Das haben wir geschaffen!
 
An der Tür zum Gastzimmer des Klosters pochte es energisch. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, betrat ein Mönch den Raum, in dem der kurfürstliche Kommissär von Ockel und sein Sekretär saßen. Als die beiden sich höflich erhoben, stellte er sich vor: "Ich bin Pater Waldram Jocher, der Ökonom des Klosters. Was kann Ich für Sie tun?" Besonders freundlich klangen seine Worte nicht, denn Jocher ahnte, was von ihm erwartet wurde. Er sollte die Herren aus München durch das Kloster führen, ihnen einen Überblick über den Wirtschafts-betrieb geben, für den er seit drei Jahren verantwortlich war.
Aber dies würde keine der üblichen Besichtigungen sein, bei denen er hochgestellten Gästen voller Stolz das blühende Klostergut gezeigt hatte. Diesmal würde es keine Bewunderung geben, sondern nüchterne Bestandsaufnahme. Keine lobende Anerkennung, sondern Konfiszierung und die sang- und klanglose Entlassung derer, die das alles geschafft hatten. "Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen", dachte Pater Waldram, denn er war ein gebildeter Mann.
Ockel ließ sich von seiner Schroffheit nicht beeindrucken. "Nun, Hochwürden, wie Sie wissen, haben wir hier eine schwierige Aufgabe zu erledigen", sagte er betont freundlich.
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"Und dabei möchten wir Sie um Ihre Unterstützung bitten." "Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung", entgegnete Jocher steif und ohne Andeutung eines Lächelns.
"Vielleicht könnten Sie uns, bevor wir einen Rundgang machen, einiges zum Besitzstand des Klosters mitteilen."
"Damit ihr wisst, ob es sich auch lohnt für den Staat", dachte Jocher, laut aber sagte er: "Das ist wegen der weitverzweigten Wirtschaftsbeziehungen des Klosters kaum in wenigen Sätzen zu sagen. Einige oberflächliche Angaben müssen Ihnen deshalb genügen.
Fangen wir mit den Finanzen an. Nach Abzug aller Schulden und Verbindlichkeiten beträgt unser Vermögen etwa einhundertzehntausend Gulden, die allerdings zum überwiegenden Teil ausgeliehen sind. Vielleicht vermerken Sie", fügte Jocher, an den eifrig schreibenden Sekretär gewandt, spitz hinzu, "dass wir also durchaus nicht verschuldet sind, wie es böse Zungen den Klöstern immer wieder nachsagen.
An Gewerbebetrieben verfügt das Kloster über Bäckerei, zwei Brauereien, Ziegelei, Schmiede und Schlosserei, Binderei und einer Gastwirtschaft, um nur die wichtigsten zu nennen. Unsere wertvollsten Gebäude sind natürlich die Klosterkirche, der Konventbau und die Bibliothek.
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