Zwei Aufsteckzöpfe des
Anton Frhr. v. Cetto

1. Viertel 19. Jahrhundert
Menschliches Haar, Rosshaar, Seidentaft, 47 x 52,5 (Rahmen)
Oberlauterbach,
Anton Frhr. v. Cetto

Die neue historische Epoche wurde symbolisch mit dem Abschneiden der "alten Zöpfe" eingeleitet.

  Aufsteckzöpfe

Im Jahr 1713 hatte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen den Männerzopf als Ersatz für die Staatsperücke eingeführt.

Diese "preußischer Zopf" genannte Haartracht wurde im 18. Jahrhundert derart allgemeine Mode, dass sie in späterer Zeit als Kennzeichen einer altmodischen und von Zwängen bestimmten Epoche galt.

Das Ablegen der Zopftracht, das "Alte-Zöpfe-Abschneiden", wurde daher zu Beginn des 19.Jahrhunderts in Bayern wie in Preußen nicht nur als ein Wechsel der Mode, sondern auch als Übergang in ein neues Zeitalter betrachtet.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. schnitt sich im Königsberger Exil im Frühjahr 1807 nach einer langen Unterredung mit Königin Luise über "neue Weltzustände ... und eine andere Ordnung der Dinge" seinen friderizianischen Zopf ab und sandte ihn in einem Umschlag an seine Frau, die darauf in einem Brief vom 6. Mai 1807 erleichtert und amüsiert reagierte:

"Das Geschenk, das du mir gemacht hast, ist wirklich ganz neuartig und gewiss werde ich diesen Zopf mein ganzes Leben aufbewahren ... Denn vor zwei Jahren hätte man in Preußen nicht gewagt, an diese Änderung zu denken, wegen der Idee und des Wertes, die man dem alten Kostüm der preußischen Armee beimaß ... Jedenfalls habe ich bis zu Tränen gelacht über das ,Zöpfchen‘, und es soll unangetastet aufbewahrt bleiben bis an der Welt Ende."

Anton v. Cetto, der als enger Vertrauter des Ministers Montgelas von 1796 bis 1813 bayerischer Gesandter in Paris war, zog sich im Mai 1817 ins Privatleben zurück. Zeitgenössischen Berichten zufolge blieb er zeitlebens der alten Mode treu und steckte sich einen Zopf ins Haar, wenn er ausser Haus ging.