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Im Jahr 724 begann mit der überlieferten Ankunft des heiligen Korbinian die Geschichte des Bistums Freising. Gerufen hatten ihn die bayerischen Agilolfinger-Herzöge. Von ihrer königsgleichen Herrschaft, vom Land und vom Leben der Bajuwaren, von den Anfängen der Kirche in Bayern sowie von Schatz und Schicksal des mächtigen Herzogs Tassilo III. erzählt 1.300 Jahre später die Bayerische Landesausstellung zum großen Korbiniansjubiläum.

Nicht nur 2024, auch schon 1724 wurde das damals 1.000-jährige Bistums-Jubiläum gefeiert. Die Gebrüder Asam gestalteten zu diesem Anlass den Freisinger Dom um. Daher eröffnen barocke Darstellungen zur Frühgeschichte Bayerns die einzelnen Kapitel der Bayerischen Landesausstellung.

Der Rundgang

Bild 1: Korbinian kommt

Der christliche Missionsbischof Korbinian, der aus dem heutigen Frankreich stammte, gelangte vor 1.300 Jahren nach Freising. Er kam nicht ganz freiwillig, sondern wurde vom agilolfingischen Herzogssohn Grimoald regelrecht auf den Domberg verschleppt. Hier sollte Korbinian als Bischof wirken, um das Christentum zu festigen – aber auch, um die herzogliche Macht zu stärken. Korbinian war viel unterwegs. Der Legende nach zähmte er auf seinem Weg über die Alpen nach Rom einen Bären, der ihn überfallen hatte. Dieser trug das Gepäck des Heiligen bis Rom. Auf Bildern Korbinians ist er noch heute stets dabei.

Bild 2: Ein Land von Gold und Purpur? Bayern um 724

Das Herzogtum der Bajuwaren reichte im 8. Jahrhundert zeitweise bis Südtirol, Kärnten und Slowenien, nach Oberösterreich, in die Oberpfalz und über den Lech nach Schwaben hinein. Seine Hauptverkehrsachsen waren die alten Römerstraßen, der Inn und vor allem die Donau mit dem Herzogs-Hauptsitz Regensburg. Die „einfachen“ Bajuwaren lebten von der Landwirtschaft, adlige Geschlechter und deren Gefolge stützten die Herrschersippe. Die Agilolfinger-Herzöge gehörten zum höchsten europäischen Adel und waren seit dem 6. Jahrhundert mit Königen verwandt und verschwägert. Der Langobardenkönig Agilulf in Italien etwa gelangte erst durch die Heirat mit der Agilolfingerin Theodolinde auf den Thron.

Bild 3: Korbinian züchtigt die Hexe: Was glauben die Bayern?

In der Römerzeit hatte sich im späteren Bajuwarengebiet das Christentum etabliert. Durch die Völkerwanderung wurde diese Tradition seit dem 4. Jahrhundert erschüttert. Die Germanen, die im Land zwischen Alpen und Donau ansässig wurden, waren teils Heiden, teils arianische oder auch bereits katholische Christen. Nicht einmal Grabbeigaben lassen sicher erkennen, welcher Religion die Verstorbenen anhingen. Mit Billigung der Agilolfinger-Herzöge – und vielleicht unter kriegerischem Schutz – zogen Missionare durchs Land und predigten den katholischen Glauben.

Bild 4: Theodos Taufe: Wie die Bayern katholisch werden

Im Jahr 716 erreichte Herzog Theodo beim Papst die Erlaubnis, in Salzburg, Regensburg, Freising und Passau Bistümer zu errichten: ein wichtiger Schritt in Richtung bayerische Eigenständigkeit. Theodo rief Geistliche aus dem Frankenreich nach Bayern: Erhard und Emmeram wirkten in Regensburg, Korbinian in Freising und Rupert in Salzburg. Für ihre christlichen Ideale riskierten die Missionare viel, Emmeram etwa starb einen grausamen Märtyrertod. Mit herzoglicher Förderung schufen sich die bayerischen Bistümer ihre bis heute verehrten Gründerheiligen: Noch unter Theodo wurden Emmerams Gebeine feierlich nach Regensburg übertragen, später unter Herzog Tassilo die von Korbinian nach Freising.

Bild 5: Die Wahrheit über Bonifatius und das Erbe Odilos

739 vollendete Winfried-Bonifatius die Einteilung Bayerns in vier Bistümer, die über ein Jahrtausend bestehen blieb. Die Grundlagen dafür hatte zwar schon Herzog Theodo 716 gelegt, Bonifatius schaffte es aber, diesen Erfolg – und viele andere – dauerhaft mit seinem Namen zu verbinden. Er war ein Genie der Selbstvermarktung. „Berühmtester Missionar“ oder „Apostel der Deutschen“ – so wird er bis heute gepriesen und als Heiliger verehrt.

Herzog Odilo, der „vorletzte“ Agilolfinger und Vater Tassilos III., war der eigentliche Schöpfer des frühmittelalterlichen Bayern. Bayerns Klosterlandschaft geht auf ihn zurück, mit Bonifatius setzte er die Bistumsorganisation um. Die bayerische Herrschaft erweiterte er mit seinem Sieg über die Awaren 742. In diesem Zusammenhang werfen wir einen Blick auf die awarischen und slawischen Nachbarn im Osten.

Bild 6: Tassilo – Herzog oder König?

Ihren Höhepunkt erlebte die agilolfingische Herrschaft unter Herzog Tassilo III. In seiner Regierungszeit von 748 bis 788 gründete er bedeutende Klöster wie Kremsmünster und Frauenchiemsee. Er saß Versammlungen der bayerischen Kirche vor und erließ Gesetze, was sonst nur Könige taten. Seine Eigenständigkeit gegenüber dem Frankenreich fand auch künstlerischen Ausdruck: Der Hofschule des dortigen Herrschers Karl stand eine eigene tassilonische Kunst gegenüber. Ihr herausragendes Stück ist der Tassilo-Liutpirc-Kelch aus Kremsmünster. Er ist ein Weltkunstwerk, das schönste und größte Artefakt seiner Art und Zeit. Gedacht war der prunkvolle Messkelch wohl für den 774 neu geweihten Salzburger Dom, der Krönungs- und Grabeskirche der Agilolfinger hätte werden können. In der Schatzkammer der Landesausstellung sind weitere faszinierende Goldschmiedearbeiten, Buchmalereien und Steinmetzkunst vertreten.

Mit seiner königsgleichen Herrschaft forderte Tassilo den Franken Karl heraus. Wer mag aus bayerischer Sicht „der Große“ sein? Die ganze Geschichte sehen Sie in einem eigens für die Ausstellung produzierten Film.