Antikes Schulwesen - moderne Erziehungskunst

 

(© Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum )

Die Aufklärung ging davon aus, dass jeder Mensch zu einem "nützlichen" Staatsbürger geformt werden könneBereits im Ansbacher Mémoire betonte Montgelas, "dass es die grobe Unwissenheit der Völker ist und nicht die vernünftige und dem Stand eines jeden entsprechende Bildung, ...welche Revolutionen hervorruft und Reiche umstürzt." In diesem Sinne wurde am 23. Dezember 1802 in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Vom 6. bis zum 12. Lebensjahr sollte jedes Kind zumindest Lesen, Schreiben und Grundbegriffe im Rechnen lernen sowie Religionsunterricht erteilt bekommen. Die sechsjährige Schulpflicht galt in Bayern bis 1856. Im Anschluss sollte bis zum 18. Lebensjahr eine Verfestigung des Gelernten und Weiterbildung in den Sonn- und Feiertagsschulen folgen. Um den nötigen Zwang hinter die Verordnungen zu setzen, mussten bei Heirat und Grunderwerb die Abschlusszeugnisse vorgelegt werden. Weitere Schularten, die den bis heute üblichen stufenweisen Aufbau zeigen, waren die Mittelschulen, Gymnasien und Lyzeen; daneben gab es Arbeitsschulen, in denen Mädchen und Jungen hauswirtschaftliche und handwerkliche Fähigkeiten vermittelt bekamen.

Der Staat löste die Kirchen in der Oberaufsicht über alle Schularten ab und schuf 1808 im Ministerium des Inneren die Sektion für die öffentlichen Unterrichts- und Erziehungsanstalten. Maßgeblichen Einfluss hatte hier Georg Friedrich von Zentner, der von 1807 bis 1815 die oberste Schulbehörde leitete. Die Finanzierung des Schulwesens sollte aus Geldern der aufgehobenen Klöster geleistet werden, die teilweise in einem Schul- und Studienfond angelegt worden waren.

Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht erforderte die Errichtung neuer Schulhäuser, die nach modernen Kriterien ausgestattet werden sollten. Bisher war es üblich, alle Kinder in einem Raum zu unterrichten, in dem zumeist auch noch der Lehrer mit seiner Familie wohnte; nunmehr sollten eigene Klassenräume, ausgestattet mit Tischen und Bänken, ein diszipliniertes Lernen ermöglichen. Allerdings verhinderten fehlende finanzielle Mittel häufig eine Realisierung dieser Pläne.

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