Kaiser Karl VII.

Franz Scheucher (um 1756–1803)
Tirol, um 1790
Statue aus Lindenholz, ehemals goldbronziert, teilweise farbig gefasst,
H. mit Sockel 250
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum (PL.O. 1833)

Der Versuch des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht die Habsburger zu beerben und die Kaiserwürde für sein Haus zu gewinnen führte 1742 bis 1745 zu einem Fiasko, in dessen Folge Bayern alle Großmachtträume aufgeben mußte.

  Kaiser Karl VII.  

Die Regierungszeit Karl Albrechts war geprägt von der Erwartung des Erlöschens des Hauses Österreich im Mannesstamm und von der Frage der Erbfolge, mit der auch die Nachfolge in der Kaiserwürde verknüpft war.

Seit seinem Regierungsantritt als Kurfürst 1726 versuchte er in wechselnden Koalitionen den Ansprüchen Bayerns auf die Kaiserkrone Gewicht zu verleihen. Die Pragmatische Sanktion, die das Recht der weiblichen Erbfolge in Österreich regeln sollte, wurde von Kurbayern nicht anerkannt. Als nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 der Erbfall eintrat, stand Karl Albrecht mit Frankreich und Preußen im Krieg gegen Maria Theresia, der von den Ständen der habsburgischen Erblande als Nachfolgerin des Kaisers gehuldigt worden war.

Entgegen dem Rat seiner preußischen Verbündeten zog Karl Albrecht nicht nach Wien, sondern rief sich in Prag zum böhmischen König aus. Während der bayerische Kurfürst im Januar 1742 einstimmig zum Kaiser gewählt und am 12. Februar von seinem Bruder, dem Kölner Erzbischof, gekrönt wurde, besetzten österreichische Truppen München.

Kaiser Karl VII., wie sich Karl Albrecht nun nannte, war ein Herrscher ohne Land. Auch dank preußischer Entlastungsangriffe konnte er zwar 1744 wieder in München einziehen, die militärischen Vorteile lagen aber eindeutig bei Österreich. Der Tod des Kaisers am 20. Januar 1745 beraubte die antiösterreichische Koalition jeder Berechtigung zur Fortsetzung des Krieges.

Die Statue des Tiroler Künstlers Franz Scheucher stellt Karl VII. in der Tradition der Imperatoren in antiker Rüstung mit Lorbeerkranz dar. Über dem hermelingefütterten Mantel hängt das Ordenskreuz des St.-Georgi-Ritterordens, der 1729 von ihm erneuert worden war. Zu Füßen des Kaisers befindet sich das Buch mit den Ordensstatuten, darüber schwebt der doppelköpfige Reichsadler. Die Figur gehört zu einer Serie von achtzehn Statuen von Herrschern des Hauses Wittelsbach.