Lehrer-Info
für die Wanderausstellung: 8 Stunden sind kein Tag - Geschichte der Gewerkschaften in Bayern

Schwerpunkte für einen Ausstellungsrundgang

Vorbemerkungen:

Aus der Vielzahl von Fotos, Dokumenten und Objekten wird nachfolgend eine Auswahl für einen Rundgang mit Schülern vorgeschlagen, an der die Themenbereiche erläutert werden können. Je nach Altersstufe, Schulart, Schwerpunkten im Unterricht und Situation der Klasse kann natürlich die Auswahl variiert werden.

Wegen der wechselnden Örtlichkeiten entspricht die Abfolge der Themenbereiche nicht immer der Reihenfolge der Gliederung. Auch Video, Tonsäule mit Arbeiterliedern, Computerspiel und Stelen ändern ihren Standort je nach Ausstellungsort.

Die einzelnen Themenbereiche werden durch Haupt- und Sequenztexte erschlossen. Ihre Zusammenfassung wurde zur besseren Orientierung in den Ausstellungsrundgang mit aufgenommen.

Es empfiehlt sich, bei der Zeitplanung für die Besichtigung die örtliche Zusatzausstellung mit zu berücksichtigen.


Bereich 1: "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" Arbeiterschaft, Arbeiterbewegung und Gewerkschaften

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstand die Arbeiterschaft als neue soziale Gruppe und aus ihr heraus die Arbeiterbewegung. In ihren Anfängen liberal orientiert, bildete sich seit den 1860er Jahren eine eigenständige sozialdemokratische Arbeiterbewegung, gegen Ende des Jahrhunderts auch eine christliche Arbeiterbewegung. Die sozialdemokratische Richtung entwickelte sich, trotz zeitweisen Verbots, zur stärksten Bewegung. Ihre Ziele waren: Schutz derArbeiter vor Ausbeutung, politische und soziale Gleichberechtigung und eine freiheitliche Gesellschaftsordnung. Sozialdemokratische und christliche Arbeiterbewegung entwickelten im Kaiserreich eigene Lebenswelten. In der Weimarer Republik gab es auch Ansätze eines kommunistischen Arbeitermilieus.

Tragende Säulen waren: die Partei als politisches Zentrum, die Gewerkschaften als Unterstützungskasse, Schutz und Interessenvertretung, die Arbeitervereine mit ihren Einrichtungen für soziale Hilfe, Sport und Kultur sowie die Genossenschaften und die Gemeinwirtschaft zur Stärkung der wirtschaftlichen Kraft.

"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", Bildpostkarte um 1900. Sammlung Stehle, München. (Kat.Nr. 1.2.)
BildBildpostkarte (JEPG, 37 KB)

Die als Symbol der Französischen Revolution bekannte Göttin der Vernunft wird als Zeichen des Aufbruchs in einer Industrielandschaft unter den Parolen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, den Vorläufern der Forderungen der Arbeiterbewegung: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, dargestellt. Die Zahl "8" verdeutlicht den seit 1889 erhobenen Anspruch auf den Achtstundentag. Die sozialdemokratischen Führer Wilhelm Liebknecht und August Bebel bilden mit Georg von Vollmar, der bayerischen Leitfigur, die "Troika" der Führungsstruktur.

Katholischer Arbeiterinnen- und Dienstmädchenverin Straubing vor dem 1925 eröffneten Vereinsheim, ca. 1929, Fotografie. Familie Eckl, Straubing (Kat.Nr.1.13.)

Auch im ländlichen, nichtindustriellen Umfeld , dazu unter Arbeiterinnen, kam es zur Organisierung. Die katholischen Arbeiterinnenvereine wollten vor allem jungen und unverheirateten Frauen Beratung, religiösen Halt und Ablenkung bieten, sie aber auch durch einschlägige Bildungsangebote auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten.

"Alle Räder stehen still...Kämpft mit der RGO gegen jeden Pfennig Lohnabbau!". Plakat der KPD zur Reichstagwahl am 6. November 1932. Bundesarchiv Koblenz, Plakatslg. 2/17/23 (Kat.Nr. 1.19.)

Die "Revolutionäre Gewerkschaftsorganisation", die sich in den späten 20er Jahren nach der radikalen Linkswendung der KPD und in Anlehnung an sie bildete, gewann in Bayern nur wenig Anhänger. Die KPD stand in Gegnerschaft zur Weimarer Republik, die NSDAP wurde von ihr radikal bekämpft. Nach deren Machtübernahme wurde die KPD als erste Partei verboten, Mitglieder und Führer, auch die der RGO, in Konzentrationslager verbracht, in Bayern vor allem nach Dachau, das ursprünglich zu diesem Zweck eingerichtet wurde

Karl Grillenberger, 1848-1897, Führer der Nürnberger Sozialdemokraten und Förderer der Gewerkschaftsbewegung, Bildpostkarte. Sammlung Karl Stehle, München (Kat. Nr. 1.10.)

