Bayern

 

Das bayerische Gebirgsschützenwesen ist beschränkt auf einen schmalen Grenzstreifen des Alpenraums zwischen dem Reichenhaller Gebiet im Osten und dem Werdenfelser Land im Westen mit dem Zentrum im Miesbacher Oberland und im Tölzer Isarwinkel.
Es lässt sich historisch in drei Abschnitte einteilen:
1. die staatliche Institution des Gebirgsschützenswesens bis 1869,
2. die Organisation einzelner Gebirgsschützenkompanien als Verein ab 1870,
3. die Gründung des „Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien“ 1951, dem im Jahr 2001 alle 46 bayerischen Kompanien angehören.

 
 

 

Die Karte des Klosterbezirks Benediktbeuern verzeichnet alle Orte im bayerischen Oberland, in denen das Kloster Benediktbeuern Untertanen besaß, die zur Verteidigung eingesetzt werden konnten. Die gestrichelten Linien auf der „Mappa Burana“ geben unterschiedliche Herrschaftsgebiete an, z. B. Klostergericht Benediktbeuern, Landgericht Tölz oder Herrschaft Hohenwaldeck (Miesbach).

 

Nachdem der bayerische Kurfürst Max Emanuel 1703 zunächst Tirol erobert hatte, wurde er in der Folge von den Tiroler Schützen wieder aus dem Land vertrieben. Daraufhin besetzten die habsburgischen Truppen im Mai 1705 Altbayern. Sie waren wegen ihrer Gewaltmethoden verhasst. Es kam zum Volksaufstand, der unter der Parole stand: „Lieber bairisch sterben als kaiserlich (= österreichisch) verderben.“
In den Schlachten bei Sendling und Aidenbach erlitten die Gebirgsschützen verheerende Niederlagen, bei denen mehrere tausend Menschen den Tod fanden. Bis heute gedenken die Gebirgsschützen alljährlich zu Weihnachten vor dem Oberländer-Denkmal in Waakirchen ihrer Toten aus der „Sendlinger Mordweihnacht“.

 
 

1866 wurden die Gebirgsschützen zum letzten Mal aufgeboten. Preußen und der Deutsche Bund unter Führung Österreichs lagen im Krieg, Bayern war auf der Seite Österreichs beteiligt. Am 1. Januar 1870 wurde die Landwehr abgeschafft. Damit trennte sich der bayerische Staat von den Gebirgsschützenkompanien als Element der militärischen Landesverteidigung. In der Folgezeit lösten sich die meisten Kompanien auf. Nur in Schliersee und Gmund im Miesbacher Oberland sowie in Lenggries, Wackersberg und Gaißach im Tölzer Isarwinkel überdauerten die Gebirgsschützen. Um 1870/80 übernahmen neue Vereine die Aufgaben der Gebirgsschützen: Veteranen, Schuhplattler- bzw. Volkstrachtenvereine und Feuerwehren. Um 1900 setzte eine regelrechte Nostalgiewelle ein.
Anlässlich der Gedenkfeier zur 200-jährigen Wiederkehr der Sendlinger Mordweihnacht versammelten sich die Gebirgsschützen zu Weihnachten 1905 vor dem „Oberländer Hof“ in der Kidlerstraße in München-Sendling.

 

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs – und damit dem Ende der Monarchie – entstand in München eine „Räterepublik“ nach sowjetrussischem Vorbild. Am 17. April 1919 erteilte die nach Bamberg geflüchtete Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann die Erlaubnis in ganz Bayern, namentlich in den Bezirksämtern Rosenheim, Wasserburg, Aibling, Miesbach, Ebersberg und Traunstein, so genannte „Freikorps“ aufzustellen. Diese paramilitärischen Verbände waren an der Niederschlagung der „Räterepublik“ beteiligt.

 
 


 

Sepp Bachmair, Hauptmann der Tegernseer Kompanie, organisierte das erste größere Treffen bayerischer und Tiroler Kompanien nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 11./12. Juni 1949 lud er zum „Tag des Alpenländischen Volkstums“ nach Rottach-Egern am Tegernsee ein, verbunden mit einer Oberländer Wallfahrt aus Dankbarkeit für die Rückkehr aus dem Krieg. 1950 fand das grenzübergreifende Fest eine Wiederholung mit rund 25 000 Besuchern.
Im Mai 1951 wurde auf Initiative von Sepp Bachmair der „Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien“ gegründet, der sich am 18. August 1951 in einer „Vorbereitenden Bundesversammlung“ eine Satzung gab.

 

Zwischen 1960 und 1970 kam es in Erinnerung an die 250-Jahr-Gedenkfeier der Sendlinger Mordweihnacht zu einer Fülle von Wiedergründungen. Die Satzung des „Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien“ legt fest, dass nur an Orten, in denen vor 1810 Kompanien bestanden hatten, Wiedergründungen erfolgen sollen.
Höhepunkt des Gebirgsschützenjahres ist der Patronatstag zu Ehren der Mutter Gottes am ersten Maisonntag, dem „Mariensonntag“.
1963 führte man das erste Bundesschießen durch. Seitdem treffen sich jeweils im Herbst 700 bis 800 Gebirgsschützen in den Schießständen Kreuth und Tölz. Tradition hat auch die Teilnahme der Gebirgsschützen am Münchner Oktoberfest.

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Ministerpräsident Franz Josef Strauß mit dem Landeshauptmann Andreas Stadler, Waldhofbauer aus Gmund (rechts), und dem Vorgänger im Landeshauptmannsamt Georg Hagn, Sterneckerbauer aus Kreuth (links), beim Alpenregionstreffen in Rottach-Egern, 1983.