künstlern ausgewählt, andrerseits auch so, daß das enzyklopädische Sammlungsinteresse des Herzogs deutlich wird.

Als Leitobjekte werden Exponate vorgeschlagen, die nur die berühmtesten Künstler oder Kunstwerke hervorheben. Übersichten zu den weiteren ausgestellten Werken zeigen, wie verkürzt diese Auswahl ist. Hinweis: Die Blätter werden in der Hälfte der Laufzeit aus konservatorischen Gründen ausgetauscht.

Kat.Nr. Objekte
5.25 Das Evangeliar von Gandersheim, Metz, Mitte 9. Jahrhundert Das älteste Stück in der Sammlung und einziges Beispiel mittelalterlicher Buchmalerei in den Beständen. Es gelangte über eine Schwester Franz Friedrich Antons bei der Auflösung des Stiftes Gandersheim in der Säkularisation nach Coburg.
5.29-32 Albrecht Dürer (1471-1528):
"Die vier apokalyptischen Reiter", 1498, Kupferstich "Der Heilige Eustachius", um 1501, Zeichnung "Geißelung Christi", 1502, Zwei Kupferstiche von 1514 "Der Heilige Hieronymus im Gehäuse", einer davon koloriert.
Bild(75 KB)
5.33f. Lucas Cranach d. Ä.: (1472-1553) Holzschnitt: Sächsischer Prinz zu Pferd, Turnierbuch Herzog Johann Friedrich des Großmütigen mit Darstellungen von Turnieren in den Jahren 1521-1534
5.47 Rembrandt Harmensz von Rijn (1616-1669): Kaltnadelradierungen: "Die drei Kreuze" in zwei unterschiedlichen Druckzuständen von 1653 und 1660, "Das Hundertguldenblatt"
5.51 Giovanni Battista Piranesi (1720-1778): Zwei Blätter aus "Carceri d' invenzione"
5.53f. Daniel Chodowiecki (1726-1801): Beispiele für sein druckgraphisches Werk
5.56 Valentin Green (1739-1813): "Das Experiment mit der Luftpumpe" nach Joseph Wright of Derby, Schabkunst/Papier, 1769

Übersicht in Auswahl

Kat.Nr. Objekte
5.26 Kaltnadelstiche des sogenannten Hausbuchmeisters (Amsterdam um 1470-1490)
5.27 "Maria im Rosenhag" des "Meisters der Coburger Rundblätter" (15. Jahrhundert)
5.28 Druckgrafik von Andrea Mantegna (1431-1506): "Soldaten, Trophäen tragend"
5.35 Hans Baldung, genannt Grien: Entwurf zu einem Wappenriß 5.36 Landschaftsradierung von Augustin Hirschvogel (1503-1553)
5.37 Wenzel Jamnitzer (1508-1585): Entwurfszeichnung für einen Tischbrunnen
5.38 Zeichnungen aus einer Mappe mit Ansichten aus Rom, die die Antikenrezeption der italienischen Renaissance belegen
5.39-46 Radierungen von Frans Floris (1519-1570) und Jacques Callot (1592-1635), Beispiele für Chiaroscuro-Holzschnitte des Hendrick Goltzius (1558-1617), Zeichnungen niederländischer Künstler wie Martin Faber (1587-1649) und Hans Bol (1534-1593), ein illustriertes Flugblatt von 1632, Radierungen von Salvator Rosa (1615-1673) und von Wenzel Hollar (1607-1677) mit virtuoser Wiedergabe von Pelzwerk
5.50/55 Frühe Beispiele von Schabkunstblättern, einer Technik, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts erfunden wurde
56/52 und von Blättern in Aquatinata-Technik, als deren Erfinder Jean Baptiste Le Prince gilt (1734-1781)
5.58 "Vue de la Porte St. Bernard", Charles Melchior Descourtis (1753-1820) als Beispiel für "Manière de lavis", eine neue druckgraphische Technik gegen Ende des 19. Jahrhunderts

Blätter, die erst nach Franz Friedrich Anton in die Kunstsammlungen gekommen sind:

Kat.Nr. Objekte
5.59 "Le Café de la Paix aus Palais-royal", Georg Emanuel Opitz (1775-1841) als Beispiel für Sittenbilder und Darstellung zeitgenössischer Ereignisse
5.60 Carl Rottmanns (1791-1859) Ansicht von Nauplia .
Vorarbeit für den Zyklus in den Arkaden des Münchner Hofgartens, entstanden während seiner im Auftrag des bayerischen Königs 1834/34 unternommenen Griechenlandreise.
5.62 Lovis Corinth, Buchillustration zu "Das Leben des Götz von Berlichingen", Berlin 1920