Der Sohn eines Volksschullehrers und gelernte Schlosser aus Nürnberg engagierte sich früh für Gewerkschaften und Sozialdemokratie. Er wurde 1881 erstmals, 1890 und 1893 erneut in den Reichstag gewählt, ab 1893 war er auch Mitglieder der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtags, wo er sich besonders für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht engagierte. Langjähriger Redakteur der Fränkischen Tagespost, zeitweilig auch des Verlags, Anreger des Nürnberger Arbeitersekretariat, galt er als die Führungsfigur der Nürnberger Sozialdemokratie.

Objekt: Stickbild des Arbeiter-Radfahrer-Bundes "Solidarität"


Bereich 2: "In eins nun die Hände!" Von der Richtungsgewerkschaft zur Einheitsgewerkschaft

Gewerkschaften entstanden seit 1865. Dabei bildeten sich verschiedene politische Richtungen heraus: sozialdemokratische "freie" Gewerkschaften, bürgerlich-liberal geprägte Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine, christliche Gewerkschaften und - seit 1929 - kommunistische Gewerkschaften. Aufgabe der Gewerkschaften war die Interessenvertretung ihrer Mitglieder gegenüber Arbeitgebern und Staat.

Die sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften wurden, trotz zeitweiligem Verbot zur stärksten Richtung; 1929 zählten sie in Bayern nahezu 470.000 Mitglieder. Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine vertraten 1929 rund 8.200 Mitglieder. Die Christlichen Gewerkschaften, erst ab Mitte der 1890er Jahre entstanden, vereinten 1929 etwa 129.000 Mitglieder. Die kommunistische "Revolutionäre Gewerkschaftsopposition blieb mit unter 9.000 Mitgliedern schwach. Die wirtschaftsfriedlichen, sog. "gelben" Werkvereine, auf Initiative von Unternehmern gegründet, gelten nicht als Gewerkschaften. Das NS-Regime verbot 1933 alle Gewerkschaften. Mitglieder und Gewerkschaftsvermögen wurden in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) überführt, zu deren Aufgabe die politische Kontrolle und die Erziehung der Arbeiterschaft zum Nationalsozialismus gehörte. Viele Gewerkschafter beteiligten sich aktiv am Widerstand, der Grossteil der Gewerkschafter und der Arbeitnehmer paßte sich an. Nach 1945 strebten Gewerkschafter aller Richtungen eine politisch unabhängige Einheitsgewerkschaft an. Die amerikanische Militärregierung ließ zunächst nur örtliche Gründungen zu. So wurde erst 1947 ein zentral organisierter Landesverband, der Bayerische Gewerkschaftsbund (BGB) errichtet.

Der BGB wurde zum DGB-Landesbezirk, als 1949 der Deutsche Gewerkschaftsbund gegründet wurde. Als Dachorganisation übernahm der DGB die Koordinierung der Einzelgewerkschaften und nach außen die Formulierung und Vertretung gesellschaftspolitischer Forderungen. Der DGB-Landesbezirk Bayern zählt heute rund eine Million Mitglieder. Die ab 1955 wieder begründeten christlichen Gewerkschaften hatten 1995 rund 45.000 Mitglieder.

Teilnehmer des internationalen christlichen Gewerkschaftskongresses vor dem Gewerkschaftsheim in München, ca. 1928/29, Bildpostkarte. Sammlung Karl Stehle, München (Kat.Nr. 2.10.)

Das Münchner Ortskartell der Christlichen Gewerkschaften war sehr aktiv in Bildungsarbeit, als Rechtsschutzstelle und in der Sozialfürsorge. Für die Alltagsgeschäfte und gesellschaftliche Veranstaltungen errichtete es 1927/28 das Christliche Gewerkschaftsheim. Der Bienenkorb auf der Gründungstafel gehört, zusammen mit Kreuz, Händedruck und Leier, zu den Symbolen der christlichen Arbeiterbewegung und steht für Fleiss und Bescheidenheit. Er verdeutlicht den Gegensatz zur klassenkämpferischen Ausrichtung der "freien" Gewerkschaften.

Gruppenbild der Mitglieder der Lindauer Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) mit Vereinsjungfrauen beim 20jährigen Stiftungsfest am 28. Mai 1899. Fotografie von Chr. Brandt, Sammlung Karl Schweizer, Lindau (Kat.Nr. 2.14.)

Anordnung, Kleidung und Haltung der Mitglieder der Lindauer Gewerkvereine, die Umrahmung eines Stiftungsfestes mit Vereinsjungfrauen, verraten bürgerliche Nähe und weisen auf die gehobenen, qualifizierten Berufe hin, die sich in den Gewerkvereinen zusammenschlossen. Strategisch-taktisch setzten sie mehr auf gütliche Vereinbarung mit den Unternehmern denn auf Arbeitskampf. Das bewahrte sie vor Verbot während der Sozialistengesetze. Anfang des 20. Jahrhunderts erlangten sie nochmals Bedeutung als Interessenvertretung der Angestellten.

Martin Segitz, 1900, Fotografie. Aus: Amtliches Handbuch der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtages, München 1900 (Kat.Nr. 2.8.)

