In schwierigen Zeiten – aber auch sonst – ist es den Menschen seit jeher ein Bedürfnis sich Schutz und Segen von oben zu holen. Seit dem Mittelalter hatten sich Wallfahrten, Heiligenverehrung und Reliquienkult zu einem Höhepunkt entwickelt, der immer mehr den Charakter von Massenveranstaltungen annahm. Der Ablasshandel mit Reliquien und Heiltumsweisungen, zu denen Zehntausende Gläubige zusammenströmten, erreichte schließlich solche Auswüchse, dass Martin Luther diese "Geld-für-Glaube"-Mentalität zu einem der wichtigsten Kritikpunkte an der Kirche machte.

Wieviel hat es in Halle, wo Kardinal Albrecht von Brandenburg seinen Reliquienschatz zeigte, gekostet in den Himmel zu kommen? In Halle brachte die bußfertige Teilnahme an der so genannten Heiltumsweisung – verbunden mit einer Geldspende für die Erhaltung des Neuen Stifts – einige Millionen Jahre Ersparnis im Fegefeuer. Man kam so dem Himmel näher.