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"In Ketten schlug der
Feind das Land. Schießt sie entzwei mit sicherer Hand!"
Gedenkscheibe
Mainbernheim, 1922
Schützenscheibe, Ø 95
Mainbernheim, Schützengesellschaft von 1382
Im Propagandafeldzug der Rechten
gegen die Weimarer Republik spielte der Versailler Vertrag eine wichtige
Rolle. Vielfach überlieferte Schützenscheiben belegen die Brisanz
des Themas.
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Der Versailler Vertrag, der
Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und seinen Gegnern im Ersten
Weltkrieg, wurde am 28. Juni 1919 in eben jenem Spiegelsaal des Versailler
Schlosses unterzeichnet, in dem am 18. Januar 1871 die bismarcksche Reichsgründung
mit der Kaiserproklamation ihren feierlichen Höhepunkt gefunden hatte.
Deutsche Politiker und Bevölkerung verurteilten den Vertrag gleichermaßen
als "Diktatfrieden" und "nationale Schmach".
Die auf der Schützenscheibe
geforderte Befreiung Deutschlands aus den "Ketten von Versailles"
hatte für alle relevanten gesellschaftlichen und politischen
Gruppen Priorität über den Weg und das Tempo der Revisionspolitik
gab es jedoch gravierende Meinungsverschiedenheiten.
Neben den militärischen Bestimmungen und den territorialen Verlusten,
die fast ausschließlich Preußen betrafen und in deren Konsequenz
das Deutsche Reich rund 15 Prozent seiner landwirtschaftlichen Produktion,
20 Prozent seines Bergbaus und seiner Eisen erzeugenden sowie 6 bis 7
Prozent seiner verarbeitenden Industrie verlor, waren es vor allem die
Reparationsfrage und der sogenannte "Kriegsschuld"-Artikel,
die die Gemüter erregten. Sie bildeten "Kristallisationspunkte
politischer Demagogie" der extremen Rechten gegen den Staat von
Weimar.
Tatsächlich wurde der Versailler Vertrag für die Weimarer Republik
zu einer dauerhaften Belastung. Das Scheitern der ersten Republik primär
auf den Faktor "Versailles" in seiner doppelten
Gestalt als reale Belastung und als "psychologisch, propagandafähige
Potenz" zurückzuführen, ist jedoch nicht möglich.
Die großen Entscheidungen im Übergang sowohl von der "eigentlichen"
Weimarer Republik zum Präsidialregime als auch von diesem zum
"Dritten Reich" wurden aus anderen als den auf Versailles
bezogenen Motivbündeln vollzogen.
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