Ausschnitte aus dem Nachdruck einer römischen Straßenkarte (Tabula Peutingeriana)
Ortelius und Moretus

Mit der Eroberung Süddeutschlands durch die Römer wurden weite Gebiete Bayerns Teil der römischen Welt. Um die Provinzen mit dem italienischen Mutterland und Rom zu verbinden, wurden Straßen angelegt.


Kupferstich/Papier, koloriert, 34,5 x 55 (Blatt), mit zwei Kartenausschnitten, je 19 x 51,5
Museen der Stadt Regensburg (Sammlung Dachs)
Lit.: Tabula Peutingeriana. Codex Vindobonensis 324, Graz 1976 (Nachdruck mit einem Kommentar von Ekkehard Weber); AK Bild der Welt, Nr. 2.1; Dietz/Fischer, Römer in Regensburg, S. 27; Czysz, Tabula Peutingeriana, S. 140, 145 (mit weiterer Literatur); Dietz u.a., Regensburg zur Römerzeit, S. 100–102.


Die Vorlage für das Kartenwerk bildet eine römische Weltkarte des Reichsgebiets. Überliefert ist sie nur als Kopie des 12./13. Jahrhunderts, die der Humanist Konrad Bickel, genannt Celtis, kurz vor 1507 in einer süddeutschen Klosterbibliothek entdeckt und in seinen Besitz genommen hatte. Er vermachte sie dem Augsburger Juristen Konrad Peutinger, unter dessen Namen sie als „Tabula Peutingeriana” bekannt wurde. Die erste vollständige Publikation erfolgte 1598 in acht Teilkarten auf vier Bogen, während die mittelalterliche Kopie ein 6,7 m langes Band aus elf Pergamentblättern bildete. Sie wird heute in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt.
Die Grundlage der antiken Karte dürfte auf M. Vipsanius Agrippa, den Schwiegersohn des Augustus, zurückgehen. Diese „Urkarte” wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. mehrfach redigiert. Sie zeigt nicht nur stilisierte Straßenverläufe mit Entfernungsangaben und wichtige Orte bzw. Straßenstationen, sondern zudem die großen Gebirge und Flüsse, auch Völkernamen sind eingetragen. Freilich wirkt vor allem in den Randgebieten der römischen Welt vieles im Vergleich mit modernen Karten eigenartig verkürzt und verschoben. Dies hängt unter anderem mit dem Bestreben zusammen Italien im Rahmen des lang gestreckten Kartenformats als Zentrum der Welt zur Geltung zu bringen.
Das ausgestellte Blatt zeigt die Segmente 3 (oben) und 4 (unten). In der Mitte der beiden Abschnitte ist von links nach rechts die italische Halbinsel wiedergegeben, und zwar deren nördliche Hälfte auf dem oberen, die südliche Hälfte (mit Rom am linken Rand) auf dem unteren Kartenausschnitt. Das östliche Raetien ist auf der oberen Karte links oben dargestellt. Man erkennt dort Regino/Regensburg mit Doppelturmvignette als wichtigen Ort an der am oberen Rand entlanggezogenen Donau. Unterhalb von Regensburg ist Ivavo/Salzburg irrig westlich des Inns eingezeichnet. Nach rechts, jenseits des Inns, schließt die Provinz Noricum mit dem durch das Doppelturmsymbol hervorgehobenen Ort Ouilia/Wels an. Das Germanengebiet nördlich der Donau ist nicht weiter ausgeführt, da es nicht Teil der römischen Welt war.

A. Bo.