Maria Anna Herzogin von Bayern (1722–1790)

George Desmarées (1697–1776)
1760
Öl/Leinwand, 85,5 x 68
Süddeutscher Privatbesitz

Als führendes Mitglied der antiösterreichischen Patriotengruppe am Münchner Hof spielte Herzogin Maria Anna von Bayern durch ihre persönlichen Kontakte zum preußischen Hof eine wichtige Rolle.

 

 

  Maria Anna von Bayern

 

Herzogin Maria Anna von Bayern stammte aus der wittelsbachischen Nebenlinie Pfalz-Sulzbach. 1742 heiratete sie in die altbayerische Linie ein.

Ihr Ehemann Herzog Clemens Franz de Paula war der Neffe des Kurfürsten und Kaisers Karl (Albrecht) VII. Nach dem Tod Kaiser Karls VII. 1745 betrat die Herzogin, die ihrem eher farblosen Ehemann an Geist und Temperament überlegen war, die politische Bühne, als sie sich gegen den Frieden von Füssen und damit gegen den Ausgleich mit Österreich wandte. Dank ihres Einflusses auf den neuen Kurfürsten Max III. Joseph konnte sie diesen außenpolitisch zu einem Kurs der Zweigleisigkeit zwischen den Bündnisblöcken Österreich-England und Frankreich-Preußen bewegen.

Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763), in dem Kurbayern auf der Seite der französisch- österreichischen Koalition stand, nahm die Herzogin Kontakt zu Friedrich II. von Preußen auf. Es entwickelte sich eine rege politische Korrespondenz und der König bezeichnete sich bald als ihr Freund.

Als eine der führenden Persönlichkeiten der Münchner Neutralitätspartei wurde Maria Anna zu einer Wegbereiterin der Neutralitätskonvention zwischen Bayern und Preußen vom Januar 1763, die einen Monat später in die Neutralitätserklärung des Reichs mündete.

Als mit dem Tod Kurfürst Max III. Josephs im Dezember 1777 die altbayerische Linie der Wittelsbacher erlosch, fiel Bayern auf Grund der Hausverträge an den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz. Während sich der Kurfürst den Ansprüchen Kaiser Josephs II. auf Teile Bayerns im Hinblick auf einen möglichen Ländertausch geneigt zeigte, trat Maria Anna für den ungeschmälerten Bestand Kurbayerns ein.

Sie fand in Friedrich II. einen sicher nicht uneigennützigen Bundesgenossen, dessen militärisches Eingreifen im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 zu Gunsten der 1774 anerkannten Erbrechte der Linie Pfalz-Zweibrücken die bayerische Eigenstaatlichkeit bewahrte. Auch dem bayerisch-niederländischen Tauschprojekt von 1784/85 setzte die Herzogin als treibende Kraft der Münchner Patriotenpartei ihren entschiedenen Widerstand entgegen.

Um die Tauschpläne Karl Theodors zu verhindern, unterstützte sie Friedrich II. in seinem Fürstenbundprojekt von 1785 und konnte so wesentlich dazu beitragen, dass die Existenz Kurbayerns unangetastet blieb.

Selbstbewusst präsentiert sich Herzogin Maria Anna auf dem Repräsentationsgemälde von Desmarées, das sie in eleganter Hoftoilette
mit reichem Brillantschmuck und hermelingefüttertem Samtüberwurf zeigt. Im Hintergrund ist der Herzogshut als Standesattribut zu sehen.