Bavaria

Die „Bavaria” oder „Tellus Bavarica” ist die allegorische Darstellung des Landes Bayern. Mit ihren Attributen verweist sie auf den Reichtum des Landes: Salzvorkommen, Getreideanbau sowie Wild- und Waldreichtum.

Tellus Bavarica
Franz Ragaller (Original: Hubert Gerhard, um 1590)
München, 1900
Kupfer, getrieben, tlw. feuervergoldet, Original Bronzeguss,
H. 230, B. ca. 170
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum (6400)
Lit.: AK Wittelsbach und Bayern, Bd. II, 2, S. 259; AK Salz Macht Geschichte, S. 224 f.

In einer allegorischen Darstellung, die weit entfernt ist von dem Bild der Bavaria, wie sie etwa der Guss von Schwanthaler aus dem 19. Jahrhundert verkörpert, repräsentiert diese Bavaria des 16. Jahrhunderts Reichtum und Wohlergehen des Landes Bayern, allerdings aus höfischer Sicht. Besonders die Attribute, die auf den Wildreichtum des Landes und die Freuden der Jagd hinweisen, das Hirschfell über dem rechten Arm Bavarias und der Helm der Jagdgöttin Diana, waren lediglich dem Adel zugänglich. Obwohl sich natürlich Salzgewinnung und Salzhandel, auf die das Fass zu Füßen der Bavaria hinweist, auch in der Hand des bayerischen Herzogs befanden, hatten die Untertanen an diesem Reichtum durchaus teil. Dasselbe gilt für die Fruchtbarkeit der Böden und den Getreideanbau. Nachträglich hinzugefügt wurde ein Reichsapfel in der rechten Hand Bavarias. Maximilian I. wollte damit auf seine 1623 erworbene Kurwürde hinweisen.
Die Tellus Bavarica stellte der niederländische Bronzebildhauer Hubert Gerhard (1550–1622/23) ursprünglich
im Auftrag des bayerischen Herzogs Wilhelm V. für einen Brunnen im Residenzgarten her. Der Nachfolger Maximilian I. ließ sie 1616 auf dem Pavillon des Münchner Hofgartens aufstellen, den sie bis heute, allerdings in einer Kopie, bekrönt. Das Original befindet sich im Kaisersaal der Residenz, trägt jedoch weder den Reichsapfel noch das Ährenbündel. Ersterer wurde bei einer Restaurierung als nachträgliches Attribut entfernt (vgl. Kat.-Nr. 19.26). Das Ährenbündel ist im Zweiten Weltkrieg verschollen. Diese Nachbildung der Tellus Bavarica wurde vermutlich 1933 beim Festzug zum „Tag der deutschen Kunst“ mitgeführt, zu einem Zeitpunkt, als Bayerns Staatlichkeit und sein eigenes Wappen schon nicht mehr erwünscht waren (vgl. Kat.-Nr. 6.51).

M. Ha.