Deutschlands Sieges u Ehrenhalle 1870/71

Lorenz Kaim, Kronach 1872
Öl/Holz, 156 x 170
Kronach, Frankenwaldmuseum,
Festung Rosenberg (26)

Die Reichsgründung war nicht nur eine Sache der Fürsten: Soldaten aus allen deutschen Staaten hatten zum Sieg über Frankreich beigetragen und identifizierten sich mit der daraufhin erfolgten Gründung des kleindeutschen Kaiserreichs.

 

Sieges- und Ehrenhalle 1870/71


Die der Schützengesellschaft Kronach gewidmete, nicht beschossene Scheibe diente als Denkmal für den Deutsch-Französischen Krieg und die Reichsgründung – Themen, welche die Schützen der katholischen fränkischen Kleinstadt offenbar begeisterten.

In der Mittelöffnung der
triumphbogenartigen Architektur, deren girlandenumwundene Stützen mit Ehrenschilden für gewonnene Schlachten und Feldherrenbildnissen geschmückt sind, verteilt Germania Kränze an Soldaten der deutschen Staaten, unter denen der bayerische vorne rechts herausgehoben ist:

"Mit nimmerwelkenden Kränzen schmücke, Germania, deine Soehne, / Die Tapfer’n alle, den Niedrigsten und den Hoechsten ehrengleich. / Ihr Ruhm so glaenzend errungen, auch unvergaenglich erdroehne, / Und bluehen moege fortan im Frieden das neue deutsche Reich."

Über ihr findet sich eine Apotheose des neuen Reichs nach antikem Vorbild: Vor dem Thron, auf dem Schwert, Szepter und Reichsapfel liegen, hält ein an den preußischen gemahnender Adler (den die Inschrift oben zum deutschen Adler erklärt) ein Schriftband "FRIEDE"; über ihm trägt der Genius die Kaiserkrone empor – der Siegfriede von 1871 bringt die Wiederherstellung der alten deutschen Würde.

In den seitlichen Öffnungen stehen links König Wilhelm I. von Preußen mit Bismarck und den wichtigsten Militärs unter den Wappen des Kaisers, Elsass’ und Lothringens, rechts Kronprinz Friedrich mit deutschen Bundesfürsten (darunter links König Ludwig II.) unter den Wappen der deutschen Staaten Bayern, Württemberg, Sachsen und Baden. Vor diesen Protagonisten liegen weitere Ehrenkränze. Im Hintergrund erheben sich die Kathedralen von Straßburg und Metz.

Der Maler hat sich in Idee und Grundzügen der Komposition an eine Chromolithografie angelehnt, welche der Wiederherstellung des Reichs galt und mit den Bildern der beiden Kathedralen speziell den Rückerwerb von Elsass und Lothringen thematisierte (beschnittenes Exemplar im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt).

Für die Kronacher Schützen neu eingeführt ist vor allem das Motiv der Kranzspende an Hoch und Nieder. Darin wird die integrative Kraft des Sieges über Frankreich deutlich: Die Kämpfer aus dem Volk hatten Anteil am Ruhm der Reichsgründung, so sehr die Fürsten den Zusammenschluss zum Bundesstaat auch als ihre Sache betrachteten.