Die ersten Landesherren
 
   

Bereits die Jugendjahre Ottheinrichs und Philipps unter der Vormundschaft von Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz verlaufen sehr verschieden. Während Ottheinrichs Entdeckergeist vor allem in seinen ausgedehnten Reisen zum Ausdruck kommt, zeichnet sich die Weltoffenheit des jüngeren Philipp u.a. durch sein Studium ab. Das ausgeprägte Repräsentationsbedürfnis Ottheinrichs zeigt sich z. B. in seiner regen Bautätigkeit, in zahlreichen Bildnisaufträgen, in den monumentalen Tapisserien oder in der Pflege der höfischen Kultur. Charakteristische Züge fürstlichen Lebens in der damaligen Zeit spiegeln sich auch in der reichen Musikkultur am Neuburger Hof oder der Jagdleidenschaft beider Pfalzgrafen.
Bekannt ist Ottheinrich aber vor allem als einer der größten Büchersammler der Epoche. Er trägt maßgeblich zum Aufbau der weltberühmten Bibliotheca Palatina bei. Auch zahlreiche kunsthandwerkliche Gegenstände unterschiedlicher Gestalt und Funktion sind auf seine Passion als Sammler zurückzuführen. Die Aufgeschlossenheit für den Geist der neuen Zeit zeigt eine weitere Facette der Persönlichkeit Ottheinrichs. Er interessiert sich z. B. für Astronomie und Astrologie und führt alchimistische Experimente durch.
Ottheinrichs Leben spiegelt ebenso den fundamentalen Umbruch im Glaubensleben wider. Während seine Gemahlin Susanna zeitlebens beim alten Glauben bleibt, bekennt sich Ottheinrich nach ihrem Tod 1543 zum Luthertum und veranlasst die Einführung der Reformation im Fürstentum Pfalz-Neuburg.


Ehrenwerk auf das Haus Österreich für Jacob Fugger
 
Lorenz Helmschmid
Riefelküriss Ottheinrichs, 1516
Kunsthistorisches Museum Wien
 
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Matthis Gebel
Doppelmedaille Pfalzgraf Ottheinrich und Pfalzgräfin Susanna, 1530
Schlossmuseum Neuburg an der Donau / Historischer Verein Neuburg
 
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Peter Gertner
Susanna von Brandenburg, Ölmalerei auf Holz, um 1530
Schloss Berchtesgaden, Wittelsbacher Ausgleichsfonds
 
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Matthis Gerung, Entwurf
Die Wallfahrt Ottheinrichs ins Heilige Land, Wirkteppich, 1541
Schloss Neuburg an der Donau, Bayerisches Nationalmuseum München
 
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Caspar Hedio (Autor), Hans Kilian (Druck und Einband)
Trostgeschrift, 1546 - Einband 1547/48
Bayerische Staatsbibliothek München Cgm 6614
 
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Albrecht Glockendon
Apostelbriefe für Ottheinrich, 1541
Bayerische Staatsbibliothek München, cgm 81
 
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Planetenprunkuhr für Ottheinrich
Philipp Imsser und Gerhard Emmoser, Tübingen 1554/61
Technisches Museum Wien
 
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Pfalzgraf Philipp, der "Streitbare", der jüngere Bruder des späteren Kurfürsten Ottheinrich, steht immerzu in dessen Schatten. Gemäß seinem Wahlspruch "Nichts unversucht" führt er eher ein unstetes, abenteuerliches Leben. Nachdem der Versuch scheitert, nach seinem Studium in Freiburg und Padua eine Anstellung bei der Kurie zu erreichen, sucht er die Nähe des Kaiserhofes, um eine seinem Herkommen angemessene Stellung und materielle Absicherung zu erlangen. So sehen wir ihn 1529 als Krieger vor Wien, der maßgeblich zur Abwehr der die Stadt belagernden Türken beiträgt. Doch weder dafür noch für seine Tätigkeit als kaiserlicher Statthalter in Württemberg Anfang der 30-er Jahre erhält er eine angemessene Entlohnung. Trotz intensiver Bemühungen scheitert er auch bei seinen Versuchen, durch Heirat seine finanzielle Situation zu verbessern.


 
     
Peter Gertner
Pfalzgraf Philipp der Streitbare Ölmalerei auf Holz, 1530 Bayerisches Nationalmuseum München
 
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Kaiser Karl V. im Kampf gegen die Türken und der Entsatz von Wien, 1529
Kirschholzrelief, um 1560/65
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer Inv.nr. 3948
 
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Neben den Ausgaben Ottheinrichs für Repräsentation und Kunst sind es vor allem diese Unternehmungen Philipps, die dazu führen, dass die ohnehin sehr begrenzten finanziellen Möglichkeiten des jungen Fürstentums bei weitem überstrapaziert werden. So kommt es 1544 schließlich zu der Ausnahmesituation einer Regierungsübernahme durch die neuburgischen Landstände; Ottheinrich muss das Fürstentum verlassen.

1556 folgte Ottheinrich seinem Onkel Friedrich als Kurfürst von der Pfalz und ging nach Heidelberg. Das Territorium Pfalz-Neuburg übertrug er seinem Vetter und Hauptgläubiger Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken.


 
     
Matthis Gerung
Heerlager Karls V. bei Lauingen, 1551
Heimathaus Lauingen
 
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Dietrich Schro
Kurfürst Ottheinrich, Alabasterfigur auf grünlichem Marmorsockel, um 1556
Musée du Louvre, Paris
 
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Joachim Deschler
Portraitmedaille Ottheinrichs, 1558
Kurpfälzisches Museum Heidelberg
 
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