Karikatur "Sonst und Jetzt"

 

(© München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv)
Die Reorganisation des Militärwesens fand ihren Niederschlag in der zeitgenössischen Publizistik. Mit beißendem Spott und starker Überzeichnung nimmt die Karikatur den Zustand der Armee unter Karl Theodor vor 1799 aufs Korn und stellt dieser die Soldaten der ab 1804 reorganisierten Armee Max I. Josephs gegenüber. Entscheidende Missstände waren die schlechte Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung der Soldaten, Zwangsrekrutierungen und die Aufnahme von Straftätern und Vaganten in die Truppe, die Praxis des Verkaufs von Offiziersstellen, fehlende Motivation und Schlendrian. Auch innerhalb der Streitkräfte waren kritische Stimmen laut geworden. So mahnte 1788 der Kommandeur des Regiments Kurprinz, Oberst von Gaza: "Auf dass man dem Kurfürsten doch sage, dass man es ohne aufzuhören wiederhole, dass seine Regimenter zu Fuß fast keine seyen, dass seine cavalerie zu nichts zu gebrauchen, dass die artillerie sich in elendem Zustand befinde, daß es an guten und verständigen officiers fehle...".
Mit ungewöhnlichem Weitblick macht Gaza außerdem die gesellschaftliche Verfassung des spätabsolutistischen Kurfürstentums für diese Missstände verantwortlich. Der politische und gesellschaftliche Wandel bildete dementsprechend die Grundlage für die Militärreformen in der Ära Montgelas. Die Armee, die aus dieser Anstrengung heraus entsteht, wird in der Karikatur verkörpert durch drei stramme Grenadiere des neuen Bürgermilitärs. Im Gegensatz zu ihren kurpfalzbayerischen Kameraden vermitteln sie Motivation und Disziplin. Die Uniformen deuten auf die vielfältigen französischen Einflüsse im bayerischen Militärwesen dieser Zeit hin.

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