Der gelernte Zinngiesser aus Fürth, Vertrauensmann der Metallarbeiter, Mitbegründer des Metallarbeiterverbandes und Organisator zahlreicher Kassenorganisationen, wurde 1894 in Nürnberg Leiter des ersten Arbeitersekretariats in Deutschland. Für die SPD war er Mitglied des Gemeindekollegiums in Fürth, 1897-1927 des bayerischen Landtags, 1898 bis 1903 auch des Reichstags, ferner Minister im 1. und 2. Kabinett Hoffmann, zuletzt als Ressortchef für soziale Fürsorge. Er verkörpert exemplarisch den engagierten Gewerkschafter und Sozialdemokraten und die enge Verbindung von Gewerkschaft und Partei.

Die drei folgenden Bilddokumente bilden eine Einheit

SA-Wache vor dem Ingolstädter Gewerkschaftshaus, 2. Mai 1933, Fotografie. Stadtarchiv Ingolstadt (Kat.Nr. 2.18.)
Großkundgebung der Deutschen Arbeitsfront im Reichsbahnausbesserungswerk München- Freimann anläßlich der Vertrauensratswahlen, 2. April 1935, Fotografie von Huhle. Stadtarchiv München (Kat.Nr. 2.21.)
Victoria Hösl, Porträt-Zeichnung einer Mitgefangenen im KZ Moringen, 1936/37. Herbert Hösl, München (Kat.Nr. 2.24)

Einen Tag nach der offiziellen Einführung des 1. Mai als Tag der Arbeit besetzten SA, SS und NSBO-Kommandos die Häuser der Freien Gewerkschaften im ganzen Reich, soweit dies nicht schon vorher geschehen war (z.B. in Nürnberg und München). Zahlreiche Gewerkschafter wurden verhaftet und zum Teil in Konzentrationslager eingeliefert. Gewerkschaftliches Vermögen wurde konfisziert und auf die Deutsche Arbeitsfront übertragen.

Wie sich die Vorbereitung der Wahlen zu den DAF-Vertrauensräten abspielte, zeigt das Foto von einer Großkundgebung im Reichsbahnausbesserungswerk Freimann. Sie läßt die propagandistische Durchdringung der Betriebe deutlich werden. Betriebsobmänner und Blockwalter, meist aus der schon vor 1933 wenig erfolgreichen Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) hervorgegangen, hatten die Belegschaften im Sinne der Partei zu beeinflussen und zu überwachen.

Eine der zahlreichen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die sich nicht anpassten, war Victoria Hösl, Fabrikarbeiterin und Betriebsrätin in der Tabakfabrik Austria. Als KPD- Abgeordnete des Bayerischen Landtags seit 1932 wurde sie im März 1933 verhaftet und 1936 von Stadelheim in das KZ Moringen gebracht.1937 entlassen, arbeitet sie trotz polizeilicher Überwachung und wiederholter Schutzhaft aktiv im Widerstand um die Gruppe Beppo Römer. Nach deren Aufdeckung kam sie 1942 erneut in Haft und erst kurz vor Kriegsende wieder frei.

Gründungskongress des Bayerischen Gewerkschaftsbundes München, 27.-29. März 1947, Fotografie von Walter Nürnberg. Stadtarchiv München (Kat.Nr. 2.29)
Protestkundgebung des Bayerischen Gewerkschaftsbundes auf dem Königsplatz in München gegen die hohen Preise nach der Währungsreform, 25. August 1948, Fotografie. Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (Kat. Nr. 2.1.)

BildProtestkundgebung (JEPG, 58 KB)

Im Rahmen der Vorgaben der amerikanischen Militärregierung konnten 1947 355 Delegierte den Bayerischen Gewerkschaftsbund aus der Taufe heben. Er besass weitreichende Vollmachten gegenüber den Einzelgewerkschaften, v.a. in finanzieller Hinsicht. Dem 1949 gegründeten Deutschen Gewerkschaftsbund, in dem er als DGB Landesbezirk Bayern aufging, hinterließ er 78 hauptamtliche Ortsausschüsse und über 800.000 Mitglieder.

Objekt: Tischständer mit den Abzeichen der DGB-Gewerkschaften, 50er Jahre, Metall.


Bereich 3: "In der Einigkeit liegt unsre Macht!" Vom Berufsverband zur Industriegewerkschaft

Anfangs organisierten sich dieArbeiter in erster Linie nach ihren Berufen in Fachverbänden, die noch stark durch Handwerk und Gesellentradition geprägt waren. Industriegewerkschaften, die ein ganzes Gewerbe oder einen Industriezweig vereinten, waren die Ausnahme, z.B. der Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV). Er bildete 1913 mit über 52.000 Mitgliedern die weitaus stärkste Gewerkschaft in Bayern. Erst mit der Einheitsgewerkschaft nach 1945 setzte sich die Industriegewerkschaft durch. In den letzten Jahren kam es auch bei den Gewerkschaften zu einem verstärkten Konzentrationsprozess. Ein Beispiel sei angeführt: 1995 bildete sich die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (BAU) aus der IG Bau, Steine, Erden, und der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft. Die aktuelle Fusionswelle im DGB wird zu wenigen, aber mitgliederstarken Gewerkschaften führen.

