Geschichtswürdigkeit

Mit Krone und Szepter

Die frühe Geschichtsschreibung richtet sich nach dem gesellschaftlichen Rang. Über Frauen wurde nur berichtet, wenn sie selbst regierten, bedeutende Stiftungen einrichteten oder heiliggesprochen wurden.

Auch die Äbtissinnen der frühen Klöster und die selig- und heiliggesprochenen Personen entstammen mit wenigen Ausnahmen dem hohen Adel.

Die Handlungsspielräume dieser „großen Frauen" waren an ihre historischen Rollen in der Feudalgesellschaft gebunden.

Adelige Frauen begegnen als Grund- und Gerichtsherrinnen, als Beraterinnen und Vermittlerinnen bei politischen Entscheidungen oder als Regentinnen in Stellvertretung ihrer fürstlichen Gemahle.

Ein vorstellbares Bild der jeweiligen Persönlichkeiten ist bis an die Schwelle der Neuzeit nicht zu zeichnen.


Theodelinde, Königin der Langobarden

Theodelinde ging in die Geschichte ein als die Gründerin des Domes von Monza. Ihr Name ist auch mit der konfessionellen Einigung des Langobardenreiches verknüpft. Mit ihrer klugen, auf Ausgleich bedachten Politik schuf sie die politischen und wirtschaftlichen Grundlagen der langobardischen Herrschaft in Italien.

Theodelinde war eine Tochter des bayerischen Herzogs Garibald I. und seiner Frau Walderada. Mütterlicherseits stammte die bayerische Prinzessin aus altem langobardischen Königsgeschlecht.

Im Mai 589 heiratete sie den Langobardenkönig Authari. Bereits im darauffolgenden Jahr aber wurde ihr Mann vergiftet. Der jungen Königin wurde die Wahl des neuen Königs überlassen. Ihre Hochzeit mit Herzog Agilulf von Turin fand noch 590 statt. Die folgenden Jahre brachten das Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Frankenreich und mit Ostrom. Danach konnte der Aufbau des Landes und die Missionierung der Langobarden beginnen. Diese fand die Unterstützung Papst Gregors des Großen. Nach dem Tod ihres Gemahls um 615/16 übernahm Theodelinde die Regentschaft für ihren Sohn Adaloald. Sie führte die Geschicke des Langobardenreiches bis zu ihrem Tod um 625/28. Beigesetzt wurde Theodelinde im Dom zu Monza an der Seite ihres Mannes.



Tafelaufsatz
Tafelaufsatz
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Kunigunde, bayerische Herzogin, deutsche Königin und Kaiserin

Kunigunde war die Gemahlin Kaiser Heinrichs II., des vormaligen bayerischen Herzogs Heinrich IV. Bis heute wird sie als Mitstifterin des Bistums Bamberg (gegründet 1007) verehrt. Kunigunde nahm vielfältige Herrschaftsaufgaben an der Seite ihres Mannes wahr.

Ihre Machtstellung im Reich wurde begründet durch ihre Salbung und Krönung zur Königin im Jahr 1002 in Paderborn und durch ihre Krönung zur Kaiserin im Jahr 1014 in Rom. In Stellvertretung des regierenden Königs übte sie zeitweise die Regierungsgewalt aus. Sie war mit der Grenzsicherung in Sachsen und mit der Verteidigung der Ostgebiete beschäftigt. Als einflußreiche Ratgeberin vermittelte sie in politischen Konflikten und setzte sich in Urkunden für Bittsteller ein.

Bistums- und Klostergründungen legitimierten die Herrschaft des Königspaares. Kunigunde war bestrebt um ein vielfaches Gebetsgedenken, das ihr und ihres Mannes Seelenheil sicherte und das keinem Erben übertragen werden konnte.

Nach dem Tod Heinrichs 1024 führte Kunigunde die Reichsgeschäfte bis zur Wahl des neuen Königs Konrad II. Dann trat sie in das Kloster Kaufungen ein, wo sie 1033 starb. Ihre Kinderlosigkeit regte im 12. Jahrhundert zur Legendenbildung an. Demut und Keuschheit wurden als ihre Tugenden hervorgehoben. Am 29. März 1200 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Innocenz III.



