"Der Kaiser in München"

Simplicissimus, Jg. 11, Nr. 31, 1906, S. 496
Zeichnung: Thomas Theodor Heine (1867–1948)

Die sorgfältig in Szene gesetzten Auftritte Kaiser Wilhelms II. in München forderten vielfach Ironie und Spott heraus.

Text:
"Der Kaiser in München. Die bayrischen Löwen suchen ihrer Begeisterung durch Anlegen einer Schnurrbartbinde Ausdruck zu geben."

 

 

 

"Der Kaiser in München"


 

Wilhelm II. stattete der Residenzstadt München zahlreiche Besuche ab, die stets – ungeachtet der kleineren und größeren Skandale in der Geschichte der Beziehungen zwischen dem Kaiser und Bayern – öffentlichkeitswirksam inszeniert wurden.

Die dabei zur Schau getragene Begeisterung für Auftreten und Wesen des Kaisers forderten vielfach Ironie und Spott heraus; so auch beim Besuch des Kaisers anlässlich der Grundsteinlegung des Deutschen Museums 1906.

Der "Simplicissimus" nimmt den Besuch zum Anlass die "Schnurrbartseeligkeit" Wilhelms II. aufs Korn zu nehmen; der Münchner Metzgermeister "Herr Huaba" macht sich über die Selbstdarstellung des Kaisers lustig: sein "würdevolles Auftreten" (,A schöna Herr is’ da Kaisa‘), die "überlegene Geisteskraft" und "staatsmännische Besonnenheit" (,a g’scheita Herr‘) sowie seine "joviale Zuwendung" (,a liaba Herr!‘).