Eine traurige Reise Hiobsbotschaft in München
 
„Hochwürdigster Herr, wir sind da!“ Die näselnde Stimme seines Begleiters, Pater Benno Winnerl, riß Karl Klocker, Abt des Klosters Benediktbeuern, aus seinen Gedanken. Jetzt merkte er auch, dass das Rumpeln der eisenbeschlagenen Räder und das Klappern der Hufeisen auf dem holprigen Pflaster verstummt war. Nur das Schnauben eines Pferdes durchbrach die Stille und wieder die Stimme Pater Bennos: „Hochwürdigster Herr, wir sind da! Haben Sie etwas? Ist Ihnen nicht wohl?“ Klocker antwortete nicht. Was sollte er auch dem Pater, der sein schärfster Gegner unter den Benediktbeurer Mönchen war, der ihm schadete, wo er nur konnte, von seinen Sorgen erzählen! Von seiner Befürchtung, dass Benediktbeuern, und mit ihm alle anderen bayerischen Klöster, aufgelöst und mit all seinen Besitzungen in das Eigentum des Staates übergehen würde. Von den Gedanken, die er sich über die Zukunft der Mönche und Klosterbediensteten machte. Pater Benno wusste um diese Dinge wohl, aber das Kloster bedeutete ihm herzlich wenig. Also schwieg der Abt, und erst, als der andere ungeduldig mit den Füßen scharrte, entgegnete er kurz; „Nein, mir fehlt nichts. Kommen Sie!“ Er öffnete den Verschlag der Kutsche und sprang auf das Pflaster. Versonnen betrachtete er das große Haus, das seinem Kloster gehörte.
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Wie oft hatte er in den letzten zwei Jahren hier in der Münchener Sendlinger Straße übernachtet, um tags darauf bei der kurfürstlichen Regierung vorstellig zu werden, Protest einzulegen gegen zusätzliche Steuern, die man den Klöstern aufbrummte, gegen die Beschlagnahme des Klostersilbers und anderen Schikanen. Immer hatten die Herren seine Einwendungen freundlich angehört und ebenso freundlich – zurückgewiesen. Auch morgen stand ihm wohl wieder ein solcher Misserfolg bevor, aber Probieren musste er es trotzdem!
Entschlossen schritt er auf das Haus zu. Der Kutscher eilte ihm dienstfertig voraus und zog an der Glocke. Fast augenblicklich wurde die Tür aufgerissen, als habe man den Abt schon erwartet. Der Hausverwalter traf auf die Schwelle. Er war sichtlich aufgeregt. „Eu Gnaden, Euer Gnaden“, stammelte er und vergaß sogar zu grüßen, „Sie müssen sofort zurück ins Kloster! Vorhin kam ein Bote und meldete, dass ein kurfürstlicher Kommissär nach Benediktbeuern unterwegs ist.
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