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fol. 157v/158r: "Eyn Silbernn vergult Cleynot mitt eyner auszgetriebenen passion, vff dem Fuesse eyn nackend bilde vff eynem beyne stehende, In der handt eym peyel habende, vff der deckenn eyn Marien Bilde"

Der getriebene und vergoldete Pokal ist am Schrägabschnitt des Hauptastes mit der Signatur LK und einem Krüglein mit Blumen als Werk des Nürnberger Goldschmieds Ludwig Krug ausgewiesen. Der Sockel ist aus Ast- und Laubwerk gebildet, ebenso der Schaft, an dem ein nackter Mann mit einem Beil steht. Die getriebenen Reliefs auf der Kuppa zeigen eine Kreuztragung, eine Kreuzigung und eine Beweinung nach Vorlagen Albrecht Dürers. Den Deckel zieren spielende Putti, darüber erhebt sich eine Mater dolorosa. Die 27 Partikel standen in Zusammenhang mit der Gottesmutter. Es waren Teile von ihrem Hemd, ihren Kleidern, dem Grab, der Stadt, in der sie gestorben ist, sowie der Stadt, in der sie ausgeruht hat nach dem Besuch der Schädelstätte. Auch aus ihrer Geburtsstadt, die allerdings in der Heiligen Schrift nirgends erwähnt ist, sollen Partikel gekommen sein, außerdem Öl von der Insel Sardinien und Haare.

Der Pokal wurde bereits 1541 in Nürnberg eingeschmolzen. Seine Abbildung im Aschaffenburger Codex ermöglicht die Zuschreibung weiterer Werke an den Nürnberger Meister Ludwig Krug. So erinnert ein 1515/20 in Nürnberg entstandener, heute im Kunstgewerbemuseum Budapest (Inv.-Nr. 18.825) befindlicher Deckelpokal in Form und Ausführung an den seit 1922 verschollenen Muschelpokal mit der Darstellung der Taten des Herkules aus Schloss Raudnitz (Tschechien) und an den hier abgebildeten Pokal. Zwar gilt der Budapester Pokal nicht als eigenhändige Arbeit von Ludwig Krug, doch wird er seiner Werkstatt zugeschrieben. Gemeinsam ist den Pokalen die Betonung der figürlichen Darstellung und die "unbekümmerte Mischung" von Renaissance-Formen und spätgotischem Ast- und Blattwerk (Rasmussen, Untersuchungen zum Halleschen Heiltum des Kardinal Albrecht von Brandenburg I, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 3. F. XXVII (1976), S. 92-97).

(Halm/Berliner III, 8)
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