6. Die Wirtschaft in Coburg und Gotha
Carl-Eduard-Bau, Erdgeschoß

Diese Abteilung kann nur einige Schlaglichter auf die wirtschaftliche Situation in den beiden Herzogtümern werfen, wobei der Schwerpunkt im 19. Jahrhundert liegt. Der Hauptkamm des Thüringer Waldes trennt die beiden Herzogtümer in deutlich unterschiedliche Wirtschaftsräume. Coburg orientierte sich eher nach Westthüringen und Franken, Gotha vor allem innerhalb des Thüringer Beckens. Über Jahrhunderte hinweg war Coburg ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Hier teilte sich die Fernhandelsstraße, die von Nürnberg kam. Ein Weg führte über den Thüringer Wald hinweg nach Erfurt und weiter nordwärts. Ein anderer Weg lief über Neustadt und Sonneberg zur Messestadt Leipzig. Um 1860 gehörte Thüringen zu den Landschaften Europas mit dem dichtesten Chausseen-Netz, vor allem im Herzogtum Gotha. Gotha erhielt auch bereits 1847 Anschluß an die zentralthüringische Eisenbahnlinie, Coburg erst 1858 durch das Projekt der Werra-Bahn (Coburg, Eisfeld, Meiningen, Eisenach, in die andere Richtung nach Neustadt und Sonneberg). Durch die Strecke nach Lichtenfels wurde sie 1859 mit dem bayerisch-sächsischen Netz verbunden.

In beiden Gebieten waren Klein- und Mittelbetriebe bestimmend, da Rohstoffe für die Entwicklung von Schwerindustrie fehlten. Charakteristisch war weiterhin, daß Hausgewerbe und Verlagssystem einen großen Anteil an der Produktion behielten, vor allem in der Spielzeugindustrie um Sonneberg und Neustadt. Im Grenzbereich zu bambergischen Gebieten entwickelte sich eines der führenden europäischen Zentren der Korbherstellung, die sich auch zur Produktion von Kinderwägen, Korbmöbeln und später Polstermöbeln ausweitete. Die Herstellung von Geschoßkörben sicherte sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg viele Arbeitsplätze.

An Bodenschätzen besitzt das Coburger Land vor allem Steine und Erden. Der harte Kalkstein wurde seit Ende des 18. Jahrhunderts in Märbelmühlen zu "Märbeln" (Murmeln, Schusser) verarbeitet - als Spielzeug und zur Zeit der Segelschiffe auch als Munition. Wegen der dortigen Tonvorkommen siedelten sich bei Coburg auch Betriebe für Grob- und Feinkeramik an, z. B. das "Annawerk" und die Firma Goebel in Roedental. Der Bedarf an Farben gab wiederum den Anstoß für eine spezialisierte Coburger Farbenindustrie.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Gotha zu einem industriellen Zentrum, nicht zuletzt durch die Förderung Herzog Carl Eduards. Die "Gothaer Waggon Fabrik" wurde seit 1912 auch zu einem Zentrum der Flugzeugindustrie.

In den Residenzstädten gab es eine Vielzahl von Spezialbetrieben für den gehobenen Bedarf, so etwa eine Wagenfabrik für qualitätvolle Kutschen in Coburg und natürlich eine ganze Palette von Hoflieferanten. Eine Besonderheit in Gotha war der Verlag von Justus Perthes, der nicht nur hervorragende Kartenwerke herausgab, sondern auch den "Gothaischen genealogischen Hofkalender", seit den 1830er Jahren ein "Who is who" des deutschen Adels.

Die Landwirtschaft ist wegen der geographischen Kleinräumigkeit sehr vielgestaltig. Das Herzogshaus förderte neue Bewirtschaftungsmethoden, die von den Rittergütern übernommen wurden. Früh begann man mit Kleefütterung. Zu den beliebten Exportgütern gehörten sowohl in Gotha wie in Coburg Schinken und Wurst.

