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fol. 227v/228r: "Szo sollenn Ewer liebdenn auch wissen, des Im grossenn silbern Mauritius, szo Im Chore vor dem hoen altar Im Tabernackel stehet, treffentlicher vil partickel heyligthumbs seyndt, welche zcw erzcelen fast zcw langk wurde"

Die überlebensgroße Statue des hl. Mauritius mit silbernem Harnisch und Fahne war eines der berühmtesten Reliquiare des Halle`schen Heiltums. Sie war seit 1521 im Neuen Stift in Halle am Lettner aufgestellt.

Auf der Brust trägt der hl. Mauritius das Goldene Vlies und ein Kleinod an schwarzer Schnur. Der Kopf war aus Holz oder Metall gearbeitet, der goldbrokatene Hut war mit Straußenfedern dekoriert, jede mit einem gelben Edelsteintropfen behangen. Auf der Fahne sind der kaiserliche Adler und das Abzeichen des goldenen Vlieses und das Andreaskreuz zu sehen sowie Feuerstrahlen, die sich auf den Schulterstücken wiederholen.

Der silberne Harnisch orientiert sich an einem Prunkharnisch, den Kaiser Karl V. (1500-1556) wahrscheinlich bei seiner Krönung in Aachen am 23. Oktober 1520 getragen hat. Später machte er den Kürass Kardinal Albrecht von Brandenburg zum Geschenk. Die Statue ist – mit Ausnahme des Goldenen Vlieses und des Standkissens – auf einem Flügel des von Kardinal Albrecht von Brandenburg bestellten Wandelaltars (Umkreis Lucas Cranach) von 1529 in der Marktkirche zu Halle kopiert. Im August 1540 wurde das kostbare Stück in Leipzig verpfändet, im Frühjahr 1541wurde es in Nürnberg eingeschmolzen.

Welche Reliquien sich in der in die Zeit um 1510/20 zu datierenden Statue befanden, ist nicht verzeichnet.

(Halm/Berliner VIII, 26)
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