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Olympische Spiele in Bayern

Bayern steht als Ausrichter der IV. Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München gleich zweimal im Blickpunkt der Sportwelt:

Die Winterspiele von 1936 werden von den Nationalsozialisten für ihre propagandistischen Zwecke missbraucht. Ganz anders die Olympischen Spiele 1972 in München. Die Bundesrepublik und Bayern zeigen sich weltoffen und demokratisch. Doch die „Heiteren Spiele“, mit frischem Farbdesign und modernen Bauten, werden von einem terroristischen Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft erschüttert.

Spätere Bewerbungen für Olympische Winterspiele 2018 und 2022 in Bayern scheitern. Zu schwer wiegen mittlerweile die Vorbehalte in der Bevölkerung gegen derartige Großveranstaltungen.

 

 

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Olympische Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen

Vom 6. bis zum 16. Februar 1936 finden erstmals Olympische Spiele in Deutschland statt. Für das NS-Regime sind die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen ein gelungener Probelauf für die Sommerspiele in Berlin und zugleich ein großer Propagandaerfolg.

Vor idyllischer Bergkulisse wird der Weltöffentlichkeit ein vermeintlich international aufgeschlossenes und friedlich gesinntes Deutschland präsentiert. Kurz vor den Spielen werden judenfeindliche Schilder entfernt und antisemitische Aktionen vorübergehend eingestellt.

Die Bilder der strahlenden Siegerinnen und Sieger und des jubelnden Publikums rücken die vorab im Ausland geführten Boykottdiskussionen in den Hintergrund.

Zur Vorbereitung der Spiele werden in der zwangsvereinigten Gemeinde Garmisch-Partenkirchen neue Sportstätten, ein neues Rathaus und ein Festsaal im Kurpark errichtet. Die Olympiastraße (heute B 2) wird zweispurig ausgebaut. Öffentliche Gebäude und Plätze werden mit Olympia-Schildern und -Symbolen geschmückt.

Das zentrale Werbemotiv für das Plakat und den amtlichen Führer der Spiele gestaltet Ludwig Hohlwein, einer der prominentesten Grafiker und Reklamekünstler im „Dritten Reich“. Er prägt maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild des Nationalsozialismus.

Sportlerinnen und Sportler aus 28 Nationen nehmen im Februar 1936 an den Wettkämpfen in Garmisch-Partenkirchen teil, das damit in den Blick der Weltöffentlichkeit rückt.

Die NS-Diktatur, die Militarisierung der Gesellschaft und der weitverbreitete Antisemitismus widersprechen der olympischen Idee. Um internationale Boykottforderungen zu entkräften, stellt das NS-Regime die Hetze gegen die jüdische Bevölkerung zeitweise ein. Vielerorts angebrachte „Judenabwehrschilder“ werden vorübergehend entfernt.

756 Sportlerinnen und Sportler treten in 17 Disziplinen und den Demonstrationswettbewerben Eisstockschießen und Militärpatrouille (Vorgängersport des heutigen Biathlons) gegeneinander an. Der Skilanglauf und vor allem das Skispringen sind die populärsten Disziplinen. Erstmals überhaupt finden bei den Winterspielen 1936 Ski-Abfahrtsläufe statt.

Trotz der Novemberpogrome 1938 und der aggressiven deutschen Expansionspolitik entscheidet das IOC im Juli 1939, die Olympischen Winterspiele 1940 erneut an Garmisch-Partenkirchen zu vergeben. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs werden die Spiele abgesagt.

Olympische Sommerspiele 1972 in München

Vom 26. August bis zum 11. September 1972 steht München als Austragungsort der XX. Olympischen Sommerspiele im Fokus der Weltöffentlichkeit. „Heitere Spiele“ sollen es werden – ein frisches Farbdesign und moderne Bauten stehen für Offenheit und Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland.

Olympisches Flair herrscht auch an Wettkampforten wie dem Augsburger Eiskanal oder dem Regensburger Jahnstadion.

Unter den 121 Mannschaften tritt die DDR erstmals neben der Bundesrepublik Deutschland mit eigener Flagge und mit eigener Nationalhymne an. Es kommt zu hochspannenden deutsch-deutschen Sportduellen.

Am 5. September verüben palästinensische Terroristen ein Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft. Elf Israelis, fünf Palästinenser und ein Deutscher sterben. Die Spiele stehen für einen Tag lang komplett still.

Mit einem Konzept der „kurzen Wege“ und der „Spiele im Grünen“ werben Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), und Münchens 34-jähriger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel 1966 vor dem Internationalen Olympischen Comitee (IOC)  in Rom für München als Ort der XX. Olympischen Sommerspiele 1972. München setzt sich im dritten Wahlgang gegen Montreal, Madrid und Detroit durch.

