Im 18. Jahrhundert begründeten Unternehmer in den Reichsstädten
auch Manufakturen als weiterentwickelte Form des Gewerbebetriebs. Innovativ
waren zum Beispiel die Herstellung von Fayence- und Porzellangeschirr sowie
der Stoffdruck in Kattun-Fabriken". Vereinzelt leiteten auch
Frauen solche Betriebe.
Das Leben dieser Bevölkerungsgruppe war nicht mehr ausschließlich
mit dem Erwerb der lebensnotwendigen Dinge ausgefüllt. Sie hatte
Zeit, sich der Kunst oder der Politik, der Geselligkeit oder dem Müßiggang
zu widmen. Man sammelte Pretiosen, Porzellan und vor allem Bücher,
hauptsächlich religiöses Schrifttum. Ursprünglich aus
wirtschaftlichen, versorgungstechnischen und gewerblichen Gründen,
später auch aus gesellschaftlichem Prestigedenken erwarben reiche Bürger
Besitzungen auf dem Land. Eigentum an Gütern und Schlössern wurde
zunehmend zum Standesmerkmal und bildete die Voraussetzung für
den Übergang vom Bürgertum zum Landadel.
Die Ausstattung patrizischer Wohnungen unterschied sich von den
Wohnverhältnissen in anderen Schichten deutlich.
Zur Straße hin war die geräumige Stube gelegen, dahinter die
Küche mit weiteren Kammern. Glasfenster schufen gute Lichtverhältnisse.
Heizbar waren allerdings nur ein bis zwei Räume.
Die Möblierung bestand aus Truhen, Kommoden, Stühlen, Tischen
und Schränken, die zum Teil kunstvoll und mit Geschmack gefertigt
waren. Teppiche schmückten Tische und Wände; Spiegel, Bilder und
Vorhänge dienten der Dekoration.
Geschlafen wurde in separaten Schlafkammern; hier dominierte das
bequeme Himmelbett. Bett und Bettwäsche galten als Wertgegenstände,
die den Reichtum der Wohnkultur dokumentierten.
Dasselbe galt für die Eßkultur: Die Küche war
reichhaltig, gutes Essen wurde zelebriert. Feine Tischtücher und
kostbare Servietten gehörten in jeden patrizischen Haushalt, vornehme
Tischsitten und Etikette wurden zum Zeichen des zivilisierten Bürgers.
Luxuriös war die Kleidung der Patrizier, die sich an adeligen
Vorbildern orientierte. Auch die häufig erlassenen Kleiderordnungen
konnten den Drang der städtischen Oberschicht nach modischer und
teurer Kleidung nicht bremsen. |