Denkmal für die Gefallenen vom
10. Juli 1866 in Bad Kissingen

Michael Arnold (1824–1877),
1867 bis 1869
Abguss (Original Marmor), H. 247
Berlin, Deutsches Historisches Museum

Über einem Massengrab der Gefallenen von Kissingen stiftete die Kurverwaltung unter Beteiligung von Kurgästen und Veteranen ein Denkmal, das ein Friedenszeichen für Deutschland sein sollte: die trauernde Germania.

 

Denkmal für Gefallene 1866


 

Die Idee zu diesem Denkmal wurde noch im Sommer 1866 geboren; treibende Kraft des Comités war der Badekommissär und Bezirksamtmann Joseph v. Parseval. Er beschrieb 1869 Anlass und Intention:

"Der Gedanke, das Denkmal zu errichten, welches nach der Intention ein ,Friedenszeichen‘ seyn sollte, entspross dem Anblicke des vielen Elends, welches die mehr als Tausend bayrischen und preußischen Verwundeten in Kissingen bei aller Pflege und Fürsorge erdulden mussten. Der Anblick der täglich neu sich anhäufenden Leichen in den Spitälern entzündete einen wahren Abscheu gegen den Krieg. Es war bei uns wie bei den Preußen ... der Frieden ein Bedürfniß, der Krieg erschien wie ein Verbrechen, da man dessen Nachtseite ... sah. Damals weinten die Augenzeugen, sie wollten ein Werk gründen, das der Entschlafenen Andenken bewahren und zugleich laut und deutlich zu Frieden mahnen, ein Versöhnungszeichen seyn sollte."

Parseval ließ Spendenbüchlein drucken und wandte sich an alle an den Kämpfen in Kissingen beteiligten Regimenter und Bataillone um die Namen der Gefallenen zu ermitteln und um Beiträge zu werben. Anders als viele der Denkmäler, die in Unterfranken an den Krieg von 1866 erinnern, ist die trauernde Germania in Bad Kissingen weder eine Stiftung der Angehörigen der Gefallenen noch ein allein von den beteiligten Regimentern veranlasstes Mahnmal.

Den größten Teil der Kosten trugen die Kurgäste Kissingens, darunter russische und englische Standespersonen sowie deutsche Industrielle. Von ihnen erhielten 1867 die Initiatoren 1017 Gulden, während von den bayerischen Truppen in diesem Jahr nur 600, von den preußischen gar nur 187 Gulden einliefen. Nach zwei Jahren war die benötigte Summe von ca. 4000 Gulden aufgebracht.

Die Enthüllung des Denkmals, das über einem Massengrab gegenüber dem Kissinger Friedhof errichtet wurde, fand am 8. September 1869 statt. Hierbei sprach Parsevals Nachfolger, Clemens Graf Pappenheim, die Worte:

"... Germanias Schwerdt sey fortan nur das Sinnbild ihrer Stärke und die Friedenspalme senke sich auf alle deutschen Brüder!"

Auf den ersehnten Frieden weist der Palmzweig in der Hand der Figur hin, auf die Versöhnung zwischen den Gegnern von 1866 geht die Gewandung ein: Der Gürtel ist abwechselnd mit bayerischen und preußischen Wappen verziert, den Mantel schmücken der bayerische Löwe und der preußische Adler.