Kaiser Joseph II. (1741–1790)

Franz Streicher (1738–1811)
Salzburg, um 1780
Öl/Leinwand, 132 x 88
Michaelbeuren, Benediktinerstift (Pfarrhof Perwang)

Kaiser Joseph II. versuchte Österreichs Stellung im Reich durch den Erwerb von Kurbayern zu verbessern. 1779 gewann er das bayerische Innviertel; weiter reichende Tauschpläne wurden von Friedrich dem Großen blockiert.

 

 

  Kaiser Joseph II.

 

 

Das Bildnis Josephs II. wurde vom Stift für das "Kaiserzimmer" im Pfarrhof Perwang in Auftrag gegeben, den Raum, in dem der Kaiser bei seinem Besuch des Innviertels am 28./29. Oktober 1779 übernachtet hatte. Die Inschrift auf dem denkmalhaften Rahmen erinnert an diesen Anlass. Nach dem Erwerb des bis dahin bayerischen Landes war der Kaiser sofort zur Inspektion gereist und wurde als neuer Landesherr offenbar mit der gebührenden Begeisterung empfangen. Das Bildnis nimmt Bezug auf den Hintergrund der Reise, den Bayerischen Erbfolgekrieg: Es zeigt den kaiserlichen Feldherrn mit Marschallstab und einer Karte, im Hintergrund Zelte eines Militärlagers.

Joseph II. war seinem Vater Franz Stephan von Lothringen 1765 in der Kaiserwürde gefolgt und regierte gemeinsam mit seiner Mutter Maria Theresia.

Fasziniert von der Persönlichkeit und den Erfolgen des preußischen "Ungeheuers" (Maria Theresia) Friedrich II., suchte er dessen Politik nachzuahmen und insbesondere seine territoriale Basis zu vergrößern. Fürst Kaunitz hatte bereits 1764 das zu erwartende Aussterben der altbayerischen Wittelsbacher als günstige Gelegenheit für einen Landerwerb propagiert; Joseph musste daher eine zweite, freilich ohne Nachkommen gebliebene, Ehe mit einer Schwester des kinderlosen Nachbarn schließen.

Spätestens 1767 machte der junge Kaiser sich den Gedanken der Erwerbung Bayerns zu eigen und verfolgte dieses Ziel hartnäckig. Da beim unerwartet frühen Tod Max III. Josephs 1777 der voraussichtliche Erbe Karl Theodor bereits in Tauschverhandlungen mit Österreich begriffen war und der Abtretung eines Teils von Niederbayern zustimmte, waren die Erfolgsaussichten günstig.

Allein die Intervention Preußens, das den Machtzuwachs des Rivalen Österreich nicht hinnehmen wollte, führte zur Komödie des Erbfolgekriegs. Der in Teschen gefundene Kompromiss brachte Joseph II. nur das bayerische Innviertel, das allerdings zur Abrundung Oberösterreichs bedeutsam war. Die teilweise Niederlage hinderte den Kaiser aber nicht daran die Tauschpläne für Bayern weiterzuverfolgen.