"Verein der Bayern in Berlin (e.V.)"

1913 (Stempel)
Postkarte, 14 x 9
Augsburg, Haus der Bayerischen Geschichte (bapo–859)

1876 wurde der "Verein der Bayern in Berlin" als "Pflanzstätte vaterländischen Sinnes" und als Anlaufstelle für "gestrandete" Bayern gegründet.

 

"Bayern in Berlin"


 

Allen Vorbehalten zum Trotz: Es lebten auch Bayern in Berlin. Sie kamen vor allem aus beruflichen Gründen, selten als Touristen.

1876 gründete sich der "Verein der Bayern in Berlin", der 1890 hundert Mitglieder zählte und nicht nur der Geselligkeit diente, sondern auch als Anlaufstelle für "nothleidende Landsleute":

"Jahr für Jahr kommen Hunderte, wenn nicht Tausende von arbeitssuchenden Bayern nach Berlin in der Hoffnung, dort ihr Glück zu machen. Allzuviele finden statt Glück und Wohlstand nur Sorge und Enttäuschungen und sind schließlich glücklich, wenn ihnen der Verein wenigstens die Rückkehr in die Heimat ermöglicht."

Als "Pflanzstätte vaterländischen Sinnes" bekam der Verein schon im Jahr seiner Entstehung durch die königlich bayerische Gesandtschaft ein Bildnis König Ludwigs II. mit dessen Unterschrift überreicht.

Ereignisse wie der 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold oder der 70. Geburtstag Ludwigs III. wurden feierlich begangen und von dem bayerischen Gesandten in Berlin, Hugo Graf Lerchenfeld, mit "huldvollen Gesten" gewürdigt.

Frauen waren nur bei den sonntäglichen "Familienabenden" oder samstagabends bei den Tanzfesten dabei, die "bis zum frühen Morgen Schluß um 6 Uhr" dauern konnten.

Eine Postkarte des "Vereins der Bayern in Berlin" vermittelt den Eindruck, dass die Bayern dabei nicht unter sich bleiben wollten: Ein Bayer in Dachauer Tracht dreht sich im Reigen mit einer Frau in modifizierter sorbischer Tracht. Darunter sind der Berliner Bär in geschniegelter Tracht und der bayerische Löwe im abgetragenen "Gwand" dargestellt, die sich vergnügt mit Bier zuprosten.