Angestellte und Beamte organisierten sich erst in der Weimarer Republik stärker.1949 bildete sich die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG). Sie zählte 1995 in Bayern 51.000 Mitglieder. Auch der Bayerische Beamtenbund entstand 1948/49 neu und wies 1995 knapp 190.000 Mitglieder auf.

Deutscher Bauarbeiter-Verband, Gewerkschaftspostkarte Nr. 102, um 1910. Sammlung Karl Stehle, München (Kat.Nr. 3.2.)

Der am 1.1.1911 als Zentralverband entstandene Bauarbeiterverband aus Maurern und Bauhilfsarbeitern, ab 1912 unter Einschluß der Stukkateure und Gipser, war eine Reaktion auf das geschlossene Auftreten der Arbeitgeber des Baugewerbes in einem zweimonatigen Arbeitskampf mit reichsweiter Aussperrung. Es ging um die 10stündige Arbeitszeit, die generell durchgesetzt werden konnte.

Gründungsmitglieder des Verbandes der deutschen Berg- und Hüttenarbeiter, Zahlstelle Peißenberg (gegr. 1899), Fotografie, Mathias Führler, Peißenberg (Kat.Nr.3.12)

1898 wurde in Hausham ein "Verein zur Wahrung bergmännischer Interessen in Oberbayern" gegründet. Diesem Vorbild folgten die Penzberger und am 29.Oktober 1899 auch die Peißenberger Bergarbeiter. Sie schlossen sich dann dem zentralen Bergarbeiterverband - Alter Verband - an und wurden zu dessen örtlichen Zahlstellen.

Streikaktion der DAG bei IKEA während der Tarifverhandlungen für den Bayerischen Einzelhandel 1996, 8./9. August 1996, Fotografie von Klaus Auhuber. DAG, Bezirk München- Ingolstadt, München (Kat.Nr. 3.18.)

Die DAG rief zu Warnstreiks während langwieriger Tarifverhandlung, u.a. um einen neuen Manteltarifvertrag unter Berücksichtigung der neuen Ladenschlußzeiten, auf. Damit sind Hauptaufgabe und Hauptkampfmittel der Gewerkschaften aufgezeigt.

Objekt: Werkzeuge aus Bauberufen


Bereich 4: "Habt Pflichten viel ..." Alltägliche Gewerkschaftsarbeit

Aus der Schutzfunktion der Gewerkschaften für ihre Mitglieder ergaben sich seit dem 19. Jahrhundert Aufgaben wie das Unterstützungswesen, besonders wichtig, solange es noch keine Sozialversicherung gab, der Rechtsschutz bei arbeits- und sozialrechtlichen Streitigkeiten, ferner die Unterstützung bei Streik, Aussperrung und Maßregelung. Daneben nimmt noch heute die Bildungsarbeit und die Erfassung von Lohn- und Arbeitsbedingungen einen wichtigen Platz ein. All diese Leistungen werden aus den Beiträgen und Spenden der Mitglieder, nachgewiesen in den Mitgliedsbüchern, bezahlt. Die genannten Aktivitäten erforderten einen Verwaltungsapparat mit hauptamtlichen Sekretären und Angestellten.

In den Betrieben sind Gewerkschaften durch ehrenamtliche Vertrauensleute präsent. Viele von ihnen werden, in Übereinstimmung mit dem Betriebsverfassungsgesetz, zu Betriebsräten gewählt. Sie haben dann die Interessen aller Beschäftigten gegenüber der Betriebsleitung zu vertreten.

In der Vergangenheit gründeten die Gewerkschaften auch "gemeinwirtschaftliche" Unternehmen, z.B. das Versicherungsunternehmen Volksfürsorge, die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat oder die Coop (früher Konsumgenossenschaften). Nach den Skandalen der 80er Jahre gehören heute den Gewerkschaften nur noch wenige Unternehmen, z.B. die Büchergilde Gutenberg.

Betriebsrat bei BMW Dingolfing in seinem Büro, 1989, Fotografie. Foto: Werner Bachmeier, Ebersberg (Kat.Nr. 4.1.)
BildBetriebsratsbüro (JEPG, 40 KB)

Die Bürosituation verdeutlicht die Aufgaben des Betriebsrats:
· Telefon - Kontakte zu Kollegen und Betriebsleitung
· Bücherregal - Information, Wissen
· Plakat 35-Stunden-Woche - Eintreten für bessere Arbeitsbedingungen
· Büro im Betrieb - das Betriebsverfassungsgesetz ermöglicht Betriebsräte in allen Betrieben bei mindestens fünf Beschäftigten

Der Betriebsrat kann informieren, bei der Gestaltung von Arbeitsplatz, Arbeitsablauf und Arbeitsumgebung beraten und ist beteiligt an Entscheidungen über soziale Angelegenheiten, z.B. Einführung von Kurzarbeit, Überstunden, Lohngestaltung, Betriebsordnung. Er kann aber bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht mitbestimmen. Die Entwicklung alternativer Unternehmenskonzepte oder Sozialpläne sind mögliche Antworten von Betriebsräten auf Abbau von Arbeitsplätzen oder Betriebsschließungen.

