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fol. 362v/363r: "Eyn Silbernn vbergult Monstrantz mitt viel Elffenbeynen Schewbenn, dorInnenn viel Figuren vnnd Heyligenn geschnittenn, vff dem Fuesse iiii geschmeltze scheyben, In Itzlicher iii Bilder"

Das silbervergoldete Reliquienostensorium zeigt auf sechs farbig gefassten, paarweise angeordneten Elfenbeinmedaillons von oben nach unten: Martyrium und Verlobung der hl. Katharina, Marientod, Kreuzabnahme, Verkündigung Mariä mit Gottvater und der Taube als Heiligem Geist sowie die Kreuzigung. Die Emailplättchen am Fuß stellen einen Bischof zwischen zwei Heiligen dar sowie die Heiligen Ursula, Barbara, Magdalena, Georg zwischen zwei weiteren Heiligen. Am Oberort hält ein Engel ein Schriftband mit der Buchstabenfolge "AEIOV". Es handelt sich dabei um die 1437 eingeführte Devise von Kaiser Friedrich III. (reg. 1440-1493), die unterschiedlich interpretiert wird: "Austriae est imperare orbi universo" für "Es ist Österreichs Bestimmung die Welt zu beherrschen" oder "Alles Erdreich ist Österreich untertan". Da die Großmutter von Albrechts Vorgänger, Erzbischof Ernst von Sachsen, eine Schwester des Kaisers war, wird angenommen, dass die Monstranz schon von diesem in den Reliquienschatz eingebracht worden war.

Das Reliquiar enthielt Reliquien der Heiligen Katharina, Sieglinde und der Elftausend Jungfrauen.

Im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, hat sich das Elfenbeintondo mit der Darstellung des Todes Mariä (franco-flämische Werkstatt, um 1400, Elfenbein in späterer Silberrahmung mit Resten der farbigen Fassung, Ø (Relief) 6,7, (Fassung) 7,9, Inv.-Nr. 6469 erhalten. Das Relief zeigt im Bildschema der Ostkirche die "Koimesis", das Entschlafen der Gottesmutter. Um die auf ihrem Bett liegende Maria sind die zwölf Apostel und mehrere Engel angeordnet. Die meisten sind in ihre Lektüre vertieft, einige bemühen sich um Maria, wie Johannes, der sich über das Bett beugt und die Rechte der Sterbenden küsst. Hinter dem Bett steht segnend Christus, der die Seele seiner Mutter in Gestalt einer kleinen Figur auf dem Arm hält. Neben dem Marientod hat sich als eine der qualitätvollsten Arbeiten dieser Gruppe im Londoner Victoria & Albert-Museum auch die Kreuzabnahme erhalten (Inv.-Nr. 605-1902).

(Halm/Berliner VIII, 12)
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