Die wirtschaftlichen Weichenstellungen des 19. Jahrhunderts machen sich bis heute bemerkbar. Die meisten der genannten Wirtschaftszweige dominieren noch heute den Coburg-Neustädter Raum, von keramischen Betrieben über die Korb- und Möbelindustrie bis hin zur Spielzeugfertigung. Nach wie vor bestimmt eine Vielfalt von Klein- und Mittelbetrieben die Region. Dienstleistung spielt eine immer größere Rolle, nicht nur bei den sowohl für Coburg als auch für Gotha typischen Versicherungsunternehmen. Eine relativ neue Entwicklung stellt die steigende Bedeutung des Fremdenverkehrs dar.

Kat.Nr. Objekte
6.1 Schaubild zur Verkehrsgeographie Thüringens, auf der Grundlage der "Charte von den großherzoglich und herzoglich Sächsischen Landen..." (1821) mit farbig hervorgehobenen Staatsgrenzen. Von einem Steuerpult aus können die unterschiedlichen Verkehrswege über Leuchtdioden abgerufen werden: die traditionellen Handelsstraßen, die Eisenbahnen und die Autobahnen.
6.3 Erster Fahrplan der Werra-Eisenbahn (1858)
6.4f. Ansichten von Coburg und Gotha, jeweils mit Bahnhof, um 1850 bzw. 1858
6.7 Fotografie: Fabrikate der Firma Trutz im Hof der Coburger Fabrik, um 1890
Trutz ist ein interessantes Beispiel für einen talentierten Handwerker, der aus der sorbischen Provinz bis nach Paris kam, dort als Kutschenbauer Erfolg hatte, aber durch die Auswirkungen des Deutsch-Französischen Krieges vertrieben wurde. In Coburg schaffte er einen Neuanfang. Durch seine qualitätvolle Arbeit, die internationalen Verbindungen des Coburger Hofes und sein Innovationsgeschick gelang es ihm, mit seiner Coburger Wagenfabrik Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Kutschen- und später auch Karosseriebauern zu werden. Trutz-Kutschen wurden in alle Welt exportiert und Trutz Omnibusse fuhren in vielen deutschen Städten.
6.7 Autobiographie: Josef Trutz, "Vom Wanderstab zum Automobil", 1921
6.9 Grafik mit den Lieferorten des Hofwagenfabrikanten Trutz
6.10 Werbefoto: 2 Trutz-Busse auf dem Coburger Marktplatz (50er Jahre)
6.11 Kupferstich: Werksanlagen der Gothaer Waggonfabrik Fotografie: Produktionstypen der Gothaer Waggonfabrik
6.12 Modell: Gotha-Taube
6.13 Fotografien mit verschiedenen Flugzeugtypen aus Gotha (1914, 1918)
1909 wurde in Gotha ein Verein für Luftschiffahrt gegründet, der eine Luftschiffhalle bauen ließ. Seit 1912 wurde der Luftschiffhafen rein militärisch genutzt. Im gleichen Jahr baute man im Gothaer Waggonwerk die ersten "Gotha-Tauben", Eindecker mit wassergekühlten Motoren von 70 PS. Kurz danach begann auch die serienmäßige Herstellung von Militärflugzeugen. Seit Ende 1916 wurde Maschinen speziell für Englandflüge gebaut, eingerichtet für 450 kg Bombenlast. Am 13. Juni 1917 warfen 17 Flugzeuge des zweimotorigen Doppeldecker-Großkampfflugzeugs GV ihre Bomben über London ab. Die Piloten waren in der seit 1912 bestehenden "Herzog-Carl- Eduard-Fliegerschule" ausgebildet worden. Auch in Frankreich wurden "Les Gothas" rasch zu einem Schreckensbegriff. Von 1913 bis 1918 stieg die Zahl der Beschäftigen im Gothaer Flugzeugbau von 130 auf 1250.
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Traditionelle Gewerbe

Zu den wichtigsten Gewerben vorindustrieller Produktion in Coburg gehörten die Herstellung und Verarbeitung von Textilien (Stoffe, Konfektion, Posamenten, Kurzwaren) sowie die Lederherstellung. Diese Produktionsbereiche zogen in der Stadt Coburg selbst Handwerksbetriebe nach sich: Schneider, Rot- und Weißgerber, Schuhmacher. Anfang des 19.Jahrhunderts arbeitete fast jeder zweite Handwerker Coburgs in diesen Sektoren. Textilprodukte gingen vor allem ins Würzburgische, die Gerber beschickten vor allem die Frankfurter und Leipziger Messe.