Aufgaben und Leistungen des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter, Grafik. Aus: 30 Jahre Aufgaben und Leistungen des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter 1896/1926, Berlin 1926 (Kat.Nr. 4.4.)

Plakative Darstellung der Verbandsleistungen eines Verbandes, der bereits sehr früh alle Beschäftigten der öffentlichen Hände, ohne Rücksicht auf Ausbildung, vertrat nach dem Prinzip:"Ein Betrieb - eine Gewerkschaft". Er spielte so im öffentlichen Dienst eine Vorreiterrolle für die ab 1945 akzeptierte Organisationsform des Industrieverbandes.

15. Landesbezirkskonferenz des DGB-Bayern am 11./12. Februar 1994 in München. Fotografie von Werner Bachmeier, Ebersberg (Kat.Nr. 4.30.)

Landesbezirkskonferenzen finden alle vier Jahre statt. An ihnen nehmen teil die Delegierten der im DGB zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften auf bayerischer Ebene. Sie nehmen den Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden entgegen und wählen den neuen Vorstand des Landesbezirks Bayern des DGB. Außerdem diskutieren sie aktuelle Fragen, 1994 standen im Mittelpunkt: Mitgliederrückgang und verminderte Einnahmen, Kampagnen des DGB für Asylrecht, gegen Rechtsextremismus und Äusländerhaß und das Bemühen des Landesverbands, seine Organisation für die Öffentlichkeit transparenter zu machen.

Objekt: Mitgliedsbücher


Bereich 5: "Super Toni". Computerspiel zur Geschichte der Gewerkschaften in Bayern

"Super Toni" wird Schüler und Auszubildende und an Computerspielen interessierte Erwachsene gleichermaßen ansprechen. Es soll Gewerkschaftsarbeit aus der Sicht des Arbeiters, des Betriebsrats und des Bezirksleiters darstellen. Dabei sollen die Aufgaben und Probleme der Gewerkschaften und Lösungsmöglichkeiten verdeutlicht werden. Toni lebt die drei Rollen zu verschiedenen Zeiten - 1882, 1930, 1963. Das ermöglicht, die geschichtliche Entwicklung der Gewerkschaften zu verfolgen. In jeder Spielphase kann man zur Informationsebene wechseln und Auskunft erhalten über alles Wissenswerte im Zusammenhang mit Arbeiterbewegung und Gewerkschaften sowie den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeitern und Unternehmern.

Es empfiehlt sich, bereits vor Spielbeginn mit den Schülern bestimmte Informationsschwerpunkte festzulegen und sie dann gezielt abzufragen.
BildSuper Toni (JEPG, 60 KB)


Bereich 6: "Mit uns zieht die neue Zeit"? Gewerkschaftliche Interessenvertretung

Wichtigste Aufgabe der Gewerkschaften ist die Interessenvertretung ihrer Mitglieder, d.h. das Aushandeln von Tarifverträgen mit den Arbeitgebern im Rahmen der Tarifautonomie. Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag regelt Lohn und Gehalt, der Manteltarifvertrag Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen. In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs oder der Hochkonjunktur gleichen Tarifverhandlungen mehr Ritualen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind sie von harten Auseinandersetzungen geprägt, die oft nur durch Schlichter unter Kompromissen beendet werden können. Seit über 100 Jahren wird um bessere Arbeitsbedingungen gekämpft. Ein Beispiel sei herausgegriffen: 1889 forderte der Gründungskongress der sozialistischen II. Internationale in Paris den achtstündigen Arbeitstag. Die Forderung wurde jedes Jahr zum 1. Mai erneut erhoben. Mit der Novemberrevolution von 1918 wurde der Achtstundentag Wirklichkeit. 1960 erreichte die IG Metall in Bayern die stufenweise Einführung der 40-Stundenwoche bis 1965. 1977 begann die Kampagne für die 35-Stundenwoche. Die Länge der Arbeitszeit und ihre Verteilung sind bis heute Gegenstand von Diskussionen.

"8 Stundentag". Gruß zur Maifeier!", Bildpostkarte, um 1900. Sammlung Karl Stehle, München (Kat.Nr.6.18.)
BildGruß zur Maifeier (JEPG, 56 KB)

Der Fahnenträger mit der phrygischen Mütze (Franz. Revolution!) mahnt die Forderung nach dem Achtstundentag an. Der Hintergrund erinnert daran, daß der 1. Mai auch immer mit Feiern und Erholung im Familien- und Kollegenkreis verbunden war.

"Samstags gehört Vati mir". Plakat des DGB zum 1. Mai 1956. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 3394/521 (Kat.Nr.6.23.)

Ähnlich einprägsam und mit dem Bezug zu Familienaufgaben und Zukunft der Kinder, wird für den arbeitsfreien Samstag geworben. Erst in den 60er Jahren wurde es möglich, Achtstundentag mit Fünftagewoche zu verbinden, eine Errungenschaft, die, um höhere Maschinenlaufzeiten zu erlangen, wieder zur Diskussion steht.