Kunigunde
Hl. Kunigunde
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Isabeau de Bavière, Königin von Frankreich

Isabeau de Bavière (1370-1435) wurde in der Geschichtsschreibung lange Zeit gegensätzlich beurteilt. Die Tochter Herzog Stephans III. von Bayern-Ingolstadt heiratete 1385 den französischen König Charles VI. (1368-1422). Als französische Königin bestimmte sie die Geschicke ihres Landes in den Krisenzeiten des Hundertjährigen Krieges mit.

Drei Jahre nach ihrer feierlichen Krönung im August 1389 stand Isabeau einer schwierigen Situation gegenüber: Der König konnte von 1392 an wegen einer Geisteskrankheit die Regierungsgeschäfte nicht mehr selbst führen. Isabeau suchte in den nun ausbrechenden innenpolitischen Machtkämpfen die Interessen des Herrscherhauses zu wahren.

Im Laufe der Auseinandersetzungen um die Regentschaft kam es zum Bruch mit dem eigenen Sohn, dem später von Jeanne d'Arc zum König gekrönten Charles VII. Die politischen Gegner beschworen in dieser Konfliktsituation das Bild der Isabeau de Beavière als einer kaltherzigen und verschwenderischen Verräterin an Frankreich herauf.



Isabeau
Einzug der Isabeau de Bavière
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Retterinnen Bayerns

Mehrfach nahmen Frauen auf das Schicksal Bayerns entscheidenden Einfluß. Herzogin Maria Anna Charlotte von Bayern (1722-1790) trat wiederholt gegen die Ländertauschprojekte Karl Theodors ein.

Die letzte Kurfürstin Bayerns, Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776-1848), wurde mit 18 Jahren mit dem 71jährigen Karl Theodor verheiratet. Als der Kurfürst im Sterben lag, ließ sie die einmarschbereiten Österreicher im Unklaren und benachrichtigte den Zweibrückener Herzog Max Joseph. Damit verschaffte sie ihm den Vorsprung zur kampflosen Übernahme der Macht in Bayern gegen den Zugriff der Habsburger.



Leopoldin
Kurfürstin Maria Leopoldine
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Bayerische „Amazonen"

Die Amazone war ein Weiblichkeitsideal des 17. und 18. Jahrhunderts. Die tatkräftige, von Männern unabhängige und freiheitsliebende Frau wurde zum Leitbild. Als positive Eigenschaften der „starken Frau" galten Standhaftigkeit, Keuschheit und Zügelung der Leidenschaften.

Das aus der antiken Mythologie stammende Thema fand in Malerei und Druckgraphik, Oper, Roman- und Dramenliteratur sowie in Biographien und Autobiographien weite Verbreitung.

Vor allem Angehörige des Hochadels beschäftigten sich mit dem Amazonen-Thema. Sie suchten diese Idee im wirklichen Leben umzusetzen. Die Kurfürstin Henriette Adelaide stattete eines ihrer Zimmer mit Bildern antiker Heldinnen aus und ließ sich im Brustpanzer malen.

Die Vision der „starken Frau" verblaßte Ende des 18. Jahrhunderts. Das aufstrebende Bürgertum pflegte andere Weiblichkeitsideale: Sittlichkeit, Tugend, Frömmigkeit und Sanftmut. Die Jagd und die Bühne blieben für einen kleinen Kreis von Frauen als Ort zur Verwirklichung des Amazonen-Mythos übrig.

Adelaide
Kurfürstin Henriette Adelaide (1636-1676)
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Talestri
Talestri Regina delle Amazzoni
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Ziegler
Clara Ziegler (1844-1910
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Im Schutz der Klostermauern

Etwa 150 Frauenklöster bestanden vor der Säkularisation im heutigen Bayern.

