Gallia schützt Bavaria

Marianne Kürzinger (1770–1809) 1805
Öl/Leinwand, 71,5 x 58,5
München, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Res. Mü. G 206)

Bayern flüchtete sich in die Arme Frankreichs: Ein Gemälde von 1805 spiegelt die Bedrohung durch Österreich wider, die Bayern als "schutzbedürftige Bavaria" in die Arme der "wehrhaften Gallia" trieb.

 

Gallia schützt Bavaria

 

Nachdem sich im Sommer 1805 Großbritannien, Russland und Österreich zur dritten Koalition zusammengeschlossen hatten – diesmal nicht gegen das Frankreich der Revolution, sondern gegen das junge Kaiserreich Napoleons – geriet Bayern wieder zwischen die Fronten der Großmächte und musste sich für eine der Seiten entscheiden.

Da Frankreich an starken deutschen Mittelstaaten als Schutzschild gegen Österreich gelegen war, drängte Napoleon den Kurfürsten Max IV. Joseph zu einem Bündnis: 200000 Mann wollte er zur Verstärkung der 30000 bayerischen Soldaten bereitstellen.

Nach längerem Zögern willigte Max IV. Joseph ein die Neutralität zu Gunsten Frankreichs aufzugeben.

Noch im Herbst 1805 schlugen die vereinten Heere die nach Bayern eingedrungenen Österreicher vernichtend. In der bayerischen Geschichte war diese Bündnisschließung wohl eine der folgenschwersten Entscheidungen.

Die seit langem bestehende Drohung von Seiten Österreichs, Bayern in den eigenen Herrschaftsbereich einzufügen, war damit endgültig überwunden. Durch den umfangreichen Landgewinn, den der Friede von Pressburg brachte, nahm Bayern eine neue und im Wesentlichen bis heute gültige Gestalt an.

Entsprechend euphorisch war die Stimmung in der Bevölkerung. Frankreich wurde als befreundete Schutzmacht bejubelt, die Bayern zu neuer Größe geführt hatte.

Die Münchner Historienmalerin Marianne Kürzinger, die zu Lebzeiten den schmeichelhaften Beinamen einer "bayerischen Angelica Kauffmann" erhalten hatte, stellt die Bündnisschließung allegorisch dar.

Die mädchenhaft-schutzlose Gestalt der Bavaria, umschlungen von einem Tuch mit blau-weißem Rautenmuster über dem weißen Gewand, flüchtet sich in die Arme der mütterlichen Gallia, die gleich einer rettenden Göttin auf einer Wolke herniederschwebt. Gallia trägt den mit einem Federbusch in den Farben der Trikolore und dem kaiserlichen Adler geschmückten Helm der Athene, der Göttin der Staatsklugheit, und nimmt Bavaria unter den Schutz ihres Schildes, der das Monogramm Napoleons zeigt. Auch der bayerische Löwe steht in Angriffsposition. Im Hintergrund lodert der Feuerschein von den Schlachtfeldern herüber.