Im Verlauf der Jahrhunderte entwickelten die Protestanten - auch in den
Reichsstädten - eine besondere Gedächtnistradition: Sie
begingen, vor allem mit Hundertjahrfeiern, die Wiederkehr wichtiger Daten
und Ereignisse aus der Geschichte ihrer Glaubensgemeinschaft. Damit
besannen sie sich auf ihre Eigenart und bekräftigten ihr Selbstbewußtsein.
Anlässe waren Geschehnisse mit Gründungscharakter wie der
sogenannte Thesenanschlag Luthers (1517) oder die Übergabe der Confessio
Augustana an Karl V. im Jahr 1530.
Andere Ereignisse betrafen die Gefährdung des evangelischen
Glaubens und seine Rettung, z.B. der Augsburger Religionsfrieden (1555) oder
der Westfälische Frieden (1648).
Eine dritte Form der Feierlichkeiten entstand im 18. Jahrhundert bei
aktuellen Friedensschlüssen: Auch das Ende des Siebenjährigen
Krieges (1763) und der Frieden von Teschen (1779) hatten für die
Protestanten konfessionelle Bedeutung. Für sie standen diese Ereignisse
in der Tradition der früheren evangelischen Erfolge.
Zu allen Anlässen wurden in den Reichsstädten Gedenkmünzen,
Predigten, Gedächtnisblätter und andere Erinnerungsbilder veröffentlicht. |