Der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel nutzt die erfolgreiche Olympia-Bewerbung Münchens, um die Modernisierung der Stadt voranzutreiben:  Neben dem Olympiagelände wird 1972 der Altstadtring fertiggestellt, die Fußgängerzone im Stadtzentrum eröffnet, der Bau der U-Bahn beschleunigt und ein S-Bahn-Netz angelegt.

500 Millionen D-Mark sollen die Spiele kosten. Am Ende steigt der Finanzbedarf mit knapp zwei Milliarden D-Mark auf das Vierfache. Der Bund übernimmt die Hälfte, die andere Hälfte teilen sich die Stadt München und der Freistaat. Einen unerwartet großen Beitrag zur Finanzierung leistet mit 700 Millionen D-Mark der Verkauf von Olympia-Gedenkmünzen.

Das Olympiagelände entsteht wenige Kilometer nordwestlich der Münchner Altstadt auf dem Oberwiesenfeld. Das in der Ausstellung gezeigte Teil-Modell zeigt u.a. Olympiastadion, Olympiahalle, Schwimmhalle, Olympiaturm und Olympiaberg.

Austragungsorte in ganz Bayern

Ab Juli 1970 wird der Augsburger Eiskanal zur olympischen Wildwasser-Kanustrecke umgebaut. 1972 verfolgen Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer die Wettkämpfe vor Ort. Statt des erhofften Heimvorteils für die bundesdeutsche Mannschaft gehen die Goldmedaillen in allen vier Kanuslalom-Disziplinen an Athletinnen und Athleten aus der DDR.

Die DDR lässt im Vorfeld der Spiele südlich von Zwickau den Augsburger Eiskanal nachbauen, um den eigenen Kanutinnen und Kanuten optimale Trainingsbedingungen zu ermöglichen. Am 30. August 1972 gewinnt Angelika Bahmann Gold im Einer-Kajak.

Die Spiele des olympischen Fußballturniers finden in Nürnberg (Städtisches Stadion), Augsburg (Rosenaustadion), Ingolstadt (ESV-Stadion), Passau (Dreiflüssestadion), München (Olympiastadion) und Regensburg (Jahnstadion) statt.

Olympia erhält ein Corporate Design

Olympia 1972 soll München nicht zuletzt vom Image der ehemaligen Hauptstadt der NS-Bewegung befreien. Wenige Jahre zuvor war aus einem Wettbewerb der Slogan „Weltstadt mit Herz“ als neue Werbebotschaft hervorgegangen. Passend dazu gestaltet Otl Aicher das Erscheinungsbild der Spiele in hellen, fröhlichen Farbtönen. Erstmals bei Olympischen Spielen wird in München konsequent ein einheitliches Corporate Design umgesetzt.

Das erste Maskottchen der Olympiageschichte ist der Dackel Waldi, eine Idee von Willi Daume, dem Präsidenten des Organisationskomitees für die Münchner Spiele. Der Dackel, das beliebte Münchner Haustier, repräsentiert Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit. Waldi wird in verschiedenen Größen und Farben zum populären Souvenir. Nicht nur der Dackel war ein beliebtes Werbemotiv, auch die „Olympia-Spirale“ befindet sich auf zahlreichen Souvenirs.

Deutsch-Deutsche Konkurrenz

Im August und September 1972 messen sich 7170 Athletinnen und Athleten aus aller Welt in 28 Diszplinen. Das geteilte Deutschland tritt dabei erstmals bei Olympia mit zwei getrennten Mannschaften an. Immer wieder heißt es: BRD gegen DDR.

In der 4-mal-100-Meter-Staffel der Damen behauptet Schlussläuferin Heide Rosendahl (Mitte links) ihren knappen Vorsprung vor der DDR-Sprinterin Renate Stecher (Mitte rechts) bis ins Ziel. Das bundesdeutsche Quartett siegt völlig überraschend in neuer Weltrekordzeit von 42,81 Sekunden.

Schatten über den heiteren Spielen

Am 5. September verüben palästinensische Terroristen ein Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft. Elf Israelis, fünf Palästinenser und ein Deutscher sterben. Die Spiele stehen für einen Tag lang komplett still. Auch diese Bilder gehen um die Welt und prägen die Erinnerung an den olympischen Sommer in München.