Kat.Nr. Objekte
6.14 Gouache: "Alte Gerberhäuser am Hahnfluß" von Emil Maurer (um 1881)
6.16 Handwerkszeug der Beutler und Handschuhmacher aus dem Nachlaß des letzten Beutelmachers Georg Muth
6.17 Zylinderglas der Weberzunft, 1719
6.15 Arbeitszeugnis des Coburger Schneiderhandwerks, 1804
Landwirtschaft
6.18 Kolorierter Grundriß-Plan der Callenberg-Farm von Hofmaler Rothbart 1864
6.19 Fotografie: Ernst-Farm, Westseite, um 1880
6.20 "Rindvieh Heerde. Original Schwyzer Race auf der Musterfarm Callenberg bei Coburg. Besitzer S. Hoheit der regierende Herzog von S. Coburg Gotha." Fotografie eines Gemäldes, um 1870 (?) 1864 ließ Ernst II. eine Musterfarm nahe des Schlosses Callenberg errichtet, einige Jahre später die Ernstfarm. Vorbilder waren Alberts Musterfarmen in England, wie die Windsor-Farm, die Prinz-Albert-Farm und die Osborne-Farm auf der Isle of Wight.
6.21 Ehrendiplom für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Geflügelzucht zur Landwirtschaftsausstellung 1913 in Neustad
6.22 Foto von der Landwirtschaftsausstellung 1913 in Neustadt
Wurstwaren
6.24 Coburger Gilde-Humpen der Bäcker (1649), in der Bemalung unter anderem eine Bratwurst
6.23 Zunftlade der Metzger-Innung (1707)
6.25 Aquarell: Bei den Bratwürsten auf dem Markt in Koburg, Jakob Lindner
6.27 Briefe von Alois Dallmayr, München, und Karl Hossfeld, München, an das Herzogliche Staatsministerium mit der Bitte um Ausnahmegenehmigungen für Lieferung von Coburger Schinken (1916)
6.26 Postkarte "Gothaer Wurst"
Seit Anfang des 19. Jahrhundert genossen die Gothaer Wurstwaren einige Berühmtheit. Diese soll auf den Metzgermeister Bufleb zurückgehen, der 1808 bei einer Illumination zu Ehren Napoleons den Spruch auf ein Transparent setzte: "Napoleon ist in seinem Fach / das, was der Metzger Auerbach." Dieser Auerbach schickte seine in Konserven verpackten Würste um die Jahrhundertmitte sogar bis nach Amerika.
Korbflechterei, Möbelherstellung
6.28-32 Coburger Rückentragekorb, Teppichklopfer, Geschoßkörbe aus dem 1. und 2. Weltkrieg, Warenkatalog für Korbwaren, Kinderwagen, um 1880, Korbsessel, um 1920
6.34 Konzession für die Möbelfabrik Hoffmeister, Coburg 1857 (vgl. auch 8.43)
6.35 Jugendstil-Buffet, Coburg, Hoffmeister und Grasser, um 1900
6.36 Fotografie eines Schlafzimmers aus der Möbelproduktion der Firma Max Oskar Arnold, Neustadt ca. 1920
Keramik und "Thüringer Waren" (Märbel, Schiefer, Griffel)
6.37 Fayence-Platte mit Chinoiserien, Coburg 1760
6.38 Kachelmodel und Ofenkachel mit Riffelmuster und Reiterrelief, 1800
6.39 "Die Marmormühle unterhalb Öslau". Zeichnung aus dem "Album Vaterländischer Ansichten" von Karl Koch (ca. 1788 - 1876) . Coburg 1838
6.40 Schiefertafel, Griffel und Steinmärbeln
6.41 "Der Hochzeitstag" Tischuhr mit Figurengruppe, Porzellan, ca. 1917; Fa Goebel
6.42 "Wanderbub" Porzellanfigur nach Vorlage von M. I. Hummel, 1935; Fa Goebel Bild(31 KB)
6.43 VideoFassung des Films "Hummelkinder" (Rödental 1952) mit Szenen aus einer altfränkischen Kleinstadt mit bewegten Hummel-Figuren
6.44 Gärtopf mit Deckel, Steinzeug braun glasiert, 1857 errichtete der Pächter des Coburger Gaswerkes Joseph Rudolf Geith in Oeslau eine "Thonwaarenfabrik", das spätere Annawerk, die feuerfeste Steine für das Gaswerk und später eine Vielfalt an sanitärer Keramik und Baukeramik, sowie seit den 20 Jahren auch vermehrt Steinzeug herstellte.
Bücher und Karten
6.47 Gothaischer genealogischer Hofkalender von 1827, 1840, 1842 und 1849
6.50f. Stieler Atlas und Schulwandkarteaus dem Verlag Justus Perthes
6.48f. Portrait von Justus Perthes und Büste von August Petermann
Spielzeug und Puppen
6.52 Grafik: Karte mit Absatzmärkten für deutsches Spielzeug aus Neustadt 1925
Der Bedarf an Kinderspielzeug war in den bürgerlichen Familien Ende des 19. Jahrhunderts stark angestiegen, besonders seitdem Weihnachten zum Bescherfest für Kinder wurde. Zwei Drittel der in Europa gefertigten Puppen stammten zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus deutscher Produktion, der größte Teil davon kam aus Thüringen. Sonneberger und Nürnberger Verleger brachten sie auf die Märkte. 1851 wurde ein US-Konsulat in Sonneberg errichtet. Der Export in die USA erreichte um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. In manchen Gebieten war mehr als die Hälfte der Bevölkerung für die Spielzeugproduktion tätig.
6.53 Schützenscheibe von 1952 mit typischen Spielwaren aus Neustadt Bild(45 KB)
6.54-59 Diverse Puppen aus Sonneberg, Neustadt und Coburg einfache Holzdocken, Ziehdocken, kunstvolle Papiermaché- Wachs- und Porzellanpuppen, Massenware aus geprägter Spezialpappe.
6.46 "Peter-Bär", ein ungewöhnlicher Teddy-Bär von ca. 1924
6.60f. Emailleschilder und Briefköpfe von Firmen der Neustadter Spielzeugindustrie
6.62 Fotos zur Puppenherstellung
Die Puppen wurden überwiegend in Heimarbeit hergestellt, wobei die ganze Familie mitarbeiten mußte. Die Lebensbedingungen waren äußerst ärmlich. Die Arbeit war sehr spezialisiert: Es gab z.B. jeweils eigene Drücker, Pappepräger, Puppenfriseure, Puppen- und Bärenstopfer, Augeneinsetzer und Puppenkleidermacher .(Hinweis auf ein Jugendbuch: Agnes Sapper, Im Thüringer Wald, 1914)
6.65 Pappedose mit Vogelapplikation, Beispiel für Füllartikelproduktion in Neustadt
6.66 Reifenbaum mit Christbaumsschmuck
Die in ursprünglich coburgischem Gebiet in Thüringen, vor allem in Lauscha, gegründete Glasindustrie siedelte sich nach 1945 auch um Neustadt an und begründeten dort eine Christbaumschmuckindustrie. Der Reifenbaum ist eine baumschonende thüringische Variante des Christbaums.
6.67 Daten und Fakten zum Wirtschaftsraum Coburg (Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg mbH)

