Bavaria verkörpert als anmutige Frauen- gestalt das Land Bayern aber auch eine Idee des bayerischen Staates, oft aus- gedrückt in beigegebenen Wappenschi- lden oder, wie im Fall der „Tellus Bava- rica",durch den Reichsapfel. Grundla- gen eines Landes sind seine Boden- schätze und seine Fruchtbarkeit, die die Ernährungsgrundlage für seine Be- wohner schafft. Bavaria schmückt sich deshalb in fast allen Darstellungen mit Hinweisen auf Ackerbau, Fischfang und Jagdbeute sowie den Reichtum an Salz. Die Kolossalstatue der Bavaria vor der Ruhmeshalle in München prägt seit ihrem technisch aufwendigen Guss 1850 das bis heute gültige Bild der Bava- ria. Hier taucht erstmals der Löwe, ur- sprünglich das Wappentier der pfäl- zischen Wittelsbacher, in Verbindung mit Bavaria auf.

Eine ungewöhnlich jugendliche, schutzbedürftige Bavaria, die in die Arme einer gewappneten und dennoch eleganten Gallia flüchtet, illustriert die politische Situation, in der sich Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand.

Bavaria wird in diesem Band, wie der Titel verkündet, zusammen mit den bayerischen Kreisen und den Ständen der “„bayerischen Nation” vorgestellt. Dabei spielt die Verbindung von Land- wirtschaft und Gewerbe eine große Rolle. Bavaria selbst ist außergewöh- nlich, aber dennoch zeitgemäß in alt- deutscher Tracht mit Königskrone und dem Wappenschild König Ludwigs I. abgebildet. Dazu trägt sie das Füllhorn des Friedens, der damit als Voraus- setzung für den Wohlstand im Land angesprochen ist. Im Hintergrund sind die Walhalla, der Ehrentempel für be- rühmte Deutsche,und die Silhouette von Nürnberg, der Erscheinungsort des Blattes, zu sehen.

Der einzige im Original erhaltene Bozetto für die Bavaria vor der Ruhmeshalle Ludwigs I. steht am Ende einer Reihe von Ent-würfen und verworfenen Vor-schlägen, die seit 1834 der feierlichen Auf- stellung der Bavaria im Jahr 1850 vorausgingen.

Dass die Monumentalfigur der Bavaria durchaus als Verkörperung des Landes Bayern verstanden wurde, zeigt diese Nachbildung des Kopfes der Bavaria, die auf einem Kriegerdenkmal als bekrö- nender Abschluss angebracht war.