|
Helm für Mannschaften
der Linien-Infanterie Regimenter, Modell 1860, Königreich
Preussen, 18601867
Leder, Messing, 26,5 x 19,5
x 24,5
Berlin, Deutsches Historisches Museum (U.53.219)
Preußen und seine Bündnispartner
stellten die "Main-Armee" auf, die im Juli 1866 gegen
bayerische, württembergische, badische, hessische und naussauische
Truppenkontingente kämpfte. Zur Unterscheidung von den süddeutschen
Truppen trugen die Angehörigen der Main-Armee am linken Oberarm eine
weiße Armbinde als gemeinsames Erkennungsmerkmal. Die 1842 in Preußen
eingeführte "Pickelhaube" war bereits seit 1848
in der Öffentlichkeit ein Zeichen der Reaktion und des Militarismus.
|
|
|
|
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
gehörten Röcke mit frackartigem Zuschnitt und Tschakos in zylindrischer
Form zu den Hauptbekleidungsstücken der Soldaten in den Armeen europäischer
Staaten. Allerdings erwiesen sich beide Bekleidungsstücke für
den militärischen Gebrauch als unpraktisch. In Preußen wurde
1842 auf Geheiß König Friedrich Wilhelms IV. mit dem Waffenrock
und der Pickelhaube eine neue Uniform eingeführt.
Der Rock bedeckt die Schoßpartie und reicht bis über das Gesäß.
Diese als "Waffenrock" bezeichnete Jacke bot gegenüber
dem Frack ausreichend Schutz vor Witterungseinflüssen und hatte einen
bequemen Sitz, so dass sich das Exerzieren und vor allem die Handhabung
des Zündnadelgewehres leichter ausführen ließen.
Die Vorzüge des Waffenrocks
wirkten über die Grenzen Preußens; er hielt ab 1845 bei den
Armeen anderer deutscher und europäischer Länder Einzug und
ist bis in die Gegenwart in abgewandelter Form Vorbild für bestimmte
Uniformarten. Bayern führte den Waffenrock im Jahr 1847 ein.
Der neue Helm von halboval, hoch ausgeformtem Kopfteil mit Vorder- und
Hinterschirm hat einen Kreuzbeschlag mit einer langen Spitze. Kreuzblatt
und Hinterschiene verliehen dem Helm Stabilität und fungierten gleichzeitig
als Hiebschutz. Von oben ausgeführte Hiebe konnten durch die hohe
Spitze den Scheitel der Glocke nicht direkt treffen, sondern glitten seitlich
ab. Im Volksmund wurde dieser Helmtyp "Pickelhaube" genannt.
Bis in die Anfangszeit des Ersten Weltkriegs blieb die Pickelhaube in
verschiedenen Varianten die Standardkopfbedeckung und prägte das
Erscheinungsbild zunächst des preußischen Soldaten und im Lauf
der Jahre durch die Übernahme preußischer Uniformmuster auch
das der Truppenkontingente anderer deutscher Länder.
In Bayern wurden die traditionellen Raupenhelme endgültig 1886 von
der Pickelhaube abgelöst. Obwohl der Helm mit Spitze zunächst
im Ausland, z.B. in Russland und in Schweden, Verbreitung fand, galt die
Pickelhaube in breiten Kreisen des In- und Auslands schon bald als negatives
Synonym für Preußen. Mit dem Einsatz preußischer Truppen
zur Niederwerfung der Revolution von 1848/49 sowie bei der Verfolgung
demokratischer Kräfte wurde diese Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit
als Zeichen der Reaktion und des Militarismus angesehen.
|