7. Die Erste Weltausstellung 1851 in London

Als Initiator der ersten Weltausstellung versprach sich der Coburger Prinz Albert von dieser "Zusammenstellung der Rohprodukte sowie der Industrie-Erzeugnisse aller Nationen" einen anregenden friedlichen Wettbewerb zwischen den Nationen. Voraussetzung für die Zulassung war, daß das ausgestellte Erzeugnis mit neuesten Produktionsverfahren hergestellt wurde. Kunstgegenstände waren dann von Interesse, wenn ihre Herstellung auf technisch neue Weise erfolgte. Das galt etwa für den ausgestellten "Colossal Bavarian Lion", einen Löwen von der Quadriga für das Münchner Siegestor, der die besonders qualitätvolle Technik des Bronzegusses Ferdinand von Millers belegte.

Der für die Ausstellung vom Gartenarchitekten Joseph Paxton errichtete Kristallpalast mit einer Länge von über 560, einer Höhe von 30 und einer Breite von 125 Metern war eine technische Meisterleistung. Dank Vorfabrikation und Standardisierung der Fertigteile sowie einer perfekten Organisation wurde er in nur sechs Monaten Bauzeit errichtet. 3 800 Tonnen Gußeisen, 700 Tonnen Schmiedeeisen und 300 000 Glasscheiben in drei verschiedenen Größen wurden verbaut. Um den Baumbestand des Hyde Parks zu schonen, wurde sogar drei Ulmen in das "Riesengewächshaus" integriert.

Die Weltausstellung wurde von Königin Victoria und Prinz Albert am 1. Mai 1851 feierlich eröffnet. Unter den Gästen war auch der bayerische Minister August von Cetto. Bis zum Ausstellungsende am 15. Oktober 1851 kamen über sechs Millionen Besucher.