Tarifkonferenz der IG Medien Bayern mit dem Vorsitzenden Detlef Hensche am 6. Juni 1994 in München. Fotografie von Werner Bachmeier, Ebersberg (Kat.Nr. 6.12.)

Die Tarifkonferenz ist ein Beispiel für die Kommunikations- und Entscheidungstrukturen bei Tarifverhandlungen - hier eine offene Tarifrunde in der Druckindustrie. Sie tritt vor, während und nach Tarifverhandlungen zusammen, um diese vorzubereiten, ihren jeweiligen Stand zu diskutieren oder Konfliktsituationen, z.B. Streiks - wie im obigen Fall - zu analysieren und über den weiteren Verlauf zu entscheiden.

Objekt: Stechuhr


Bereich 7: "Weltfest der Arbeit" Der 1. Mai

Ein internationaler sozialistischer Kongress in Paris beschloss 1889 die Forderung nach dem achtstündigen Arbeitstag. Seit 1890 wird der 1. Mai in Deutschland von der Arbeiterbewegung gefeiert. Bis zum Ersten Weltkrieg prägte die Forderung nach dem 8-Stundentag die Mai- Kundgebungen.

Das NS-Regime erhob 1933 den 1. Mai zum bezahlten Feiertag. Am 2. Mai wurden die Gewerkschaften zerschlagen.

1945 fanden erste Mai-Kundgebungen in Bayern in den befreiten Konzentrationslagern statt. Seither werden sie wieder regelmäßig organisiert, heute allerdings mit geringeren Teilnehmerzahlen als früher. Aktuelle Forderungen, wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, bestimmen nun die Mai-Feiern.

1. Mai-Kundgebung 1955 des DGB in München auf dem Königsplatz. Fotografie, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung (Kat.Nr.7.1.)

Mit der Forderung "40 Stunden sind genug" bleibt die Arbeitszeit Mittelpunkt von Mai- Kundgebungen. Verkürzung der Arbeitszeit dient nicht nur besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für den einzelnen Arbeiter, sondern auch der gerechteren Verteilung vorhandener Arbeit und damit dem Abbau der Arbeitslosigkeit. Dieser Standpunkt ist für die Gewerkschaften bis heute aktuell.

Der erste Mai. Denkschrift zur Achtstundenbewegung, Titelseite, München, Mai 1890. Sammlung Udo Achten, Düsseldorf (Kat.Nr. 7.11.)

Ähnlich einprägsam und mit dem Bezug zu Familienaufgaben und Zukunft der Kinder, wird für den arbeitsfreien Samstag geworben. Erst in den 60er Jahren wurde es möglich, Achtstundentag mit Fünftagewoche zu verbinden, eine Errungenschaft, die, um höhere Maschinenlaufzeiten zu erlangen, wieder zur Diskussion steht.

Tarifkonferenz der IG Medien Bayern mit dem Vorsitzenden Detlef Hensche am 6. Juni 1994 in München. Fotografie von Werner Bachmeier, Ebersberg (Kat.Nr. 6.12.)

Sie belegt die mehr als hundertjährige Beschäftigung mit der Thematik. Es ist die erste in Deutschland nachgewiesene Schrift zum 1. Mai.

Objekte: Mai-Abzeichen aus der Zeit zwischen 1970 und 1990


Bereich 8: "Wenn dein starker Arm es will!" Streiks in Bayern

Das wirksamste Kampfmittel der Arbeiterschaft ist die Arbeitsniederlegung, der Streik. Schon im 19. Jahrhundert streikten Beschäftigte, zunächst lokal, dann, nach dem Entstehen gewerkschaftlicher Organisationsstrukturen, regions- oder landesweit. Die Arbeitgeber reagierten oft mit Aussperrungen.

Gestreikt wurde für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und bessere Arbeitsbedingungen, auch gegen die Willkür von Unternehmern. Politische Streiks gab es selten, allerdings scheiterte der Kapp-Putsch am Generalstreik aller Gewerkschaften.

Mit der Anerkennung der Gewerkschaften als Interessenvertretung der Arbeitnehmer entstanden auch andere Möglichkeiten, Konflikte zu regeln. In der Bundesrepublik wird deshalb relativ selten gestreikt. Der Metallarbeiterstreik von 1954 war in Bayern einer der längsten und strittigsten.

Erinnerungsfoto an Streik und Aussperrung in der Nürnberger Bleistiftindustrie vom 6. Juli bis 25. September 1910, Fotomontage. Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Bezirk Nordbayern, Nürnberg (Kat.Nr.8.5.)

