Lebensalltag der städtischen Bevölkerung

Die Versorgung der Armen und Kranken
lag in der Hand der städtischen Führung.

Das Ziel der Armenfürsorge war nicht nur
die Versorgung der Bedürftigen, sondern auch
die Aufrechterhaltung der städtischen Ordnung.

Finanziert wurde die Unterstützung der Armen
durch den städtischen „Almoskasten".
In ihn flossen Gelder aus Stiftungen und Opferstöcken
sowie weitere Spendenmittel.

Auf Antrag wurden an die Armen neben Brot
auch Kleidung und Schuhwerk ausgegeben.
Almosenempfänger mußten als Kennzeichnung
das sogenannte Armenschild tragen.
Der Besuch von Wirtshausern
und der Genuß von Bier und Wein
waren ihnen grundsätzlich untersagt.

Ganz außerhalb der städtischen Gesellschaft
standen mittellose Fremde und Nichtseßhafte.
Diese Personen galten als „leichtfertiges Gesindel"
und wurden immer wieder aus der Stadt verwiesen.

Almosentafel
Almosentafel mit Spendenaufruf
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Schustertisch
Schustertisch
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Die armen Leute lebten in kleinen Wohnungen
mit meist nur einem Zimmer zur Miete.
Die Wohnungen waren kaum möbliert,
geschlafen wurde auf Strohsäcken,
dicht neben der Feuerstelle.
Die Fensterluken waren klein und ohne Glas,
oft nur mit einer Tierhaus notdürftig abgedeckt.

Ernährungsgrundlage der Menschen waren Dinkel, Hirse
oder Hafer, zu Brei gekocht oder zu Fladen verarbeitet.
Hinzu kamen Schmalz und Milch, Kraut und Gemüse.

Bekleidet waren die Menschen nur mit dem Notwendigsten,
das sie oft selbst herstellten:
mit einem Hemd, Tag und Nacht getragen,
einem Wams, einer Hose und einer Weste
aus strapazierfähigen Leinen oder Wollstoff.
Diese Kleidungsstücke mußten
- einmal angeschafft - oft ein Leben lang halten.
Der Besitz von Schuhen war nicht selbstverständlich.

Reiche Geschäftsleute und Unternehmer,
Ärzte, Juristen, die hohe Geistlichkeit
und die politischen Repräsentanten
bildeten die Oberschicht in den Städten.

Ihnen gehörten die günstig gelegenen,
mehrstöckigen Häuser im Zentrum der Stadt.
In den oberen Stockwerken dieser Gebäude wohnten
die Familie und die Bediensteten.
Im Erdgeschoß befanden sich
Geschäfts- oder Wirtschaftsräume.
Von hier aus betrieben die Kaufleute
ihre Handels- und Finanzgeschäfte.














Hut
Strohut
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Im 18. Jahrhundert begründeten Unternehmer
in den Reichsstädten auch Manufakturen als
weiterentwickelte Form des Gewerbebetriebs.
Innovativ waren zum Beispiel die Herstellung
von Fayence- und Porzellangeschirr
sowie der Stoffdruck in „Kattun-Fabriken".
Vereinzelt leiteten auch Frauen solche Betriebe.

Das Leben dieser Bevölkerungsgruppe war
nicht mehr ausschließlich mit dem Erwerb
der lebensnotwendigen Dinge ausgefüllt.
Sie hatte Zeit, sich der Kunst oder der Politik,
der Geselligkeit oder dem Müßiggang zu widmen.
Man sammelte Pretiosen, Porzellan und
vor allem Bücher, hauptsächlich religiöses Schrifttum.
Ursprünglich aus wirtschaftlichen,
versorgungstechnischen und gewerblichen Gründen,
später auch aus gesellschaftlichem Prestigedenken erwarben reiche Bürger Besitzungen auf dem Land.
Eigentum an Gütern und Schlössern wurde
zunehmend zum Standesmerkmal
und bildete die Voraussetzung für den Übergang
vom Bürgertum zum Landadel.

Die Ausstattung patrizischer Wohnungen
unterschied sich von den Wohnverhältnissen
in anderen Schichten deutlich.

Zur Straße hin war die geräumige Stube gelegen,
dahinter die Küche mit weiteren Kammern.
Glasfenster schufen gute Lichtverhältnisse.
Heizbar waren allerdings nur ein bis zwei Räume.

Die Möblierung bestand aus Truhen, Kommoden,
Stühlen, Tischen und Schränken,
die zum Teil kunstvoll und mit Geschmack gefertigt waren. Teppiche schmückten Tische und Wände;
Spiegel, Bilder und Vorhänge dienten der Dekoration.

Geschlafen wurde in separaten Schlafkammern;
hier dominierte das bequeme Himmelbett.
Bett und Bettwäsche galten als Wertgegenstände,
die den Reichtum der Wohnkultur dokumentierten.

Dasselbe galt für die Eßkultur:
Die Küche war reichhaltig, gutes Essen wurde zelebriert.
Feine Tischtücher und kostbare Servietten gehörten
in jeden patrizischen Haushalt,
vornehme Tischsitten und Etikette
wurden zum Zeichen des zivilisierten Bürgers.

Luxuriös war die Kleidung der Patrizier,
die sich an adeligen Vorbildern orientierte.
Auch die häufig erlassenen Kleiderordnungen
konnten den Drang der städtischen Oberschicht
nach modischer und teurer Kleidung nicht bremsen.

Kottonfabrik
Schelhornsche Kottonfabrik
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