"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation

Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna,
vom 26. April bis 10. August 1997

Porträt des Wolfgang Musculus
Bild Format Beschreibung Kat.Nr.
Musculus JPEG, 399 x 506 pix, 33 KB Porträt des Wolfgang Musculus
Gemälde, Künstler unbekannt, Ende 16. Jahrhunderts
102c

Drittes Hauptthema der Ausstellung - neben der Entwicklung der Reformation in Augsburg insgesamt und dem Buchdruck - sind Leben und Werk des Reformators Wolfgang Musculus, der die Durchsetzung und Ausgestaltung der kirchlichen Erneuerung in Augsburg und darüber hinaus wesentlich mitbestimmt hat.
Vor dem ersten der verschiedenen Porträts des Reformators, die in der Ausstellung gezeigt werden (vgl. Kat. 102 a - h) und seine große Bedeutung bezeugen, wird man - zumal das Bild rechts oben die Maus zeigt - zunächst den Namen "Musculus" erklären (Musculus wurde 1497 als Sohn des Küfners Anton Müslin in Dieuze, Lothringen, geboren). Anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler in einem knappen Abriß das Wichtigste und für sie Interessanteste aus seinem Leben erfahren, wobei - anknüpfend an Aussagen über Ökolampad und Rhegius (vgl. oben zu Kat. 6 und 12 - 20) - ein Leitaspekt die erheblichen biographischen Brüche sein können, welche die Reformationszeit für ihn wie für viele andere Menschen mit sich brachte. Seit 1512 im Benediktinerkloster Lixheim, wo er lateinische Klassiker, Theologie und Musik studierte, las er 1518 Luther-Schriften, die sein Denken und seine Predigten - mit ihn gefährdenden Folgen - veränderten. 1527 verließ er schließlich das Kloster, ging nach Straßburg und heiratete. Er versuchte (mit 30 Jahren!) eine Weberlehre, brach sie jedoch ab und fand nun, weil sich die Reformation durchsetzte, am Straßburger Münster wieder als Geistlicher seinen Beruf. In dieser Zeit lernte er Hebräisch, später auch noch Griechisch und sogar Arabisch. 1531 erfolgte ein wesentlicher Lebenseinschnitt, als er nach Augsburg berufen, dort bald erster Prediger und wichtiger 'Motor' der Reformation wurde. Er vertrat Augsburg auch nach außen, z.B. 1536 bei der Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie, und versuchte, die Reformation auch außerhalb Augsburgs durchzusetzen. 1548 ein erneuter Umbruch: Nach Einführung des Interims floh Musculus aus Augsburg und fand in Bern als Professor der Theologie eine neue Wirkungsstätte, die er bis zu seinem Tod (1563) nicht mehr verließ. Zahlreiche Übersetzungen, Abhandlungen und Kommentare machten ihn auf theologischem Gebiet zu einem der bedeutendsten Wissenschaftler seiner Zeit.
Da die Exponate dieser Abteilung vorwiegend aus Schriftstücken bestehen, bietet es sich hier an, die Schülerinnen und Schüler nach einführenden Worten allein oder in Kleingruppen durch die Goldschmiedekapelle zu schicken und sie dafür mit Hinweisen auf bestimmte Objekte bzw. mit entsprechenden Arbeitsaufträgen zu versehen. Als Objekte, die gezielt aufzusuchen und zu befragen wären, kommen vorrangig solche in Frage, die wichtige Stationen von Musculus' Lebensweg, seine verschiedenen Tätigkeiten oder auch seine familiäre Situation widerspiegeln (er hatte mindestens acht Kinder; die Söhne wurden alle Pfarrer; bei der Flucht aus Augsburg mußte er die Familie zunächst zurücklassen, u.a.m.).

Dazu gehören z.B. Kat. 116 (Zitate Musculus' zu verschiedenen Themen - vgl. auch den Materialienteil -, aus denen sich die Schüler/innen ein sie beeindruckendes aussuchen können; sie sind zugleich durch Tonduschen akustisch wahrnehmbar); Kat. 118 (Musculus' Einstellung zum Zinsnehmen), Kat. 120 (Reise nach Eisenach wegen Wittenberger Konkordie, Übersicht über weitere Reisen); Kat. 122 (Erlernen des Arabischen); Kat. 124 (Ankauf griechischer Handschriften); Kat. 127 (Musculus' Versuch, in Donauwörth die Reformation einzuführen); Kat. 131 (Spottblatt auf das Interim); Kat. 132 (Stammbaum der Familie Musculus, Itinerar der Flucht aus Augsburg); Kat. 134 (Professur in Bern); Kat. 138 (Tätigkeit als Noteneditor); Kat. 140b (Korrespondenzen von Musculus).

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