Die Fotomontage als Erinnerung an den elfwöchigen Streik verrät in Anordnung und Aufstellung der Streikenden ein Stück Arbeiterkultur.Wäre nicht die Unterschrift, man könnte genauso ein Stiftungsjubiläum dahinter vermuten. Der denkwürdige Arbeitskampf begann in einem Betrieb und wurde durch die Aussperrung der Arbeitgeber auch auf die beiden anderen Nürnberger Bleistiftfabriken ausgedehnt. Städtischer Rechtsrat und Gewerberat mußten vermitteln. Ein Tarifvertrag mit Lohnerhöhungen, aber ohne den geforderten Ausgleich der Verdiensthöhe zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern, beendete die Auseinandersetzungen.

Strumpfwirkerinnen als Streikposten vor der Strumpffabrik ARWA in Bischofswiesen, September 1958, Fotografie. Gewerkschaft Textil-Bekleidung, Hauptvorstand, Düsseldorf (Kat.Nr. 8.1.)
BildStrumpfwirkerinnen (JEPG, 33 KB)

Hinter den fünf jungen Frauen als Streikposten standen 200 streikende Strumpfwirkerinnen, die 19 Wochen lang um einen Tarifvertrag kämpften. Der bayerische Arbeitsminister Stain vermittelte. Der Arbeitgeber gestand schließlich zu, den Tarifvertrag der südbayerischen Textilindustrie anzuerkennen und die Streikenden wieder einzustellen.

Polizisten bilden eine Kette, um Streikbrecherinnen und Streikbrechern das Verlassen des Betriebes zu ermöglichen, Grundig-Werke Nürnberg, August 1954, Fotografie. IG Metall Zentralarchiv, Frankfurt/M (Kat.Nr. 8.19.)

Das Foto beleuchtet die Verschärfung der Konfliktsituation durch Streikbrecher, die die Solidarität verletzen. Neben der Auseinandersetzung zwischen Streikenden und Arbeitgeber entsteht so ein zweites "Kampffeld", das die öffentliche Sicherheit bedrohen kann, daher der Einsatz von Polizei, auch heute noch.


Bereich 9: "Kämpfen für das gleiche Recht" Gewerkschaften in Gesellschaft und Politik

Das Eintreten für die schutzbedürftigen Arbeitnehmer fordert von den Gewerkschaften auch Konzepte für eine soziale und humane Gesellschaft.

Im Kaiserreich traten sie für Sozialismus und Internationalismus ein, gegen Nationalismus und Krieg. Nach dessen Ausbruch unterstützten sie die deutsche Kriegspolitik. Die Novemberrevolution 1918 führte zum Abschluß des Abkommens der Zentralarbeitsgemeinschaft zwischen Unternehmern und Gewerkschaften. Es wurde eine der wichtigsten gesellschaftlichen Grundlagen der Weimarer Republik und wirkt bis heute weiter in der Tarifautonomie. In den 20er Jahren beschlossen die Gewerkschaften das Konzept der Wirtschaftsdemokratie. Nach 1945 drängten sie erfolglos auf weitgehende gesellschaftliche Veränderungen, z.B. die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln und gleichberechtigte Mitbestimmung, die lediglich in der Montanindustrie erreicht werden konnte. Das Mitbestimmungsgesetz von 1976 befriedigte sie nicht.

Heute treten die Gewerkschaften für die freiheitlich-demokratische Ordnung ein und akzeptieren die soziale Marktwirtschaft als - wenn auch verbesserungsfähige- ökonomische Grundlage unserer Gesellschaftsordnung. Daneben engagieren sie sich gegen die Einschränkung demokratischer Freiheiten.

Demonstration für Mitbestimmung in der Wirtschaft, um 1950, Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreis Industrieregion Mittelfranken, Nürnberg (Kat.Nr. 9.1.)

Die Jahre 1950 bis 1952 standen ganz im Zeichen gewerkschaftlicher Kämpfe für Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie. 1951 entstand die gleichberechtigte Mitbestimmung in der Montanindustrie, für die sich Hans Böckler, der erste DGB-Vorsitzende, besonders engagiert hatte. Erst über 20 Jahre später gelang die Ausdehnung der Mitbestimmung auf die anderen Sektoren der Wirtschaft, allerdings in abgeschwächter Form, die die Gewerkschaften nicht befriedigte.

Frauenkonferenz des Fabrikarbeiterverbandes in Frankfurt/M, am 12. Mai 1929, Fotografie. IG Chemie-Papier-Keramik, Archiv , Hannover (Kat.Nr. 9.10.)

Der Verband wies einen hohen Anteil von Frauen unter seinen Mitgliedern auf. 1927 errichtete er in Hannover ein Arbeiterinnensekretariat, eine wichtige Schaltstelle für Frauenagitation im Verband. Der Einfluß auf die Tarifpolitik und damit die Lohnregelung war gering, auch hier blieben Fraueninteressen zweitrangig.

