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Bayerische Landesausstellung 2015

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Albrecht Adam: Vue de l'abbaye de Zwenighorod le 10 Septembre

 


Am 12. kamen wir zu der schönen Abtei Zwenigorod. Diese liegt auf einem sanft ansteigenden Hügel mit üppigen Bäumen und Laubholz bewachsen, welche trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit noch im schönsten Grün standen. Um dieselbe zieht sich durch ein anmuthiges Wiesenthal ein Bach, so daß man die Lage des Klosters mit Recht romantisch nennen kann und man auch hier die Beobachtung macht, daß die geistlichen Herren die Orte, wo sie ihre Klöster erbauten, sehr gut zu wählen verstanden. Das Kloster selbst ist mit starken Mauern, Schießscharten und Thürmen versehen; man könnte leicht in Versuchung gerathen, es eher für einen festen Platz, als für ein Kloster zu halten, wenn nicht über die Mauern heraus große Gebäude und Thurmspitzen mit Kuppeln von wunderlicher Form emporragten. Das Ganze machte einen eigenthümlich fremdartigen Eindruck. Die Mönche hatten ihr Kloster nicht verlassen, baten um Schonung der geheiligten Stätte und benahmen sich mit der Würde, wie sie ihr Stand erheischt. Einer derselben eröffnete uns mit furchtloser Freimüthigkeit, welch trauriges Loos unser in nächster Zukunft harre, und da alles, was wir erfuhren, errathen ließ, die Geistlichen in Zwenigorod seien über die politische Lage gut unterrichtet, selbst über die Zustände in Deutschland, so konnte manche dieser Mittheilungen Stoff zu ernstem Nachdenken geben; allein der Gedanke: „Wir stehen vor Moskau“, verdrängte alle anderen Eindrücke. Prinz Eugen übernachtete im Kloster; edel, wie er sich stets zeigte, wachte er sorgfältig darüber, daß keine Excesse vorfielen.

Albrecht Adam: Aus dem Leben eines Schlachtenmalers, Stuttgart 1886
© Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt