Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation

Martin Luther (1483 - 1546)
Luther
Eine Flut von Serienbildnissen Luthers aus der Werkstatt Lucas Cranachs in Wittenberg führte zu einer bis dahin beispiellosen bildlichen Präsenz des Reformators in protestantischen Kirchen.
Lucas Cranach, Werkstatt
1529 oder später
Öl/Holz, 75 x 55
Augsburg, Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Anna

Lucas Cranach und vor allem seine Werkstatt fertigten verschiedene Bildserien in unterschiedlichen Formaten, die Martin Luthers Physiognomie - zusammen mit der zeitgenössischen Grafik - im ganzen Reich bekannt machten. Die verschiedenen Porträttypen stammten ursprünglich sicherlich von Lucas Cranach selbst, doch welche Mitglieder des großen Werkstattbetriebs die zahllosen Kopien und freien Wiederholungen anfertigten, bleibt unklar. Ein Hinweis auf die immense Anzahl von solchermaßen geschaffenen Lutherporträts ist einer Bemerkung Johannes Stigels zu verdanken, der nach dem Tod des Lucas-Sohnes Hans Cranach (+ 1537) schrieb, dieser habe1000 (!) Porträts des Reformators gemalt.
Der Typus des zwar 1529 datierten, aber vermutlich später gemalten Porträts aus St. Anna ist sowohl als Einzelbildnis wie auch als Doppelbildnis zusammen mit Luthers Frau Katharina von Bora überliefert. Am oberen Bildrand steht Luthers Wahlspruch IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITUDO VESTRA ("Im Schweigen und in der Hoffnung wird eure Stärke bestehen"), der auf einer weiteren, jedoch undatierten Kopie in der Augsburger St.-Ulrich-Kirche fehlt.
Paul von Stetten zufolge muß das Bild 1788 "unter der Emporkirche, über den Sitzen der Rathsherren" zusammen mit einem Bildnis des Reformators und Lutherfreundes Philipp Melanchthon gehangen haben - im nur 14 Jahre zuvor aufgenommenen Inventar von St. Anna ist das Melanchthonporträt allerdings noch nicht erwähnt. Das Lutherporträt ist mit dem Bildnis des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen als Stiftung "Jenisch Ledig" in den Besitz der Kirche gelangt; zusammen dienten die beiden Bilder gewissermaßen als Ausweis der protestantischen Gesinnung der Gemeinde.
A. H.
Lit.: Inventarium des innerlichen Kirchenschmucks, Bücher und anderer Sachen bey St. Anna, Augsburg 1774, Stadtarchiv Augsburg (Evangelisches Wesensarchiv); v. Stetten, Beschreibung der Reichs-Stadt Augsburg, S. 162; Schiller, St. Annakirche, S. 151; Blendinger, Augsburg, S. 70, Nr. 162; Grimm, Lucas Cranach, S. 352 - 357; AK Reformation und Reichsstadt, S. 102.

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