Teile eines Services für das "Bayerische Haus"

Porzellanmanufaktur KPM
Berlin 1849/50
Porzellan mit farbiger Überglasurmalerei und Gold
Modell: Englische Form
Teekanne: H. (mit Deckel) 16; Spülkumme: H. 10,3 Ø 22,5; tiefer Teller: Ø 24,5
Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; Jagdschloss Grunewald

Im Wildpark bei Potsdam ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1847 als Geburtstagsüberraschung für Königin Elisabeth das "Bayerische Haus" nach dem Vorbild einer bayerischen Berghütte errichten und sogar ein passendes Geschirr dafür anfertigen.
Service "Bayerisches Haus"

Elisabeth litt in Preußen sehr unter Heimweh nach der bayerischen Bergwelt.

Sie hatte einen Teil ihrer Jugend im Tegernseer Schloss verbracht, das unter ihrem Vater Maximilian I. Joseph Sommerresidenz der königlichen Familie war. Elisabeth besuchte Tegernsee auch nach ihrer Übersiedlung nach Preußen regelmäßig.

Im "Bayerischen Haus" im Potsdamer Wildpark umgab sie sich mit einer Vielzahl von Erinnerungsstücken an ihre Heimat. Aus ihrem Besitz rührt eine umfassende Sammlung von Zeichnungen und Gemälden, darunter 18 Bilder Lorenzo Quaglios, welche die Tegernseer Landschaft und seine dörfliche Bevölkerung in biedermeierlicher Idylle darstellen.

Friedrich Wilhelm IV. gab eigens für das "Bayerische Haus" in der Königlichen Porzellanmanufaktur ein Service in Auftrag, von dem heute noch 39 Teile erhalten sind: Teekanne, große Milchkanne, Spülkumme, 16 tiefe Teller, 14 Tassen mit Untertassen und sechs kleine Brotteller. Das Service war im Obergeschoss des "Bayerischen Hauses" im "Kabinett der Königin" auf einem heute ebenfalls im Jagdschloss Grunewald befindlichen geschnitzten Schaubuffet aus Palisanderholz aufgestellt.

Die Legende, dass sich die Hofdamen der Königin hierbei als Porzellanmalerinnen betätigt haben sollen, wird durch die offizielle Malereimarke der Manufaktur widerlegt. Der Dekor des Services mit Blumen und Tieren der Alpen, ländlichen Genreszenen und oberbayerischen Landschaften als Zentralmotiven trägt seiner Bestimmung für die Ausstattung dieses kleinen Hauses Rechnung. Die Hauptmotive der Teekanne sind ein junger, auf einem Felsbrocken sitzender, zitherspielender Senn, dem auf der Gegenseite eine in die Ferne blickende Sennerin entspricht.

Die Kannenschulter trägt die Umschrift: "Un a Büchserl zum Schießín ó Un a Stoßring zum Schlagín ó Un a Dirndl zum Liebín ó Muß a frischer Bue habín."
Auf der Spülkumme findet sich der folgende Reim: "Auf díAlma geh ma aufi / Un moacha großi Kahs / Loab glei als wie díMühlstoa / Des is net grod a Gíspaß. / A Kahs is scho a prächtiís Ding / Is gut für alli Leut, / Mer trinka frischi Milch dazu / Und jodeln wie nit gescheut."

Der tiefe Teller zeigt im Spiegel den Königssee mit der Kapelle St. Bartholomä. Aquarellvorlagen zu diesem Service haben sich im KPM-Archiv (Land Berlin) im Schloss Charlottenburg erhalten.