Im 11. und 12. Jahrhundert waren geistliche Gemeinschaften von Frauen in großer Zahl entstanden. Als „Sammlungen frommer Frauen" (Beginen) waren sie zunächst unabhängig. Das Priesteramt blieb den Frauen verwehrt. Daher waren sie auf die geistliche Betreuung durch Männerorden angewiesen. Nach und nach gliederten diese die Frauengemeinschaften in ihre Orden ein.

Die Frauenklöster waren nicht nur Orte der Zurückgezogenheit. Sie boten Lebensalternativen für Frauen, die hier Fähigkeiten entfalten und Tätigkeiten übernehmen konnten, die ihnen sonst verschlossen blieben. Frauen, die Äbtissinnen wurden, gelang darüberhinaus oft ein großer sozialer Aufstieg.

Die Klosterfrauen schufen sich mit schriftlichen und bildlichen Zeugnissen eine eigene Überlieferung. Damit wurde innerhalb der Klostermauern eine Tradition weiblicher Geschichte geschaffen, die es außerhalb nicht gibt.

Bildteppich
Bildteppich
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Ostensorium
Ostensorium mit Blutreliquie
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Adelgundiskreuz
Adelgundiskreuz
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Votivbild
Votivbild
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Gelehrte Frauen

Gelehrsamkeit und Wissenschaften galten lange Zeit als Männersache. Den Frauen wurde die Fähigkeit zu höherer Bildung immer wieder generell abgesprochen.

Bis in das 19. Jahrhundert blieb eine institutionalisierte Mädchenerziehung und Frauenbildung die Ausnahme. Die Mehrzahl der Schulen und die Universitäten blieben Männern vorbehalten.

Eine höhere Bildung, die über die Grundkenntnisse in Lesen und Schreiben hinausging, stand Frauen oft nur im Kloster offen. Gelehrte Frauen begegnen daher häufig als Nonnen und Stiftsdamen. Sie haben bedeutende religiöse, theologische oder literarische Werke geschaffen.

Einen neuen Stellenwert erhielt die gelehrte Frau im späten 15. und im 16. Jahrhundert. In Humanistenkreisen wurde die Bildung von Mädchen und Frauen in verschiedenen Wissenschaften als Ideal propagiert.

Die wissenschaftliche, zu öffentlichen Ämtern befähigende Ausbildung blieb den Frauen bis an die Schwelle der Gegenwart verwehrt. Ihren Schwerpunkt fand die weibliche Gelehrsamkeit daher vor allem im sprachlich-literarischen und moralphilosophisch-religiösen Bereich.

Medaille
Porträtmedaille der Argula von Grumbach
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Künstlerinnen im Porträt

Zeichnerinnen, Malerinnen und Bildhauerinnen haben sich in ihren künstlerischen Werken eine eigene Überlieferung geschaffen. Porträts geben Einblick in das Selbstverständnis der Künstlerinnen und deren gesellschaftliche Anerkennung.

Bis in das 18. Jahrhundert war die bildkünstlerische Tätigkeit überwiegend Auftragshandwerk. Nur wenige Frauen konnten hier eigenständig Fuß fassen. Meist waren es Kinder oder Familienangehörige von erfolgreichen Meistern.

Zahlreicher sind die Belege für die Mitarbeit von Ehefrauen und Töchtern in den Werkstätten von Künstlern. Ihr Anteil an Idee, künstlerischer Gestaltung und Ausführung ist nur in Ausnahmen bekannt. Seit dem 18. Jh. ist eine Spezialisierung der weiblichen Mitarbeiterinnen auf die begehrten, aber niedrig eingestuften Gattungen wie Stilleben, Blumenmalerei oder Porträt festzustellen.

Die seit dem 18. Jahrhundert übliche Akademieausbildung für Künstler wurde Frauen verwehrt. Man wollte vor allem das gemeinsame Zeichnen im Aktsaal vermeiden. Bis zum Weltkrieg traten in den Akademien Frauen entsprechend nur als Modelle auf. Frauen konnten sich in Einzelunterricht oder in privaten Kunstschulen („Damenakademien") ausbilden lassen.

Treu
Catharina Treu
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Archäologie Weiblicher Lebenslauf

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