Großkundgebung der Gewerkschaften am 15. Juni 1996 in Bonn gegen die Politik des Sozialabbaus der Bundesregierung mit 350.000 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet. Fotografie von Jürgen Seidel, Köln (Kat.Nr. 9.30)

Im Rahmen seiner gesellschaftspolitischen Aufgaben rufen Gewerkschaften in Großveranstaltungen immer wieder zu Protest gegen Sozialabbau oder Einschränkung von Schutzrechten auf. Als von der Politik uneingeschränkt anerkannte Sozialpartner sind die Gewerkschaften über ihre Repräsentanten in sozial- und wirtschaftspolitische Diskussionen auf Orts-, Landes- und Bundesebene eingebunden. Die massiven Proteste haben in der jüngsten Vergangenheit Erfolge gebracht, z.B. in der Kohlepolitik oder bei der neuen gesetzlichen Regelung zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Sie wurde in mehreren kürzlich abgeschlossenen Tarifverträgen abgewendet unter Verzicht auf weniger wichtige Zusatzleistungen wie Teilen von Weihnachts- oder Urlaubsgeld.

Objekt: Buch: Fritz Naphtali, Wirtschaftsdemokratie, Berlin 1928


Bereich 10: "Wir arbeiten um zu leben!" Arbeitsplatz und Arbeitslosigkeit

Der immer schnellere Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hat zu Arbeitsplatzabbau, Massenarbeitslosigkeit, stagnierenden oder sinkenden Reallöhnen, sowie Einbussen bei Sozialleistungen geführt.

Arbeitslosigkeit wächst rapide, gleichzeitig steigt der Druck, Arbeitszeiten in Betrieben auszudehnen. Eine neue Umverteilung der Arbeit erscheint notwendig. Die Gewerkschaften sind doppelt gefordert: Sie müssen Antworten finden auf die Veränderungen der Arbeitsorganisation und sie müssen sich selbst weiterentwickeln, um die neuen Herausforderungen zu meistern und für alle Beschäftigten, besonders für die heranwachsende Generation, überzeugend wirken zu können.

Industrieroboter in der Automobilfertigung bei BMW, 1988, Fotografie. Bayerische Motorenwerke AG, München (Kat.Nr. 10.1)

Er verdeutlicht die Verdrängung menschlicher Arbeit mit geringer Qualifikation, steht aber auch für neue Arbeitsplätze, wenn auch in geringerer Zahl, mit höherer Qualifikation. Roboter müssen programmiert, kontrolliert, repariert und in allen Unwägbarkeiten bewältigt werden. Diese "Gewährleistungsarbeit" erfordert Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit äusserst komplexer Qualifikation.

"Wer ist der nächste? Angst um den Job.", Der Spiegel, Nr.5, 31. Januar 1994, Titel-seite. Der Spiegel, Hamburg (Kat.Nr. 10.4.)

Die Arbeitslosigkeit erreicht immer neue Rekordhöhen. Jugendliche und Berufsanfänger mit geringer Qualifikation haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer, ältere Arbeitnehmer sind nahezu ohne Chance. Trotz Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung hat der Verlust des Arbeitsplatzes drastische materielle und weitreichende psychische Auswirkungen. Auch fast alle, die noch Arbeit haben, sind von den Folgen der Arbeitslosigkeit betroffen.

Objekte: Leitobjekte der Modernisierung - Computertastatur, Telefon, Locher, Hammer etc.


Zeittafel zur Geschichte der Gewerkschaften
Zeitraum Ereignisse
ab 1867/69 Gründung erster gewerkschaftlicher Berufsverbände, sozialdemokratischer Gewerkschaften (Freie Gewerkschaften) und Hirsch-Dunckerscher Gewerkvereine
1878-1890 Sozialistengesetz, Verbot sozialdemokratischer Organisationen
ab 1880 Entstehung christlicher Arbeitervereine
1889 Internationale Arbeiterkonferenz beschliesst 1. Mai als internationalen Kampftag für den 8- Stundentag
ab 1895 Gründung erster christlicher Gewerkschaften
1914 Gewerkschaften schliessen "Burgfrieden" mit Staat und Unternehmern und werden dafür anerkannt
November 1918 Novemberrevolution, Einführung des Achtstundentags, Abschluß der Zentralarbeitsgemeinschaft zwischen Gewerkschaften und Unternehmern
1928 Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund (ADGB), Dachverband der Freien Gewerkschaften, verkündet Programm der "Wirtschaftsdemokratie"
1.5.1933 NS-Regime macht 1. Mai zum Feiertag, Großveranstaltung des NS-Regimes, Aufruf der Gewerkschaften zur Beteiligung
2.5.1933 Besetzung der Gewerkschaftshäuser, Auflösung der Freien Gewerkschaften, Gleichschaltung der anderen
1945 Neugründung von Gewerkschaften auf örtlicher Ebene
1947 Gründung des Bayerischen Gewerkschaftsbundes (BGB)
1948 Gründung des Beamten- und Angestelltenbundes, ab 1949 Bayerischer Beamtenbund (BBB)
1949 Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in München Gründung der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG)
1954 Großer Metallarbeiterstreik in Bayern
ab 1955 Neugründung christlicher Gewerkschaften
1963 Neues Grundsatzprogramm des DGB, DGB-Forderungen nach sozialem Fortschritt und Mitbestimmung
1977 IG-Metall Forderung nach der 35-Stundenwoche
1996 Beschäftigungspakt Bayern von Staatsregierung, Unternehmerverbänden und Gewerkschaften beschlossen

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