Die Fahnen stehen auf Halbmast. Am Tag nach den schockierenden Ereignissen trauern 80.000 Menschen im Olympiastadion. Wettkämpfe und Kulturprogramm sind zunächst ausgesetzt. Bundespräsident Gustav Heinemann und Shmuel Lalkin (israelischer Chef de Mission) wollen die Spiele als Zeichen gegen den Terror fortführen. IOC-Präsident Avery Brundage verkündet: „The games must go on!“

Der 5. September 1972 bleibt allen in Erinnerung: ein schwarzer, ein katastrophaler Tag der Olympischen Spiele 1972 in München. Versagen der Sicherheitsapparate, Terror, ermordete Juden auf deutschem Boden – und alles vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Das Olympia-Attentat hat sich tief ins Bewusstsein der Menschen gegraben.

2017 wird eine Gedenkstätte im Münchner Olympiapark eröffnet.

Dennoch bleiben von den Olympischen Spielen 1972 nicht nur Schrecken und Trauer. Durch den mit der erfolgreichen Olympiabewerbung ausgelösten Modernisierungsschub entwickelt sich München in rasantem Tempo. Das Olympiagelände prägt mit seiner innovativen und offenen Architektur das Stadtbild bis heute.

Gescheiterte Olympia-Bewerbungen 2018 und 2022

Mehrfach bewerben sich bayerische Kommunen um Olympische Winterspiele. Sie hoffen auf Werbeeffekte für den Tourismus. Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden scheitern 1960 und 1992.

Ab 2007 kämpfen München und Garmisch-Partenkirchen gemeinsam um den Zuschlag für die Winterspiele 2018. Sportlerinnen und Sportler sowie Unternehmen trommeln für die Bewerbung. Naturschutzverbände sowie Doping- und Kommerzkritiker bilden die „Nolympia“-Opposition. Das IOC entscheidet sich 2011 gegen München und für das südkoreanische Pyeongchang.

Als die Bewerbung für die Winterspiele 2022 erneuert werden soll, erteilen die Bürgerinnen und Bürger den Plänen eine Abfuhr. In allen vorgesehenen Austragungsorten kommt es 2013 zu Bürgerentscheiden mit ablehnenden Mehrheiten.

Olympia-Bewerbung 2018

Zu den prominenten Vertreterinnen und Vertretern der Olympiabewerbung für 2018 gehören die Kuratoriumsvorsitzende der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH und ehemalige Eislaufprinzessin Katarina Witt (2. v. l.), DOSB-Präsident Thomas Bach (1. v. l.) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (3. v. l.).

Mit dem 396 Seiten umfassenden „Bid Book“ stellt die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH die Grundzüge ihrer Olympia-Bewerbung vor. Die Eiswettbewerbe sollen in München, die Schneewettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen und die Bob- und Rodelwettbewerbe am Königssee im Berchtesgadener Land stattfinden.

Auch mit diesem Münz-Set wirbt München für die Austragung der Spiele. Abgebildet sind Wettbewerbe, Wettkampforte und Sportlerlegenden. Die einzige Goldmünze ist dem Gesicht der Bewerbung, Katarina Witt, vorbehalten.

Umfragen vom Januar 2011 zufolge stehen 75 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung hinter der Bewerbung. Für Werbezwecke werden zahlreiche Fanartikel produziert.

Am 8. Mai 2011 erreicht die Olympiabewerbung für 2018 in einem Bürgerentscheid in Garmisch-Partenkirchen 58 Prozent Zustimmung. Ein zweiter Bürgerentscheid, in dem über eine juristische Prüfung der IOC-Verträge abgestimmt wird, verfehlt knapp die Mehrheit. Bahn frei für Olympia! Doch am 6. Juli 2011 entscheidet sich das IOC für Pyeongchang.

Olympia-Bewerbung 2022

Mit leicht geändertem Konzept will sich München auch für die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben. Der Stadtrat beschließt am 5. Juni 2013, dass zuvor die Bürgerinnen und Bürger befragt werden müssen. Sofern sich die Mehrheit der Abstimmenden dagegen entscheide, solle die Bewerbung zurückgezogen werden.

Die vom Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann und der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen 2010 gegründete Initiative Nolympia umfasst 70 Akteure. Mit diesem Banner demonstrieren sie beim IOC-Besuch im März 2011 in München gegen die Ausrichtung der Spiele 2018 in Bayern. 2013 wird der Protest auf die Kandidatur für die Spiele 2022 ausgeweitet.

2013 spricht sich in den vier vorgesehenen Ausrichterkommunen die Mehrheit gegen Olympia 2022 in Bayern aus: 51,67 Prozent in Garmisch-Partenkirchen, 52,1 Prozent in München, 54,02 Prozent im Berchtesgadener Land und 59,67 Prozent im Landkreis Traunstein.