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fol. 230v/231r: "Eyn grosz Silbernn Sanct Erasmus brust Bilde"

Erasmus war der Hausheilige der Brandenburger. So verwundert es nicht, dass Kardinal Albrecht von Brandenburg den Erasmus-Kult besonders förderte. Er ließ die Reliquien des Heiligen an das Stift der von ihm begründeten Erasmus-Bruderschaft in Halle übertragen. Bei Mathis Gothart-Nithart, genannt Grünewald, ließ der Kardinal eine Altartafel anfertigen, die den hl. Erasmus in der Begegnung mit dem hl. Mauritius zeigt (heute Alte Pinakothek, München). Dem hl. Erasmus verlieh der Künstler die Züge Kardinal Albrechts von Brandenburg. Auch diese Reliquienbüste zeigt individuelle Gesichtszüge; eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erasmus-Mauritius-Tafel Grünewalds ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Reliquienbüste aus Silber ist zum Teil vergoldet und farbig gefasst. Perlen und bunte Steine tragen zum eindrucksvollen Erscheinungsbild des Heiligen bei. Die Büste barg 12 Partikel von seinem Haupt und anderen nicht näher bezeichneten Körperteilen. Die Winde, mit der man ihm die Gedärme aus dem Leib wand, hält er in der Hand. Seit dem15. Jahrhundert wird Erasmus fast ausschließlich mit diesem Attribut dargestellt. Er zählt zu den Vierzehn Nothelfern und wird bei Koliken und Geburtsschmerzen angerufen. Die Büste wurde nach dem 8. Juli 1517 gefertigt, da Kardinal Albrecht von Brandenburg an diesem Tag seinen Kanzler Zoch aufforderte ihm das Haupt des hl. Erasmus aus dem Kloster Oliva zu verschaffen.

(Halm/Berliner VI, 5)
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