Mehr als 40 Nationen mit 17 062 Ausstellern waren vertreten. Da es "Deutschland" als Herkunftsland nicht gab, traten deutsche Aussteller unter der Bezeichnung 'Zollverein' und 'Norddeutschland' als Ausstellungsgemeinschaft in Erscheinung. Preußen war dabei mit 802 Ausstellern, die mitteldeutschen Zollvereinsstaaten mit 324, darunter 16 aus den Herzogtümern Sachsen-Coburg und Gotha, die süddeutschen Zollvereinstaaten Bayern, Württemberg und Baden mit 324 Ausstellern vertreten.

Ein Teil der Einnahmen aus der Weltausstellung wurde auf Alberts Initiative anschließend für den Bau der neuen Museen in South Kensington verwendet. Einige der Exponate der Weltausstellung wurden für diese Museen übernommen oder angekauft. Der Kristallpalast selbst wurde nach Ende der Ausstellung von einer Privatgesellschaft demontiert und aus den Konstruktionselementen wurde im Londoner Vorort Sydenham ein Messe- und Kulturzentrum errichtet, das 1936 durch einen Brand zerstört wurde.

Zu sehen sind in dieser Abteilung eine Reihe von Außenansichten des Kristallpalastes (7.1., 7.3, 7.5, 7.7.) Abbildungen des Innern (7.6, 7.5, 7.7, 7.19, 7.20 "Foreign Nave", 7.21, 7.26 "Zollverein"), Karikaturen (7.2, 7.10) und Memorabilia zur Ausstellung wie eine Dauer-Eintrittskarte (7.9), Gedenkmünze (7.32), außerdem Ausstellungskataloge (7.14, 7.16, 7.17), ein Verzeichnis der ausstellenden Firmen aus Bayern (7.12) sowie Ausstellungsführer (7.15, 7.16).

An Exponaten, die auch auf der Londoner Ausstellung waren, werden gezeigt:

Kat.Nr. Objekte
7.22 Löwe von der Quadriga des Siegestores in München, München 1848
7.24 Zwei Heizofen in Form von Rittern
7.25 Gulliver in Liliput: Figurengruppe nach "Gullivers Reisen" von J.Swift (nur bis Juli!) Die Gruppe wurde 1844 vom Sonneberger Fabrikanten und Kaufmann Adolf Fleischmann hergestellt und erstmals 1844/45 bei der "Allgemeinen Ausstellung deutscher Gewerbserzeugnisse" im Berliner Zeughaus gezeigt. Die große Figur des liegenden Gullivers ist mittels Formen und Papiermaché gefertigt. Die Liliputaner, die ihn gerade fesseln und bewachen, sind dagegen frei modelliert. Die Gullivergruppe war einer der Besuchermagneten der Weltausstellung. 1908 gelangte die Figurengruppe von London in das "Industrie- und Gewerbemuseum des Meininger Oberlandes" in Sonneberg. Bild(48 KB)
7.28 Damensekretär aus Würzburg mit den Porträts von König Max II. von Bayern und Königin Victoria
7.29 Runder Säulentisch des Hofschreinermeisters Wilhelm Puff aus Coburg
7.30 Gotisches ABC-Buch, Verlag Siegmund Schmerber, Frankfurt a.M.
7.31 Bamberger Scheibenbüchse von Karl Valentin Heinlein
7.33 Feldpistolen von Caspar Georg König aus Coburg
7.34 Militärtrommel aus Stuttgart
7.35 Erd- und Himmelsgloben aus Nürnberg
7.36 Lacke, Farben und Buchdruckerschwärze der Firma Wilhelm Sattler aus Schweinfurt
7.38 Fächer, hergestellt im Eisenkunstguß in Ilsenburg
7.39 Tisch aus Gußeisen mit Marmorplatte aus Ilsenburg
7.40 Pfeifenkopf des Bamberger Porzellanmalers Otto Wustlich, der im Schmidtschen Porzellanmalerinistitut in Bamberg gearbeitet hatte. Dieses Institut war 1818 in Coburg gegründet und 1833 nach Bamberg verlegt worden.
7.41 Porzellankrug mit Deckel, Entwurf Eugen Napoleon Neureuthers für die Nymphenburger Porzellan-Manufaktur
7.42f Drei Porzellanfiguren der Porzellanmanufaktur Meissen
7.44 Bildhauerarbeiten des Dresdner Bildhauerprofessors Ernst Rietschel
7.45 Oberammergauer Holzschnitzerein

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