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Kaisheimer Altar „Beschneidung Christi“ [ zurück ]
 
Maler:   Hans Holbein der Ältere
Datiert:   1502
Bild:   Öl auf Holz, 180 x 82 - Inv.-Nr. 728
 
   
 
Die Tafel vom ehemaligen Hochaltar des Zisterzienserklosters Kaisheim stellt die Beschneidung Christi dar. Nach oben ist die Szene im Tempel durch gemaltes goldenes Maßwerk abgegrenzt. Eine Personengruppe hat sich um den Priester versammelt, der das Christkind auf dem Schoß hÖlt, während der Mochel die Beschneidung vornimmt. Links unten auf der Tafel kniet der Auftraggeber und Stifter des Altars, Georg II. Kastner, der das Zisterzienserkloster von 1490 bis 1509 als Abt regierte. Der in Ordensgewand und Birett gekleidete Abt hat die Hände zum Gebet erhoben. An seiner linken Schulter lehnt der Abtsstab. Vor ihm ist sein Wappen zu sehen.
Die Tafel bildete einst mit sieben anderen Tafeln die Flügelinnenseiten des Hochaltars in der Zisterzienserkirche St. Mariae Himmelfahrt in Kaisheim bei Donauw�rth. Während die Flügelinnenseiten Szenen aus dem Marienleben zeigen, setzen sich die Flügelau�enseiten aus acht Szenen aus der Passion Christi zusammen. Neben den frei entworfenen, teilweise karikatur�hnlichen Gesichtern der Statisten der heilsgeschichtlichen Szenen finden sich in mehreren Tafeln typische Bildnisse, die aber nicht identifiziert werden konnten (Frauenk�pfe links im Hintergrund von Mariae Tempelgang, Mann mit Patrizierhaube rechts hinten in der "Beschneidung", junger Mann rechts in der "Anbetung der Könige"). Vermutlich handelt es sich um Mitglieder von Familien, die dem Kloster durch Stiftungen verbunden waren. Der Abt Georg Kastner hatte den Altar bei den drei damals führenden Meistern in Augsburg bestellt: dem Kistler Adolf Daucher, dem Bildhauer Gregor Erhart und dem Maler Hans Holbein d.Ä. Bis 1673 blieb der sp�tgotische Flügelaltar in der Klosterkirche, dann wurde er durch einen barocken Altaraufbau ersetzt. Die Flügeltafeln Holbeins wurden in ihre einzelnen Kompartimente zerteilt, die schließlich 1715 gespalten wurden. Die dadurch gewonnenen sechzehn Bildtafeln wurden einzeln gerahmt in der Kirche aufgehängt. Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der S�kularisation gelangten die Tafeln in bayerischen Staatsbesitz.
 
Literatur:   Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hg.), Alte Pinakothek München. Erl�uterungen zu den ausgestellten Gemälden, 3. Aufl., München 1999, S. 565f.
Goldberg, Gisela: Der Kaisheimer Hochaltar von 1502. Bemerkungen zu Arbeiten Hans Holbeins des Älteren für das Zisterzienserkloster Kaisheim bei Donauw�rth, in: Nordschwaben (Der Daniel), Heft 1, 1988, S. 2-8.
 
Person:   Georg Kastner, Abt
* ? in Donauw�rth
† 20.2.1509

Sohn des Feintuchwebers Hans Kastner.
Georg Kastner wurde nach dem Tod von Johannes Visches im Jahr 1490 zu dessen Nachfolger als Abt des Zisterzienserklosters in Kaisheim bei Donauw�rth gewählt. Kastner machte sich vor allem als kundiger Fürderer von Malerei und Bildschnitzerei einen Namen. So beauftragte er Hans Holbein, Gregor Erhart und Alfred Daucher mit der Ausf�hrung des neuen Hochaltars sowie Adam Krafft mit einem Sakramentshaus für die Klosterkirche, das allerdings nicht erhalten ist. Außerdem ließ er eine beheizbare Stube für den Konvent errichten.
   
 
Maler:   Hans Holbein der Ältere
* um 1465 in Augsburg
† 1524 vielleicht in Basel

Hans Holbein d.Ä., der Vater von Hans und Ambrosius Holbein, gehörte zu den geschütztesten Malern seiner Zeit und gilt neben Hans Burgkmair d.Ä. als führender Augsburger Künstler der Spätgotik. Sein malerisches Werk besteht aus Altargemälden, selbstständigen Einzeltafeln mit religiösen Themen und Porträts. Innerhalb seines zeichnerischen Œuvres kommt den mit Silberstift gefertigten Bildnissen besondere Bedeutung zu. Außerdem lieferte Holbein Entwürfe für Glasgemälde und Goldschmiedearbeiten.